Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Warum die Börsen trotz geldpolitischer Straffungsideen der Fed optimistisch bleiben – und bei welchen drei Aktien Experten nun schönes Potenzial sehen.
Wörter können eine solche Wucht haben, dass sie das Glas zum Bersten bringen, wenn man sie aufs Fenster schleudert, war der große russische und von Stalin in den Tod getriebene AvantgardeSchriftsteller Daniil Charms überzeugt. Die Notenbanken wissen das – übertragen auf ihr Metier – genauso. Nicht zufällig haben sie es, allen voran die USamerikanische Fed, in den vergangenen Jahren zur Meisterschaft darin gebracht, die Wortwahl so behutsam zu treffen, dass man Erschütterungen und generell größere Ausschläge an den Märkten verhindert.
Diesen Mittwoch aber waren die Worte der USWährungshüter sehr klar, sodass sie für ein Klirren der Scheiben an den Börsen sorgten. Die Fed entschied sich zwar – wie erwartet – für eine Pause bei den Zinserhöhungen. Überraschend stellte sie aber mögliche weitere Zinsschritte zur Bekämpfung des Preisauftriebs in Aussicht. Konkret würden sie für heuer noch einen Schritt nach oben ins Auge fassen und im nächsten Jahr könnten die Zinsen höher sein als zuvor erwartet.
Die Reaktion des Marktes folgte auf dem Fuß. Zwei Tage waren die Börsen rot. Am Freitag waren die Zinssorgen allerdings schon wieder in den Hintergrund getreten und es setzte eine leichte Erholung ein.
Etwas leichtsinnig, meinen manche Experten. Aber es gibt auch andere Stimmen, die neuen Mut erkennen wollen. Die Bank of America sieht den USLeitindex S&P 500, der bei 4320 Punkten steht, nun bis zum Jahresende auf 4600 klettern (bisherige Prognose: 4300 Punkte). „Obwohl eine straffere USNotenbankpolitik schon seit Wochen wieder als Gift für die Konjunktur gehandelt wird, werden sich die negativen Auswirkungen für die Börsen in Grenzen halten“, sagte auch Sven Streibel, ChefAktienstratege der DZ Bank, zur Nachrichtenagentur Reuters. Denn die weiterhin robust laufende USWirtschaft stütze mittelfristig die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks.
Wo sehen Experten aktuell eine gute Einstiegsgelegenheit für eine langfristige Geldanlage in einem breit diversifizierten Depot? Die USBank JP Morgan etwa beim 232 Euro teuren Papier der Allianz (ISIN: DE0008404005). Dieses, an das wir hier immer wieder erinnert haben, wurde von der Bank am Freitag von „Neutral“auf „Overweight“und das Kursziel von 240 auf 270 Euro hochgestuft. Die Allianz erfülle unabhängig von der Wirtschaftslage ihre Prognosen, so die Erklärung. Diese Fähigkeit, Schocks zu verkraften, werde vom Markt jedoch übersehen. Dividenden sollten durch weitere Aktienrückkäufe ergänzt werden. Die Bank Berenberg hat am Freitag die Einstufung auf „Buy“
MEHR LET´S MAKE MONEY DIEPRESSE.COM/ MONEY
mit dem hohen Kursziel von 309 Euro belassen. Die Analysten zählen den Versicherer Allianz zu ihren TopPicks im Bereich Nachhaltigkeit (ESG).
Eine Hochstufung hat am Freitag auch der britische Energiemulti Shell (ISIN: GB00BP6MXD84) ausgefasst. Und zwar von der USBank JP Morgan, die das Kursziel für die 2607 Pence teure Aktie von 2750 auf 3200 Pence angehoben und die Einstufung auf „Overweight“belassen hat. Mit den deutlich angezogenen Ölpreisen sei der Superzyklus auf dem richtigen Weg, schrieb die Bank in der Branchenstudie und verwies auf die sich ergebenden „erstklassigen“Barmittelrenditen. Aufgrund der günstigeren Hebelwirkung zieht sie europäische Werte den USWettbewerbern vor. Bei Shell hob sie unter anderem die verstärkte Selbsthilfe mit dem Fokus auf operative und wertorientierte Ziele hervor. Bis Mitte des Jahrzehnts sollte dies zu einem branchenführenden Barmittelfluss führen. Als Energiemulti bietet Shell übrigens eine branchenüblich hohe Dividendenrendite.
Und mit einem besonders hohes Kursziel hat dieser Tage die Baader Bank die Bewertung von Baywa (ISIN: DE0005194062) aufgenommen – nämlich mit 52 Euro. Baader sieht mehrere Kurstreiber für die 34 Euro teure Aktien des Agrarhandelskonzerns, der von Investoren oft übersehen werde und unterbewertet sei. Zu einem neuen Chef komme die Aussicht, dass sich die Gewinne im Agrargeschäft erholen und der Großteil des operativen Ergebnisses bereits 2025 aus dem Geschäft mit erneuerbaren Energien komme. Ein weiterer Kurstreiber sei der Verkauf des SolarHandelsgeschäfts. Die Aktie hat heuer stark verloren. Die Zeichen könnten auf Turnaround stehen.
Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.