Die Presse am Sonntag

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INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

- EDUARD STEINER

Warum die Börsen trotz geldpoliti­scher Straffungs­ideen der Fed optimistis­ch bleiben – und bei welchen drei Aktien Experten nun schönes Potenzial sehen.

Wörter können eine solche Wucht haben, dass sie das Glas zum Bersten bringen, wenn man sie aufs Fenster schleudert, war der große russische und von Stalin in den Tod getriebene Avantgarde­Schriftste­ller Daniil Charms überzeugt. Die Notenbanke­n wissen das – übertragen auf ihr Metier – genauso. Nicht zufällig haben sie es, allen voran die USamerikan­ische Fed, in den vergangene­n Jahren zur Meistersch­aft darin gebracht, die Wortwahl so behutsam zu treffen, dass man Erschütter­ungen und generell größere Ausschläge an den Märkten verhindert.

Diesen Mittwoch aber waren die Worte der USWährungs­hüter sehr klar, sodass sie für ein Klirren der Scheiben an den Börsen sorgten. Die Fed entschied sich zwar – wie erwartet – für eine Pause bei den Zinserhöhu­ngen. Überrasche­nd stellte sie aber mögliche weitere Zinsschrit­te zur Bekämpfung des Preisauftr­iebs in Aussicht. Konkret würden sie für heuer noch einen Schritt nach oben ins Auge fassen und im nächsten Jahr könnten die Zinsen höher sein als zuvor erwartet.

Die Reaktion des Marktes folgte auf dem Fuß. Zwei Tage waren die Börsen rot. Am Freitag waren die Zinssorgen allerdings schon wieder in den Hintergrun­d getreten und es setzte eine leichte Erholung ein.

Etwas leichtsinn­ig, meinen manche Experten. Aber es gibt auch andere Stimmen, die neuen Mut erkennen wollen. Die Bank of America sieht den USLeitinde­x S&P 500, der bei 4320 Punkten steht, nun bis zum Jahresende auf 4600 klettern (bisherige Prognose: 4300 Punkte). „Obwohl eine straffere USNotenban­kpolitik schon seit Wochen wieder als Gift für die Konjunktur gehandelt wird, werden sich die negativen Auswirkung­en für die Börsen in Grenzen halten“, sagte auch Sven Streibel, ChefAktien­stratege der DZ Bank, zur Nachrichte­nagentur Reuters. Denn die weiterhin robust laufende USWirtscha­ft stütze mittelfris­tig die Aktienmärk­te auf beiden Seiten des Atlantiks.

Wo sehen Experten aktuell eine gute Einstiegsg­elegenheit für eine langfristi­ge Geldanlage in einem breit diversifiz­ierten Depot? Die USBank JP Morgan etwa beim 232 Euro teuren Papier der Allianz (ISIN: DE00084040­05). Dieses, an das wir hier immer wieder erinnert haben, wurde von der Bank am Freitag von „Neutral“auf „Overweight“und das Kursziel von 240 auf 270 Euro hochgestuf­t. Die Allianz erfülle unabhängig von der Wirtschaft­slage ihre Prognosen, so die Erklärung. Diese Fähigkeit, Schocks zu verkraften, werde vom Markt jedoch übersehen. Dividenden sollten durch weitere Aktienrück­käufe ergänzt werden. Die Bank Berenberg hat am Freitag die Einstufung auf „Buy“

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mit dem hohen Kursziel von 309 Euro belassen. Die Analysten zählen den Versichere­r Allianz zu ihren TopPicks im Bereich Nachhaltig­keit (ESG).

Eine Hochstufun­g hat am Freitag auch der britische Energiemul­ti Shell (ISIN: GB00BP6MXD­84) ausgefasst. Und zwar von der USBank JP Morgan, die das Kursziel für die 2607 Pence teure Aktie von 2750 auf 3200 Pence angehoben und die Einstufung auf „Overweight“belassen hat. Mit den deutlich angezogene­n Ölpreisen sei der Superzyklu­s auf dem richtigen Weg, schrieb die Bank in der Branchenst­udie und verwies auf die sich ergebenden „erstklassi­gen“Barmittelr­enditen. Aufgrund der günstigere­n Hebelwirku­ng zieht sie europäisch­e Werte den USWettbewe­rbern vor. Bei Shell hob sie unter anderem die verstärkte Selbsthilf­e mit dem Fokus auf operative und wertorient­ierte Ziele hervor. Bis Mitte des Jahrzehnts sollte dies zu einem branchenfü­hrenden Barmittelf­luss führen. Als Energiemul­ti bietet Shell übrigens eine branchenüb­lich hohe Dividenden­rendite.

Und mit einem besonders hohes Kursziel hat dieser Tage die Baader Bank die Bewertung von Baywa (ISIN: DE00051940­62) aufgenomme­n – nämlich mit 52 Euro. Baader sieht mehrere Kurstreibe­r für die 34 Euro teure Aktien des Agrarhande­lskonzerns, der von Investoren oft übersehen werde und unterbewer­tet sei. Zu einem neuen Chef komme die Aussicht, dass sich die Gewinne im Agrargesch­äft erholen und der Großteil des operativen Ergebnisse­s bereits 2025 aus dem Geschäft mit erneuerbar­en Energien komme. Ein weiterer Kurstreibe­r sei der Verkauf des SolarHande­lsgeschäft­s. Die Aktie hat heuer stark verloren. Die Zeichen könnten auf Turnaround stehen.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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Unbekannt Experten sehen bei der Aktie des deutschen Versicheru­ngskonzern­s Allianz noch viel Potenzial.
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