Die perfide Logik hinter dem neuen Gaza-Krieg
Die Islamisten der palästinensischen Hamas und ihre Förderer im Iran wollten mit dem niederträchtigen Angriff auf Israel einen massiven Gegenschlag provozieren, um die Aussöhnung mit Saudiarabien zu torpedieren.
War das symbolisch aufgeladene Datum bewusst gewählt? Der blutige Überfall kam ähnlich überraschend wie der JomKippurKrieg vor fast exakt 50 Jahren. So wie damals erwischten die Angreifer Israel während eines Feiertags am falschen Fuß, diesmal am Tag der ThoraFreude. Den Terroreinheiten der Hamas gelang es Samstagfrüh, die israelischen Sicherheitskräfte zu überrumpeln.
Unter dem Hagel von mehr als 2000 Raketen, von radikalen Palästinensern aus dem Gazastreifen wahllos auf Zivilisten in Israel abgefeuert, stießen mehrere Kampfgruppen auf israelisches Gebiet vor. Sie kamen über Land, über See und mit Gleitfliegern sogar aus der Luft. Außer Angst zu verbreiten, einen militärtaktischen InstantErfolg zu erzielen und einen massiven Gegenschlag zu provozieren, war es ihr ruchloses Ziel, Geiseln zu nehmen — egal, ob tot oder lebendig.
Wie es möglich ist, dass die israelischen Nachrichtendienste von einer Kommandoaktion dieser Dimension nicht rechtzeitig Wind bekommen haben, wird das Land noch lang beschäftigen. Das Versagen ist epochal. Im Moment jedoch schließen die israelischen Parteien die Reihen. Es ist nicht die Zeit für innenpolitischen Hader. Israel befindet sich im Krieg und wird geeint mit aller Macht zurückschlagen. Das machten sowohl Premier Benjamin Netanjahu als auch die Opposition schnell klar.
Umzingelt. Israel droht ein Mehrfrontenkrieg, nicht nur aus dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen und aus besetzten Palästinensergebieten im Westjordanland. Die Feinde lauern zudem im Südlibanon, den die schiitischen HisbollahMilizen beherrschen. Im Hintergrund zieht der Iran die Fäden, dessen Hand nicht nur nach Gaza und Beirut reicht, sondern auch in ein anderes Nachbarland Israels: nach Syrien. Der jüdische Staat ist umzingelt.
Warum erfolgt die Attacke abseits der Zahlenmystik rund um den 50. Jahrestag des JomKippurKriegs gerade jetzt? Erstens glaubten die Angreifer vermutlich, Israel nach Monaten tief spaltender Streitigkeiten um die Justizreform in einem Moment der Schwäche umso tiefer ins Herz zu treffen. In einem Statement gab die HisbollahFührung aber auch Einblick in ein zweites Motiv: Die Offensive der Hamas sei ein Zeichen gegen die Normalisierung der Beziehungen mit Israel, heißt es darin. Nach Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und dem Sudan bahnte sich zuletzt – ziemlich unabhängig vom Los der Palästinenser – eine Friedensvereinbarung Israels mit Saudiarabien an, dem Land, das die Heiligen Stätten des Islam beherbergt.
Die Hamas und ihre Gönner wollen mit dem Angriff auf Israel diesen Aussöhnungsprozess, der einer Revolution im Nahen Osten gleichkäme, torpedieren. Sie gehen zu Recht davon aus, dass die israelische Armee die Provokation nicht unbeantwortet lassen wird. Es ist mit heftigen Vergeltungsschlägen zu rechnen. Danach wird es dem saudischen Königshaus schwerer als ohnehin fallen, Israel die Hand zu reichen.
» Das Ver sagen der Nachrichtendienste wird Israel noch lang beschäftigen. «