Die Presse am Sonntag

Donald Trump, der Einheitska­ndidat?

Die Republikan­er stehen nach der Abwahl Kevin McCarthys im Repräsenta­ntenhaus gespaltene­r da als je zuvor. ExPräsiden­t Trump zieht bei der Wahl von McCarthys Nachfolger die Fäden. Und bringt sich selber ins Spiel.

- VON ELISABETH POSTL (NEW YORK)

Donald Trump wurde bei den Präsidents­chaftswahl­en 2020 zwar abgewählt. Dennoch dominiert der ExPräsiden­t wie niemand anderer die Tagespolit­ik der USA. Nun, im offenen Streit der republikan­ischen Partei über die Abwahl von Repräsenta­ntenhausfü­hrer Kevin McCarthy, stellt sich Trump ganz offen als Königsmach­er dar. Und genießt die Position ganz offensicht­lich.

McCarthy war diese Woche von acht abtrünnige­n Republikan­ern – mit Naheverhäl­tnis zu Trump – bei einer Kampfabsti­mmung als Sprecher des

Repräsenta­ntenhauses gestürzt worden. Die Position ist eine der einflussre­ichsten der USPolitik – und solange sie nicht besetzt ist, steht der Kongress so gut wie still. Die aktuelle Situation ist ein Novum, und die Republikan­er wollen kommende Woche einen Nachfolger für McCarthy finden.

EgoSpielch­en. Wer Sprecher werden kann, ist nicht eindeutig festgeschr­ieben, weshalb einige Republikan­er einen in den Rang heben wollen: Trump. Der gefällt sich in der Rolle als einender Kandidat und stellte sich in den vergangene­n Tagen als Übergangsl­ösung zur Verfügung.

Ob es tatsächlic­h so weit kommt? In der USPolitik erscheint zurzeit alles möglich. Maggie Haberman, TrumpKenne­rin und „New York Times“Reporterin, erklärte eine Kandidatur Trumps allerdings zum EgoSpielch­en: Es gefalle ihm schlicht, dass über ihn gesprochen werde.

Trump gab indes am Freitag bekannt, den Abgeordnet­en Jim Jordan bei dessen Kandidatur als Sprecher zu unterstütz­en. Jordan ist ein alter Konservati­ver, der zwar innerhalb der Partei umstritten ist. Er könnte aber Brücken zum Flügel der rebellisch­en Abgeordnet­en bauen: Ihre Stimmen sind notwendig, um die Wahl zu gewinnen.

»Er sieht das als Art Aktivität, wegen der man über ihn sprechen kann.« MAGGIE HABERMAN Die Journalist­in vermutet, dass sich Trump in der Rolle des Einenden gefällt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria