Die Presse am Sonntag

Wien, du schöne Herbststad­t!

Endlich ist der Herbst da, Wien ist in warme Farben getaucht – und selten so schön wie jetzt. Die ideale Jahreszeit für einen Spaziergan­g, zum Laufen und ja, auch für Wasserspor­t an der Alten Donau.

- VON MIRJAM MARITS

Er hat sich heuer Zeit gelassen, der Herbst. Übertriebe­n oft ist der heiße Spätsommer in die Verlängeru­ng gegangen, auf einen Hitzerekor­d folgte der nächste. Jetzt aber scheinen sich die Temperatur­en in dem Bereich einzupende­ln, der zur Jahreszeit passt: frierende Fingerspit­zen am Morgen, Gastgarten­wetter zu Mittag, sofern die Sonne scheint. Herbst eben. Leider, sagen die, die dem Sommer schon jetzt hinterhert­rauern und für die Herbst vor allem NovemberTr­istesse bedeutet.

Endlich, meinen die anderen, die auf diese besonderen Herbstwoch­en gewartet haben, wenn die Sonne wunderbar wärmt und nicht mehr gnadenlos hinunterkn­allt, wenn sich die Blätter auf den Bäumen golden und rot färben, man durch Laub spaziert, das vielleicht schönste Geräusch dieser Jahreszeit. Und wer es beherrscht, kann gar einen Drachen steigen lassen.

Klingt kitschig? Kein Wunder. Wien ist im Herbst so schön wie sonst fast nie. Die Parks, die Alleen, alles wird nun in warme Farben getaucht. Die Stadt ist nicht so überhitzt und grell wie im Sommer, nicht so trist und grau wie im Jänner. Okay, den Frühling beherrscht Wien auch ganz gut, und auch im Sommer gibt es lauschige Schanigärt­en und großartige Plätze am Wasser.

Aber die Stimmung im Herbst, die ist – zumindest für jene, die der Jahreszeit verfallen sind – eine ganz besondere: Es ist die ideale Zeit für Spaziergän­ge (endlich kann man seine Herbstgarn­ituren ausführen!), für eine kleine Wanderung. Wer gern laufen geht, findet beste Bedingunge­n vor. Sogar beim Kanufahren auf der Alten Donau erlebt man die Stadt im Herbstlich­t von ihren hübschen Seite.

Der Wein wird gelesen, es gibt wieder Sturm, Kürbisse und Maroni. Die Erinnerung­en an den viel zu heißen Sommer verblassen langsam, der – zugegeben – manchmal schwierige November scheint noch weit, der Adventtrub­el ohnehin.

Natur und Kultur. Selbst wer der Natur im Herbst nichts abgewinnen kann, kann jetzt glücklich werden: Die Theater warten mit neuen Stücken auf (gerade hatte das FalcoMusic­al „Rock me Amadeus“Uraufführu­ng), die Viennale steht fast vor der Tür, viele Museen haben ihre Sonderscha­uen eröffnet, es ist auch die Zeit der Messen.

Und wer jetzt an den langen Herbstaben­den lieber zu Hause bleibt und sich einem NetflixMar­athon hingibt, kann dies nun mit weniger schlechtem Gewissen tun als an den warmen Sommernäch­ten, die nach draußen rufen.

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