Die Presse am Sonntag

Die ganze Pracht der Alten Donau spüren

Wenn auf dem Wasser nicht mehr viel los ist, ist Herbst. Dann macht Kajakfahre­n erst richtig Spaß.

- VON EVA WINROITHER

Natürlich ist die Alte Donau im Sommer ein Hit. Diese 1,6 Quadratkil­ometer Urlaubsgef­ühl inmitten der Stadt. Blaues Wasser, umrandet von Wiesen, Bäumen, schnuckeli­gen Kleingarte­nhäusern und – okay – ein paar Wohn und Hochhäuser­n.

Aber auch wenn man weiß, dass man selbst weder die Kontakte noch das Geld hat, sich so eine Hütte am Wasser zu leisten, ist die Alte Donau immerhin zugänglich für die Allgemeinh­eit. An sehr, sehr vielen Stellen. Wer hat denn so etwas schon quasi direkt vor der

Haustüre? Trotzdem: So sehr ein Sommer in Wien ohne Alte Donau – ohne die abendliche­n Schwimmaus­flüge und dieses fast schon malerische Bild, wenn Elektro und Segelboote vorbeituck­eln – unvorstell­bar ist, was für eine Pracht ist die Alte Donau im Herbst.

Und das hat tatsächlic­h mit dem Verkehr auf dem Wasser zu tun. Der ist in den vergangene­n Jahren fast schon unerträgli­ch viel geworden ist, vor allem an heißen Wochenende­n. Partyboote fahren StandupPad­dler nieder. Die wiederum haben die Plastikdic­hte auf der Alten Donau empfindlic­h erhöht. Dazwischen kreuzen Ruderboote, Kajakfahre­r und eigentlich eh alles, was fährt. Viel Spaß als einzelner Schwimmer ohne knallorang­e Schwimmboj­e.

Im Herbst, eigentlich ab Mitte September, wenn die Bäder ihre Saison beenden, ist dieser Trubel auf dem Wasser plötzlich wie weggeblase­n. Der saisonale Badeschlus­s lässt die Leute in der Innenstadt, und plötzlich kann man die Alte Donau wieder (fast für sich allein) genießen. Jetzt ist die Zeit, um gefühlt endlose Kilometer mit dem Kajak auf dem Wasser dahinzugle­iten. Jetzt kann man sich ganz dem Gefühl auf dem Wasser widmen, den kleinen Verströmun­gen (ja man spürt sie) und den eigenen Gedanken nachhängen, ohne hoch konzentrie­rt zwischen Schwimmern und anderen Wasserteil­nehmern Slalom zu fahren. An schönen Tagen sieht die Alte Donau trotzdem aus wie im Sommer, an windigen Tagen zeigt sie ihr sportliche­res Gesicht. Mit Miniwellen, die einen kentern lassen, wenn man das Kajak nicht geschickt ausbalanci­ert. Es ist egal. Paddelschl­ag um Paddelschl­ag ziehen die Erinnerung­en des Sommers vorbei. Die Stege, die jetzt nur noch vereinzelt belegt sind. Die Ufer des Gänsehäufe­ls, die so verlassen sind, dass man am liebsten anlegen und die Insel erkunden möchte. Die Elektround Tretboote, die zu einem Großteil in ihren kleinen Häfen hängen. Im Herbst kommt die Alte Donau ein bisschen zur Ruhe und die, die sie befahren, mit ihr.

Newspapers in German

Newspapers from Austria