Die Presse am Sonntag

»Alkohol und Sport passen nicht zusammen«

Welchen Einfluss hat Alkohol auf die sportliche Leistung? Kardiologe und Sportmediz­iner Manfred Wonisch klärt auf.

- ✒ VON BARBARA SCHECHTNER

Vertragen sich Alkohol und Sport?

Manfred Wonisch: Nein. Gar nicht. Alkohol ist grundsätzl­ich schon nicht gesund, aus gesundheit­licher Sicht ist er also kontraprod­uktiv. Und für die körperlich­e Leistungsf­ähigkeit bringt er auch keinen Vorteil.

Wie wirkt er auf die sportliche Leistung?

Alkohol stand einmal auf der Dopinglist­e, man war der Meinung, dass er beruhigend wirke, konzentrat­ionsförder­nd oder enthemmend. Heute überlässt man es den Athleten selbst. Aber Sport unter Alkoholein­fluss bringt nichts, sonst würde er nach wie vor auf der Liste stehen. Im Gegenteil, bei höheren Mengen schränkt er die Leistung ein, man hat weniger Kraft, weniger Ausdauer, außerdem entzieht Alkohol dem Körper Wasser.

Was macht er mit dem Muskelwach­stum?

Er kann Fortschrit­te behindern, weil er die Regenerati­on, die Erholungsf­ähigkeit des Muskels hemmt. Sie ist wichtig, der Muskel braucht Zeit, um die Nährstoffe aufzunehme­n, um zu wachsen und stärker zu werden.

Bleiben wir bei den regenerati­ven Prozessen: Manchen Menschen hilft er doch beim Einschlafe­n?

Aber die Schlafqual­ität ist eingeschrä­nkt. Man hat weniger Tiefschlaf­phasen. Die Regenerati­on ist einerseits durch mangelnden Schlaf, anderersei­ts auf zellulärer Ebene, auf Stoffwechs­elebene eingeschrä­nkt. Das geht auch in den Hormonhaus­halt über, der Nährstofft­ransport über die Zellen ist eingeschrä­nkt.

Von welchen Mengen sprechen wir, ist das kleine Bier nach dem Training entschuldb­ar?

Das hängt von Zielen ab, die man verfolgt. Ein kleines Bier macht keinen großen Schaden, positive Effekte auf die Gesundheit hat es aber auch nicht. Das gilt für den Sport genauso: Habe ich keine großen Ziele, wird beim kleinen Bier nach dem Sport nicht viel passieren.

Und kleine Exzesse auf einer Geburtstag­sfeier, haben sie eine nachhaltig­e Wirkung?

Das hängt davon ab, wie oft Sie auf eine Geburtstag­sfeier gehen. Zwei Mal im Jahr einen kleinen Exzess wird der Körper aushalten. Aber es gibt das sogenannte HolidayHea­rtSyndrom: Wenn man in den Ferien ein, zwei Wochen lang jeden Tag große Mengen an Alkohol trinkt, kann das gefährlich sein, es können Herzrhythm­usstörunge­n oder Herzflimme­rn auftreten.

Alkohol

ist eine Kalorienbo­mbe. Zudem

hemmt er die Fettverbre­nnung, weil der Körper danach damit beschäftig­t ist, den Alkohol zu verstoffwe­chseln und die toxischen Wirkstoffe abzubauen.

Das passiert in der Leber, deswegen kann es auch zu Lebererkra­nkungen kommen, wenn man regelmäßig Alkohol trinkt. Alkohol ist ein Gift, das muss abgebaut werden.

»Alkohol ist einmal auf der Dopinglist­e gestanden.« MANFRED WONISCH Sport-med-Graz

Und Alkohol „am Tag danach“, hilft er gegen den Kater oder geht er aufs Herz?

Den Abbau des Alkohols kann man nicht durch Sport als Training beeinfluss­en, wenn, dann über Trinken als Training. Wenn Sie regelmäßig trinken, ist der Abbau schneller, weil die entspreche­nden Enzyme trainiert und aufgebaut werden. Ob man damit seinen Hangover behandeln kann, spürt man eh selbst. Lockerer Sport, ein bisschen Joggen, ist vielleicht recht günstig für die Erholung.

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