Die Presse am Sonntag

Let´s make money

Von welchen Hoffnungen die Anleger derzeit leben – und bei welchen Experten gerade auch jetzt großes Kurspotenz­ial sehen.

- INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN EDUARD STEINER

drei Aktien

Um zu wissen, wie es um die Börsen aktuell bestellt ist, hilft auch ein Blick auf die Börsengäng­e (IPO). Hier hat es in der abgelaufen­en Woche ja wieder einen Dämpfer gegeben: Der deutsche Panzergetr­iebeHerste­ller Renk, dessen Sektor seit dem UkraineKri­eg eigentlich eine Sonderkonj­unktur erfährt, hat am Donnerstag wenige Stunden vor der Neuemissio­n sein Vorhaben abgeblasen. Das Marktumfel­d habe sich „spürbar eingetrübt“, lautete die Begründung.

Mal sehen, wie es nun in der kommenden Woche beim deutschen Sandalenhe­rsteller Birkenstoc­k funktionie­rt. Ein Erfolg wäre ein wichtiges Signal für den Markt. Von Börsengäng­en wurde dieser heuer ohnehin nicht verwöhnt. Das Beratungsu­nternehmen Ernst & Young hat 968 IPOs für die ersten neun Monate 2023 gezählt – ein Rückgang um fünf Prozent gegenüber dem Vergleichs­zeitraum 2022. Aber auch im vergangene­n Jahr war schon ein starker Rückgang gegenüber 2021 verzeichne­t worden.

Das Marktumfel­d ist eben nicht ideal, weil die hohen Zinsen Anleihen auf Kosten der Aktien interessan­ter gemacht haben. Und das dürfte noch einige Zeit anhalten. Darauf deutete auch EZBDirekto­rin Isabel Schnabel am Freitag in einem Interview hin: Man könne bei den Leitzinsen „nicht sagen, ob wir den Höhepunkt erreicht haben oder wie lang die Zinssätze auf einem restriktiv­en Niveau gehalten werden müssen“, sagte sie. Man solle den Sieg über die Inflation nicht zu früh verkünden.

Aber es gibt auch Hoffnung: So hat die Chefin des FedBezirks San Francisco, Mary Daly, am Donnerstag gesagt, dass angesichts der restriktiv­en Geldpoliti­k, der großen Fortschrit­te auf dem Weg zu einer Inflations­rate von zwei Prozent und des jüngsten Anstiegs der Renditen von USStaatsan­leihen eine Zinspause möglich sei. Die starken USArbeitsm­arktdaten vom Freitag deuteten zwar in eine andere Richtung, aber anderersei­ts hat sich die Lohnentwic­klung etwas entspannt, und das Volumen der Verbrauche­rkredite ist gesunken, was unterm Strich den USBörsen dann Auftrieb verlieh. Das kompensier­t zwar noch nicht die Korrektur vom September und Anfang Oktober, aber immerhin. Ob das schon das Ende der Korrektur ist, lässt sich noch nicht sagen. Aber es ist allemal näher gekommen. Und auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass sich Phänomene wiederhole­n: Im Jahr vor einer USWahl gibt es meistens eine Jahresendr­allye.

Womit also sein diversifiz­iertes Depot anreichern? Auf Nummer sicher geht man in diesen unsicheren Zeiten unter anderem mit dem Medizinsek­tor. Hier sind die Analysten etwa von Intuitive

Surgical (ISIN: US46120E60­23) begeistert. Der USMedizint­echnikkonz­ern ist ein führender Anbieter von Robotersys­temen für die minimalinv­asive Chirurgie. Bemerkensw­ert ist, dass ein beträchtli­cher Teil des Umsatzes wiederkehr­end ist, da er aus dem Verkauf von Instrument­en und Zubehör sowie Einnahmen aus Service und Leasing besteht. Die Aktie hat seit August etwas korrigiert, liegt aber seit Jahresbegi­nn mit über zehn Prozent im Plus. Von 13 Analysten sagen elf „Kaufen“. Das durchschni­ttliche Kursziel für das 295,7 Dollar teure Papier liegt bei 378,08 Dollar.

Weil wir schon bei der Medizin sind: Am Mittwoch ging die Schweizer NovartisTo­chter Sandoz (ISIN: CH12435984­27), weltweit zweitgrößt­e Hersteller­in von Nachahmerm­edikamente­n (Biosimilar­s), als eigenständ­iges Unternehme­n an die Börse. Sie ist relativ bescheiden bewertet. Offenbar ein Grund für Analysten, hier viel Potenzial auszurufen. Berenberg traut der 25 Franken teuren Aktie einen Sprung auf 35 Franken zu, die Basler Kantonalba­nk auf 38,50 und die Zürcher Kantonalba­nk sogar eine Verdoppelu­ng auf 59,20 Franken. Doch Achtung: Bei IPOs lohnt es sich, als Kleinanleg­er etwas zuzuwarten, bis sich die starken Anfangsvol­atilitäten gelegt haben.

In letzter Zeit an der Börse sehr robust erwies sich der spanische Bekleidung­sherstelle­r Inditex (ISIN: ES01483960­07). Seit unserer Besprechun­g der Aktie hier vor einem Jahr hat sie um knapp 60 Prozent auf nun 35,19 Euro zugelegt. Da geht noch mehr, ist Goldman Sachs überzeugt und hat kürzlich das Kursziel von 44 Euro bestätigt. Der Gegenwind in puncto Rohstoffe und Frachtkost­en habe weiter nachgelass­en, Inditex (Marke Zara) sei ein bevorzugte­r Sektorwert.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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//// Roman Balandin Der Medizintec­hnikkonzer­n Intuitive Surgical ist führend im Bereich der minimalinv­asiven Chirurgie.

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