Wenn sich die Königsklasse verneigt
Mit seinem dritten WMTitel in Folge steigt Max Verstappen in den Kreis der ganz Großen der Formel 1 auf. Aber ist der Niederländer in seinem überlegenen RedBullBoliden gar der Beste der Geschichte, wie manche meinen?
Den Vergleich mit Michael Schumacher scheute Max Verstappen selbst vor seinem dritten Formel1Titelgewinn noch. „Er hat siebenmal gewonnen, da muss ich noch ein paar mehr schaffen“, sagte der Niederländer vor dem Großen Preis von Katar (19 Uhr Mesz, live ORF eins, Sky). Die deutsche Ikone Schumacher und der Brite Lewis Hamilton halten zwar die Bestmarke für die meisten WMTriumphe in der MotorsportKönigsklasse, doch Verstappen kommt derzeit unaufhaltsam näher heran.
Level im Vergleich zu allen anderen Fahrern.«
Zu dominant, zu fehlerlos agierte der Champion und bekam im Fahrerlager schon Glückwünsche, noch bevor der Coup rechnerisch überhaupt feststand. „Er hat so viele Rekorde gebrochen, Gratulation an ihn. Und er hat nicht nur leichte Rennen gewonnen. Wenn man den Job so erledigt, nötigt einem das viel Respekt ab“, sagte etwa Fernando Alonso. Der Spanier war selbst zweimal Weltmeister, in diesem Jahr war er aber ebenso chancenlos wie der Rest des Feldes. Am nächsten kam noch Verstappens Teamkollege Sergio Pérez heran. „Max hat einen herausragenden Job gemacht. Er ist auf einem anderen Level im Vergleich zu allen anderen Fahrern“, lobte der Mexikaner.
Mit seinem dritten Titel steigt Verstappen zweifelsohne in den Kreis der ganz Großen auf. Schumacher, Hamilton, Senna, Fangio, Vettel oder Prost – wo sieht er sich unter diesen Namen selbst? „Jede Generation ist etwas anders, deswegen finde ich es schwer, Weltmeister oder auch NichtWeltmeister miteinander zu vergleichen“, sagt der 26Jährige. Jeder einzelne sei für sich „besonders in seiner Zeit“.
Die nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich er noch werden kann. Selbst denkt Verstappen jedenfalls nicht daran, wie Hamilton oder Schumacher ebenfalls sieben Titel oder viel
Vom Heißsporn zum Könner.
leicht noch mehr zu holen. „Wir sehen Jahr für Jahr, wie es weitergeht.“Ein En de seiner Titelserie ist angesichts der Überlegenheit im Red Bull und der nächsten großen Regelrefom erst 2026 derzeit nicht in Sicht. „Ich bin sehr stolz, diese Dinge geschafft zu haben. Und ich möchte immer noch mehr erreichen“, sagte Verstappen. „Das alles ist etwas, das ich als kleines Kind niemals für möglich gehalten hätte.“
Wie er diese Erfolge geschafft hat? Mit einer Mischung aus Talent, einer kompromisslosen Fahrweise und mittlerweile jeder Menge Erfahrung. Vom Heißsporn, der mit nur 17 Jahren noch ohne Führerschein sein F1Debüt gab, reifte der Sohn des ExRennfahrers Jos Verstappen zum Ausnahmekönner.
„Er hat ein unglaubliches Gespür für das Fahrzeug, eine unglaubliche Kon trolle und liest Situationen extrem schnell“, lobte Sebastian Vettel, von 2010 bis 2013 selbst viermal Weltmeister im Red Bull. Als erster F1Fahrer der Geschichte gewann Verstappen in diesem Jahr zehn Rennen nacheinander und jagte Vettel damit den bisherigen Rekord von neun Siegen in Folge ab.
Kein Schaulaufen. Nicht nur deswegen bezeichnete der langjährige F1Boss Bernie Ecclestone Verstappen nun als den besten Fahrer, den es je gab. „Selbst in einem Auto, das nicht das Beste ist, würde Max eine Menge Leute schlagen. Er ist ein Superstar. Es hat keinen gegeben, der jemals so gut war, wie es Max heute ist“, meint der 92jährige Ecclestone.
Eine Weltmeisterparty plante Verstappen in Doha nicht, schließlich ist die Saison noch nicht vorbei. Auch an den verbleibenden fünf GPWochenenden bis zum Abschluss Ende November in Abu Dhabi darf sich die Konkurrenz keine Hoffnung machen, dass der Dominator nachlässt. „So bin ich einfach nicht“, sagte Verstappen.
Auch wegen dieser Einstellung blickte der 41jährige Fernando Alonso von Aston Martin schon einmal in die Zukunft und prognostizierte noch vor der Entscheidung in Katar: „Max wird sicher noch mehr Titel gewinnen – und dann kann man ihn noch mehr mit Michael vergleichen.“