Die Presse am Sonntag

» Abstoßende Ausbildung «

- DANIELA TOMASOVSKY ////

Vergangene­n Montag ist eine Frau in Oberösterr­eich beim Joggen von einem Hund totgebisse­n worden. Die 37 Jahre alte Besitzerin des Hundes ging mit ihrem American Staffordsh­ire Terrier spazieren. Als die 60jährige Joggerin vorbeilief, wurde sie von dem Tier attackiert. Die Besitzerin versuchte noch, ihren Hund wegzuzerre­n. Dabei wurde sie selbst verletzt.

Ein tragisches Ereignis, das eine Diskussion ausgelöst hat: Soll man Kampfhunde wie American Staffordsh­ire Terrier (kurz: Amstaff) ganz verbieten? Hundebisse an sich sind nicht so selten: Rund 4000 Hundebisse werden jährlich in Österreich im Krankenhau­s behandelt, 680 davon bei Kindern. Besonders häufig betroffen sind Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren. In 90 Prozent der Fälle kennen die Opfer den Hund. Rüden beißen dreimal häufiger als Hündinnen und jüngere Hunde häufiger als ältere.

Signale deuten. „Viele Unfälle sind leicht vermeidbar“, sagt Helga Widder vom Verein Tiere als Therapie. Sie hat viel Erfahrung mit Hunden: Der Verein bildet Therapiehu­nde aus und bietet auch Workshops für Kinder an. „15.000 Kinder waren in den letzten Jahren bei uns und haben den Umgang mit Hunden geübt“, erzählt sie. Kinder sollten vorsichtig und langsam an den Umgang mit Hunden gewöhnt werden. „Sie müssen lernen, die Signale des Tiers zu

deuten.“Einige Regeln gelten aber für alle Hunde: Bei fremden Hunden immer zuerst fragen, ob man sie streicheln dürfe. Hunden nie in die Augen starren und nicht auf den Kopf klopfen. Sich beim Erstkontak­t langsam von der Seite nähern. Nicht vor dem Hund wegrennen, das aktiviert den Jagdreflex. Futter mit der flachen Hand geben. Kleine Kinder dürfe man außerdem nicht mit Hunden allein lassen. „Bei richtigem Umgang sind Hunde wahnsinnig tolle Begleiter für Kinder“, sagt Widder. „Wir besuchen auch todkranke Kinder im Hospiz mit Hunden – das sind sehr berührende Begegnunge­n.“

Kampfhunde zu verbieten, hält sie für nicht sinnvoll. Bei richtiger Erziehung und richtigem Umgang seien auch diese Hunde als Therapiehu­nde geeignet. „In Wien ist etwa die Zucht von Listenhund­en verboten. Die Leute holen sie sich dann aus dem Osten – und diese Hunde sind erst recht problemati­sch.“Verbieten würde sie aber die Schutzausb­ildung. „Die braucht niemand. Wozu soll man einen Hund dazu abrichten, dass er Menschen anfällt? Das ist absolut abstoßend. Auch als vor zwei Jahren ein Kind durch einen Hundebiss starb, hatte der Hund so eine Ausbildung.“

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//// Arterra American Staffordsh­ire Terrier wurden ursprüngli­ch für Kämpfe gezüchtet.

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