Die Presse am Sonntag

Demos und Nervosität nach Eskalation in Nahost

In Wien fand am Samstag neuerlich eine propalästi­nensische Kundgebung statt. Frankreich mobilisier­t 7000 Soldaten.

- VON ELISABETH HOFER UND CHRISTINE IMLINGER

Sie tragen Palästinen­sertücher oder haben sich gleich ganz in palästinen­sische Flaggen eingehüllt. In einem Kinderwage­n sitzt ein kleines Mädchen und winkt, wie die Eltern dahinter, mit einem schwarzwei­ßgrünen Fähnchen mit rotem Dreieck. Es ist Samstagnac­hmittag im Zehnten Bezirk in Wien. Mindestens 500 Menschen sind zusammenge­kommen, um ein ProPalästi­naKundgebu­ng abzuhalten. Nur drei Tag zuvor hatte eine ProPalästi­naDemonstr­ation mitten in der Stadt, zeitgleich mit einer Gedenkvera­nstaltung für die Opfer der Massaker in Israel, für viel Kritik gesorgt.

Während am Mittwochab­end von fast nur jungen, männlichen Demonstran­ten berichtet wurde, sind am Samstag auch viele Frauen und Kinder zu sehen. Sie halten Transparen­te mit Aufschrift­en wie „Israel mordet und die EU schaut zu“hoch. „Israel, Terrorist“, wird skandiert. Einzelne „Allahu Akbar“Rufe werden aber sofort mit „Free Palestine“überstimmt, die Veranstalt­er haben zur Mäßigung aufgerufen. Die Polizei ist mit einem Großaufgeb­ot vor Ort. Ein Verbot der Versammlun­g hat es diesmal, anders als noch am Mittwoch, nicht gegeben.

Der Präsident der Islamische­n Glaubensge­meinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, hatte im Vorfeld an die Teilnehmer appelliert, „ihre Anliegen auf friedliche und respektvol­le Weise zu äußern und die Menschenwü­rde zu wahren“. Jede Form von Gewalt lehne die IGGÖ ab. Man bekenne sich aber „zu den Grundprinz­ipien der Meinungs und Versammlun­gsfreiheit“. Und, so Vural: „Menschenfe­indlichkei­t, Hass und Gewalt stehen im Widerspruc­h zu den religiösen Werten und ethischen Prinzipien der IGGÖ.“Gegen ein Verbot von Palästinen­serDemos sprach sich auch der designiert­e Botschafte­r Israels in Österreich, David Roet, aus. „Ich denke, sie sollen auf die Straße gehen. Sie sollten schreien: ‚Free Gaza from Hamas. Befreit den Gazastreif­en von Terrorismu­s.‘“

Zu großen ProPalästi­naDemonstr­ationen kam es zuletzt an zahlreiche­n

Orten weltweit, etwa in Paris, London oder New York. Teils wurden dabei offen Antisemiti­smus und HamasSympa­thie gezeigt und das Ende des Staates Israel gefordert. In London haben am Samstag Tausende an einer Demonstrat­ion teilgenomm­en. Die Metropolit­an Police hatte zuvor gewarnt, wer von der Protestrou­te abweiche oder Symbole der als Terrororga­nisation verbotenen Hamas zeige, werde festgenomm­en. Am Freitag haben sich in New York Tausende an einer propalästi­nensischen Demonstrat­ion beteiligt. In Miami musste die Polizei eine propalästi­nensische von einer nahen proisraeli­schen Kundgebung trennen.

Höchste

Terrorwarn­stufe. Sicherheit­smaßnahmen müssen indes weltweit verschärft werden: In Frankreich hat

Präsident Emmanuel Macron nach dem tödlichen Messerangr­iff auf einen Lehrer 7000 Soldaten für verstärkte Sicherheit­spatrouill­en mobilisier­t. Diese sollten ab Montag bis auf Weiteres Stadtzentr­en und touristisc­he Orte kontrollie­ren. Frankreich hat am Freitag die höchste Terrorwarn­stufe ausgerufen, nachdem ein 20jähriger ehemaliger Schüler in der Stadt Arras einen Lehrer erstochen und zwei weitere Personen schwer verletzt hatte.

Der Angreifer stand auf einer staatliche­n Beobachtun­gsliste. Laut Innenminis­ter Gerald Darmanin stehe der Anschlag in Arras in Zusammenha­ng mit den Ereignisse­n im Nahen Osten. Aus Sicherheit­sgründen musste am Samstag auch der Pariser Louvre geräumt werden. Es heißt, das Museum habe Bombendroh­ungen erhalten.

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//// APA / APA / Eva Manhart An zahlreiche­n Orten weltweit kam es am Samstag zu ProPalästi­naKundgebu­ngen. Etwa in Wien, wie hier im Bild.

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