Die reichen Helfer der Hamas am Golf
Das kleine Emirat beherbergt eine wichtige USMilitärbasis, liefert Gas an die Europäer und hat 2022 die FußballWM veranstaltet. Zugleich hat es beste Kontakte zu Extremisten wie den Taliban und der Hamas.
Nur rund 12.000 Quadratkilometer umfasst die Halbinsel am Golf. Weniger als drei Millionen Menschen leben hier, der Großteil ausländische Arbeitskräfte. Doch zugleich möchte das kleine Emirat Katar eine außenpolitische Großmacht sein. Der reiche Golfstaat trug 2022 die MännerfußballWM aus – auch, um sein internationales Image aufzupolieren. Und jetzt – während der massiven Krise in Nahost – signalisiert Katars Führung: An uns führt kein Weg vorbei.
Katar hat nun geholfen, die Freilassung zweier verschleppter Amerikanerinnen aus der Hand der Terrororganisation Hamas zu erwirken. USAußenminister Antony Blinken war vor wenigen Tagen in Katars Hauptstadt, Doha, und auch der britische Außenminister, James Cleverly, sagte seinen Besuch an. Das Emirat positioniert sich als wichtiger Vermittler: Es hat einen direkten Draht zur Hamas. Denn es gilt als einer der wichtigsten Finanziers der Islamisten in Gaza.
Ismail Haniyeh und weitere HamasFührer haben in Katar Zuflucht gefunden. Große Geldsummen aus dem reichen Emirat flossen in den Gazastreifen – ganz offiziell und sogar mit der Zustimmung Israels. Die Zahlungen für Infrastruktur und Gehälter sollten den völligen Niedergang des Palästinensergebiets verhindern.
Zugleich wird Katar verdächtigt, auch bewaffnete HamasFraktionen zu unterstützen – ebenso wie andere Extremisten, die sogar alQaida nahestehen sollen. Das Emirat weist das zurück. Klar ist: Katar spielte eine wichtige Rolle im Arabischen Frühling. Es sandte – so wie andere Staaten der Region – Militärhilfe an Aufständische in Libyen und Syrien. Der in Katar ansässige Sender alJazeera berichtete breit über die Massenproteste in Tunesien, Ägypten und Bahrain. Er war stets eine wichtige Stimme für Meinungsfreiheit. Zugleich werfen Katars Nachbarn dem Sender vor, ein Propagandainstrument der Führung in Doha zu sein. Auch Israels Regierung beschuldigt alJazeera der „Hetze gegen Israel“.
Exil für Taliban. Katar beherbergt nicht nur HamasChefs. Die TalibanFührung residierte ebenfalls – bis zu ihrer Rückkehr nach Kabul 2021 – in Luxushotels in Doha. Dort verhandelten die USA mit den afghanischen Extremisten. Denn Katar ist auch ein Verbündeter des Westens. Hier befindet sich eine der wichtigsten USLuftwaffenbasen am Golf. Und das Emirat ist ein bedeutender Gaslieferant für die Europäer, tätigt weltweit Investitionen. Wirtschaftlich ist es schon jetzt ein mächtiger Player.