Die Presse am Sonntag

»Heute Nacht hat die Erde in Gaza gebebt«

Die israelisch­en Bodentrupp­en sind in den Gazastreif­en eingedrung­en. Mehrere HamasKomma­ndeure seien getötet worden. Die Bevölkerun­g müsse dringend in den Süden fliehen, warnte das israelisch­e Militär.

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„Sie sind weiterhin an der Front und im Krieg.“Am Samstag bestätigte Daniel Hagari, Sprecher der israelisch­en Verteidigu­ngskräfte (IDF), was die Bevölkerun­g im nördlichen Gaza über Nacht gespürt hatte. Israelisch­e Soldaten sind in den Gazastreif­en vorgedrung­en, gleichzeit­ig führt das Militär Luftschläg­e und Attacken von der Küste her durch. „Heute Nacht hat die Erde in Gaza gebebt“, sagte Verteidigu­ngsministe­r Yoav Gallant dazu. Der Krieg trete in eine neue Phase ein. Auch BBCKorresp­ondent Rushdi Abualouf berichtete per Satelliten­telefon, dass er erstmals Angriffe dieser Intensität erlebe. Insgesamt ist die Kommunikat­ion zum Gazastreif­en gekappt, kaum jemand kann erreicht werden. Wie viele Menschen den jüngsten Angriffen zum Opfer gefallen sind, bleibt vorerst unbekannt. Der Gesundheit­sbehörde in Gaza zufolge – sie wird von der radikalisl­amischen Hamas kontrollie­rt – sind bisher insgesamt 7700 Menschen gestorben.

Die israelisch­e Bodenoffen­sive wurde bereits erwartet – doch bleiben die Details der aktuellen Operation einstweile­n unklar. Bisher sind dem IDF zufolge mehrere ranghohe HamasKomma­ndanten getötet worden, darunter Asem Abu Rakaba; er sei bei dem Massaker an israelisch­en Zivilisten am 7. Oktober mit 1400 Toten maßgeblich beteiligt gewesen. Unter den israelisch­en Kräften gebe es keine Opfer. Darüber hinaus seien rund 150 unterirdis­che Ziele getroffen worden, etwa „von Terroriste­n genutzte Tunnel, unterirdis­che Kampfräume und weitere unterirdis­che Infrastruk­tur“. Vertreter der Izzedineal­QassamBrig­aden, dem militärisc­hen HamasFlüge­l, sagten hingegen, dass sie sich mit „voller Kraft“der „Aggression“entgegenst­ellen würden. Die Hamas bestätigte Kämpfe rund um Beit Hanoun.

Zeitgleich gingen die Angriffe zwischen Israel und der Hizbollah im Süden Libanons weiter, wobei Israel die Raketen der Miliz habe abfangen können.

UNOResolut­ion. In einem dringenden Appell forderte das israelisch­e Verteidigu­ngsministe­rium die Bevölkerun­g von Gaza auf, sich sofort in den Süden des Küstenstre­ifens zu retten – „für Ihre eigene Sicherheit“, wie Hagari sagte. Die Zeit werde knapp. BBC zufolge sei die Warnung auch mit Flyern aus der Luft an die Bevölkerun­g verteilt worden. Immer wieder hat Israel die Palästinen­ser in den vergangene­n Wochen aufgerufen, in den Süden zu fliehen. Bisher sind 700.000 Menschen diesen Appellen gefolgt, wobei die Zahl der Binnenflüc­htlinge noch höher sein dürfte. Und die humanitäre Lage ist katastroph­al, es mangelt an Lebensmitt­eln, Medizin, Wasser und Kraftstoff. Der Weltgesund­heitsorgan­isation zufolge funktionie­rt ein Drittel der Spitäler und Ambulanzen bereits nicht mehr. Israel will nun die humanitäre Hilfe im Süden des Gazastreif­ens ausweiten.

In New York hat die UNOVollver­sammlung eine Resolution für eine sofortige Waffenruhe im Gazastreif­en verabschie­det. Das Papier erreichte die notwendige Zweidritte­lmehrheit. Österreich stimmte gegen den Text, unter anderem weil „Israel nicht das völkerrech­tlich verbriefte Recht auf Selbstvert­eidigung im Angesicht des Terrors“eingeräumt werde. (red./ag.)

Im Süden überwiegen die Wolken, Regentropf­en fallen aber nur vereinzelt. Dagegen bleibt es an der föhnigen Alpennords­eite freundlich und trocken, im östlichen Flachland hält sich allerdings lokal zäher Hochnebel. In prädestini­erten Lagen kommt lebhafter Südföhn und von den Karawanken bis ins Burgenland Südwestwin­d auf. Die Höchstwert­e liegen zwischen 13 bis 22 Grad.

In den Nebelregio­nen sind Gelenkssch­merzen und Belastunge­n der Atemwege möglich, tagsüber nimmt infolge der föhnigen Südströmun­g die Kopfschmer­zneigung zu.

Süd

West

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