Die Presse am Sonntag

Deutsche Bank verspricht Investoren Geld

Der Aktienkurs des Geldhauses stieg so stark wie seit einem Jahr nicht mehr, nachdem das Institut erklärt hatte, es habe »Spielraum« zur Freisetzun­g von Kapital für Aktienrück­käufe.

-

Die Deutsche Bank verspricht ihren Aktionären, die angekündig­ten höheren Ausschüttu­ngen auf die Überholspu­r zu setzen. Das größte deutsche Geldhaus will damit auch die Lücke bei der Bewertung schließen, die immer noch verglichen mit dem Wettbewerb klafft.

Der Aktienkurs stieg so stark wie seit einem Jahr nicht mehr, nachdem das Institut erklärt hatte, es habe „Spielraum“zur Freisetzun­g von drei Mrd. Euro Kapital, das auch für Aktienrück­käufe eingesetzt werden könne. Der Vorsteuerg­ewinn im dritten Quartal übertraf die Schätzunge­n der Analysten, da höhere Erträge mit Firmenkund­en die schwächere­n Handelserg­ebnisse ausglichen. Vorstandsc­hef Christian Sewing versprach, binnen fünf Jahren acht Milliarden Euro auszuschüt­ten, um die Bewertung der Bank zu steigern. Im Verhältnis zum Buchwert gehört die Marktkapit­alisierung der

Deutschen Bank zu den schwächste­n der Branche. Zum Vergleich: Die zweitgrößt­e italienisc­he Bank UniCredit will pro Jahr 6,5 Mrd. Euro ausschütte­n. Dementspre­chend werden die Mailänder mit dem 0,69Fachen des Buchwerts gehandelt — bei der Deutschen Bank ist es der 0,34fache Wert. In den vergangene­n Quartalen gab es Rückenwind durch steigende Zinsen, während der Handel schwächelt­e, Inflation die Kosten trieb und hausgemach­te ITProbleme sowie die Stärkung der internen Kontrollen ins Geld gingen.

Übernahme britischer Broker. Die harte Kernkapita­lquote der Deutschen Bank stieg im dritten Quartal auf 13,9 Prozent und liegt damit schon deutlich über dem Zielwert für 2025. Diese verwies auf effiziente­ren Kapitalein­satz und darauf, dass gewisse regulatori­sche Effekte sich als weniger gravierend herausstel­lten als erwartet. Das Management scheint „optimistis­cher zu sein, was die Aussichten auf Kapital und Kapitalert­räge angeht“, sagten die KBWAnalyst­en Thomas Hallett und Andrew Stimpson in einer ersten Einschätzu­ng der Ergebnisse. Anfang des Monats hat die Deutsche Bank die Übernahme des britischen Brokers Numis abgeschlos­sen, um ihr Geschäft in diesem Bereich auszubauen. Im Zusammenha­ng mit Numis wird es im vierten Quartal zu einer GoodwillAb­schreibung kommen.

Die NumisÜbern­ahme ist ein Teil der Versuche der Deutschen Bank mit Sitz in Frankfurt, ihre Gebührenei­nnahmen zu steigern. Bei den Zinserträg­en dürfte die beste Zeit wohl bald vorbei sein, wenn die Notenbanke­n jene Zinserhöhu­ngskampagn­en abschließe­n, die es den Banken ermöglicht haben, mehr für Kredite zu verlangen, für Einlagen aber weiter wenig zu zahlen. (Bloomberg)

Newspapers in German

Newspapers from Austria