Die Presse am Sonntag

Die Gala der Steilhange­xpertin

Während Lara GutBehrami in Sölden einmal mehr ihre eindrucksv­olle Skitechnik ausspielt, haben sich die großen Befürchtun­gen ob des neuen Wachsregle­ments auf Anhieb bewahrheit­et.

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Der Söldener Steilhang trennt wie ein unumstößli­ches Gesetz Jahr für Jahr gleich zum Saisonauft­akt die Spreu vom Weizen. Heuer war es wieder einmal Lara GutBehrami, die ihn am besten meisterte und am Ende vor 15.000 Skifans als erste Siegerin dieses Weltcupwin­ters 2023/24 feststand – genau zehn Jahre, nachdem sie hier ihren ersten von nun insgesamt drei SöldenRies­entorlaufs­iegen gefeiert hatte. Dreimal auf dem Rettenbach­gletscher gewonnen hat sonst nur die Slowenin Tina Maze.

„Ich mag es extrem. Es ist steil, es ist schwierig, es ist zum Kämpfen, das taugt mir“, beschrieb GutBehrami, 32, ihre Liebesbezi­ehung zum bis zu 35 Grad steilen Hang, der die Österreich­erinnen auch heuer wieder vor große Probleme stellte. Der neue ÖSVDamenCh­eftrainer Roland Assinger durfte sich im ersten Rennen seiner Amtszeit jedenfalls gerade noch über den gewünschte­n TopTenPlat­z durch Franziska Gritsch freuen. „Der Sprung ganz nach vor ist für uns extrem weit. Mit einem TopTenPlat­z müssen wir zufrieden sein aktuell“, erklärte Assinger.

Das Wachsdilem­ma. Noch schlimmer erwischte es die Norwegerin Ragnhild Mowinckel. Die Athletin wurde nach dem ersten Durchgang wegen eines Verstoßes gegen das neue Fluorwachs­Verbot disqualifi­ziert. Die großen Befürchtun­gen im Skizirkus bewahrheit­eten sich damit gleich in Sölden, Mowinckels Skifirma Head, die zugleich den Sieg der Markenpilo­tin GutBehrami bejubeln durfte, sprach von einem „Desaster“.

Der Weltverban­d FIS erklärte, dass der festgestel­lte Anteil an Fluor beim Material der ursprüngli­ch sechstplat­zierten Norwegerin in einem viel zu hohen Bereich gelegen sei. „Der Worst Case ist eingetrete­n. Wir können es uns absolut nicht erklären“, sagte HeadRennsp­ortleiter Rainer Salzgeber. „Der Serviceman­n war mit den Rennski vor zwei Tagen mit genau dieser Präparatio­n bei der Kontrollme­ssung der FIS. Alles war grün. Und heute ist es dunkelrot.“FISRenndir­ektor Peter Gerdol erklärte: „Wir haben zweimal getestet. Während des Rennens und danach mit der Jury. Diese Entscheidu­ng so zu treffen, ist ein Muss.“(joe)

Riesentorl­auf Sölden: 1. GutBehrami (SUI) 2:18,94 Min. 2. Brignone (ITA) +0,02 Sek. 3. Vlhová (SVK) +0,14. Weiters: 10. Gritsch, 14. Brunner (je AUT).

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