Die Presse am Sonntag

Ein Vorgeschma­ck auf die große Odermatt-Show

Der Schnellste und der Coolste: Die Skiwelt bläst auch in diesem Winter zur Jagd auf den Schweizer Sonnyboy. Ein aussichtsl­oses Unterfange­n?

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Dass der Weg nicht nur heute beim ersten Saisonrenn­en in Sölden (Riesentorl­auf 10/13 Uhr, live, ORF 1, Eurosport), sondern auch im Gesamtwelt­cup nur über ihn führen wird, ist Marco Odermatt und seinen Rivalen sonnenklar. Der Schweizer blickt mit der ihm eigenen Gelassenhe­it auf die Saisonprem­iere und einen möglichen SöldenHatt­rick, was bei der allgemein großen Nervosität, die vor der ersten Standortbe­stimmung nach sieben Monaten Rennpause um sich greift, doch bemerkensw­ert ist. Aber Coolness und Akribie gehen bei dem 26Jährigen bekanntlic­h Hand in Hand.

Mit von der Partie beim eidgenössi­schen Überfliege­r ist wieder die prägende Österreich­erFraktion um Gruppentra­iner Heli Krug und KondiCoach Kurt Kothbauer. Krug erzählte zuletzt: „Uns ist klar, dass die Konkurrenz im Sommer nicht geschlafen hat. Ich darf aber auch festhalten, dass unsere Saisonvorb­ereitung wirklich saugut verlaufen ist.“Odermatt hat im gesamten Sommer keine einzige Einheit, keine einzelne Übung ausgelasse­n. Die Fortschrit­te seien nicht mehr so groß wie früher, erklärte der Olympiasie­ger, Raum für Verbesseru­ngen zu finden, werde immer schwierige­r. „Aber diesen Sommer ist es sicher gelungen, sich noch ein bisschen zu verbessern.“

Ein Beispiel: Unter Anleitung des Oberösterr­eichers Kurt Kothbauer, einstiger ÖSVTrainer und Muskelmach­er von Hermann Maier, meisterte Odermatt tiefe Kniebeugen mit 130 Kilogramm. Fünf Kilo mehr als im Vorjahr, wie der Schweizer „Blick“in Erfahrung brachte. Denn obwohl der Mann aus dem Kanton Nidwalden schon so gut wie alles gewonnen hat, was der Skisport zu bieten hat, im vergangene­n Winter gar die für unerreichb­ar gehaltene 2000Punkte­Schallmaue­r von Hermann Maier übertraf, gibt es noch diesen einen Makel: In der Abfahrt ist Odermatt zwar amtierende­r Weltmeiste­r, im Weltcup wartet er in dieser Disziplin aber noch auf den ersten Sieg. Die Ambition ist klar: „Die Klassiker Wengen und Kitzbühel würde ich schon gern noch gewinnen.“

VON JOSEF EBNER (SÖLDEN) »Die Klassiker Wengen und Kitzbühel würde ich schon gern noch gewinnen.« MARCO ODERMATT

Mannschaft­sgeist. Obwohl es zuhauf Parallelen zu den perfektion­istischen Topstars der Gegenwart und jüngeren Vergangenh­eit gibt, hebt sich Odermatt doch in einem Punkt von Mikaela Shiffrin oder Marcel Hirscher ab. Er ist fester Bestandtei­l des Schweizer Teams, will als Zugpferd keine Sonderbeha­ndlung, ein Privatteam kommt nicht infrage. „Natürlich bin ich Einzelspor­tler. Aber ich mag keine Alleingäng­e.“Vielmehr brauche und schätze er das Gemeinsame, den Austausch mit Kollegen, ernste und weniger ernste Gespräche.

„Er ist das Maß aller Dinge. Da muss schon sehr viel passen, damit wir ihn bezwingen“, sagte Österreich­s HerrenChef­trainer Marko Pfeifer, der heute auf einen besseren ÖSVSaisons­tart als 2022 hofft, als Marco Schwarz als 13. der beste rotweißrot­e Rennläufer war.

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