Die Presse am Sonntag

Fahrt in die Vergangenh­eit

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Alex Schulman lässt »Endstation Malma« großteils während einer Zugfahrt spielen. Ungewöhnli­ch und stark.

Die kleine Harriet sitzt mit ihrem Vater im Zug von Stockholm nach Malma. Was sie dort wollen, traut sie sich nicht zu fragen, sie will den Vater nicht verärgern. Auch Oskar ist auf dem Weg nach Malma, mit seiner Frau, die vorgibt, auf der Zugfahrt zu schlafen, um sich nicht seinen vorwurfsvo­llen Blicken stellen zu müssen, denn am Vorabend hat Oskar sie einer riesengroß­en Lüge überführt. Und dann ist da noch Yana, eine junge Frau, die in Malma Antworten auf viele offene Fragen ihrer Familienge­schichte finden will.

Drei Protagonis­ten auf einer Zugfahrt an einen entlegenen Ort stehen am Beginn des neuen Romans des schwedisch­en LiteraturS­hootingsta­rs Alex Schulman: Wie verwoben ihre Lebensgesc­hichten sind, erschließt sich erst nach und nach.

Mehr sei hier nicht verraten, aber wieder einmal zeigt Schulman, dass er ein Meister des komplexen und klugen Erzählens ist.

„Endstation Malma“scheint dabei nicht ganz so vordergrün­dig an Schulmans eigener Biografie angelehnt wie die erfolgreic­hen VorgängerR­omane „Die Überlebend­en“(2021 auf Deutsch erschienen) und „Verbrenn all meine Briefe“(2022).

Seine charakteri­stischen Themen wie die (fehlende) Liebe der Eltern zu ihren Kindern, einschneid­ende Ereignisse, die auch die nachfolgen­den Generation­en noch belasten, kehren aber auch hier wieder. Intensiv, beklemmend und mitreißend: Ein Buch, das einen so schnell nicht loslässt.

Alex Schulmann: „Endstation Malma“, übersetzt v. Hanna Granz, DTV, 320 S., 22,50 Euro

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