Geographisch glücklich mittendrin
Österreich kommt seine geographische Lage im System der Zeitzonen sehr entgegen. Die Bewohner anderer Länder an den Rändern haben es da oft schwerer. Wirklich schlimm ist es für viele Menschen in China.
wissenschaftliche Fachgesellschaften seit Langem dafür stark, die Sommerzeit abzuschaffen“, begründet sie ihren Standpunkt. Auch sonst weiß die Schlafmedizinerin, wie man zu erholsamen Nächten kommt. „Ja, danke, ich schlafe gut“, antwortet sie im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“auf die Eingangsfrage – und teilt ihr Wissen in ihrem neuen Buch „Besser schlafen“. Darin finden sich Schlaftipps unserer Großmütter genauso wie neueste schlafmedizinische Forschungsergebnisse. Högl versteht ihr Buch als Standardwerk für den besseren Schlaf, in dem sie komplexe Zusammenhänge verständlich aufbereitet und mit falschen Mythen aufräumt.
Schlaf für Frauen und Männer. Wie etwa dem Irrglauben, dass Männer und Frauen den gleichen Schlafbedarf haben (Frauen brauchen eine Stunde mehr); der Fehlannahme „Hauptsache, wir schlafen acht Stunden“(es braucht neben der Dauer und Tiefe auch alle Schlafstadien in der richtigen Menge und Reihenfolge); dem Mythos „Egal wann, Hauptsache genug“(den besten Schlaf gibt es in der Nacht im Einklang mit unserem Biorhythmus) oder der sprichwörtlichen „schlafwandlerischen Sicherheit“(die es leider nicht gibt). Dem Glauben, einen besonders tiefen Schlaf zu haben, wenn man bei Lärm schlafen kann, widerspricht die Wissenschaftlerin ebenfalls: „Auch Lärm, der einen nicht aufweckt und an den man sich vermeintlich gewöhnt hat, schadet der Schlafqualität.“
Was also braucht es, um gut zu schlafen und erholt aufzuwachen? Zu den wichtigsten Faktoren zählt eine gute Schlafhygiene, wie die äußeren Be
Tu felix Austria: Beim jährlich wiederkehrenden Klagen über die Unannehmlichkeiten der Zeitumstellung ist den wenigsten Österreichern und Österreicherinnen bewusst, dass sie sich durch ihre geographische Lage zeitlich in einer durchaus privilegierten Situation befinden. Denn seit der Einführung der 24 Zeitzonen im Jahr 1884, die die Welt nach Längengraden einteilte, gilt nicht mehr, dass es dann an jedem Ort zwölf Uhr mittags ist, wenn die Sonne am höchsten steht. So unterscheiden sich allein innerhalb der Mitteleuropäischen Zeitzone (MEZ) Beginn und Ende der Tageslichtstunden deutlich, wie die Schlafforscherin Birgit Högl in ihrem neuen Buch schreibt.
Wien versus Bilbao. „Im Juli wird es in Wien etwa um fünf Uhr morgens hell, im spanischen Bilbao erst 90 Minuten später, um etwa 6.30 Uhr. Das liegt an der Richtung der Erdrotation, die dazu führt, dass man in Österreich die Sonne ganze 90 Minuten früher zu sehen bekommt. Wenn es um 90 Minuten später hell und um 90 Minuten später dunkel wird, hat dies Auswirkungen auf das praktische Alltagsleben. Eltern wissen, dass es schwierig werden kann, die Kinder rechtzeitig ins Bett zu bringen, wenn es draußen noch sehr hell ist. Deshalb möchte Spanien nun die Zeitzone wechseln und die Uhren – auch nach Hinzuziehung der Meinung von schlafmedizinischen Experten – um eine Stunde verstellen.“
In Lateinamerika gäbe es das gleiche Problem zwischen Rio de Janeiro, Buenos Aires und sogar dem weiter westlich gelegenen Mendoza, die alle in derselben Zeitzone liegen. Weshalb der argentinische Chronobiologe Diego Golombek fordert, dass Argentinien eine Zeitzone weiter westlich angesiedelt sein müsste. Noch einmal ärger und ungesünder ist es, wenn Menschen nicht nur am Rande einer Zeitzone leben, sondern in der gänzlich falschen. Ein Problem, mit dem viele Menschen in China zurechtkommen müssen, da die Staatsführung aus politischen Gründen beschlossen hat, statt der fünf Zeitzonen, die sich aus der Geographie ergeben, eine einzige über das gesamte Staatsterritorium zu legen. „Das bedeutet zum Beispiel, dass im extremen Westen des Landes die Sonne im Vergleich zur offiziellen Uhrzeit viel zu spät aufund untergeht“, erklärt Högl.
ZEITZONEN 24 Zeitzonen gibt es auf der Welt, eingeteilt wurden sie 1884 nach langen Verhandlungen von Politikern aus aller Welt in Washington.
Frühstück unter Sternen. So stehen beispielsweise der uigurischen Hauptstadt um sieben in der Früh noch die Sterne am Himmel, weil man sich zeitlich nach Peking richten muss. In manchen Gegenden ist vor zehn Uhr vormittags kein Tageslicht zu sehen, was massive Auswirkungen auf die Schlafgesundheit und den zirkadianischen Rhythmus hat. (sma)