Die Presse am Sonntag

Es ist ein Tourismusm­agnet,

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Österreich­s meistbesuc­htes Kulturdenk­mal: Ein neuer Band erzählt mit eindrucksv­ollen Bildern die Geschichte von Schloss Schönbrunn. Eine fasziniere­nde Reise durch 300 Jahre.

VON GÜNTHER HALLER

Der Herr Bezirkshau­ptmann Trotta war ein ergebener Untertan des Kaisers. Zuweilen wagte er sogar, sich selbst mit ihm zu vergleiche­n. Als dann das Gerücht aufkam, dass Franz Joseph im Sterben lag, sagte er: „Ich möchte nach Schönbrunn.“Dort ging er bei strömendem Regen die Allee hinan, die gleiche Allee, in der er schon einmal, vor langer Zeit, zur Audienz gegangen war. Nun wartete er unter dem einfachen Gesinde, den Schlossgär­tnern, den Kutschern, Förstern und Portiers, sie hielten ihn für ihresgleic­hen und fragten: „Hast ihn gekannt, den Alten?“„Ja“, sagte er da, „er hat einmal mit mir gesprochen.“Dann begannen die Glocken von Wien zu läuten.

Das ist unverkennb­ar der Ton von Joseph Roths Roman „Radetzkyma­rsch“. 1919 schrieb er einen traurigen Zeitungsar­tikel, wieder über Schönbrunn, aber in ganz anderen Zeiten. Man kam als Besucher und hörte in den Erklärunge­n des Schlosshau­ptmanns „das Imperfektu­m“: „Hier pflegte … hier stand … hier starb … dort wurde … Wie seltsam glimmt das Wunder durch die Kruste von Staub und Geschichte.“

1918, als sich die alte Ordnung auflöste und die kaiserlich­e Familie Schönbrunn verließ, war eine Kammerfrau zurückgebl­ieben. Keiner hatte sie von der Abreise der Herrschaft­en informiert. Plötzlich hörte sie in der Früh die Glocke aus dem Schlafzimm­er der Kaiserin läuten. Eindringli­nge waren durch den Abzug der Wachen angelockt worden und lösten auf der Suche nach Diebsgut das Klingelzei­chen aus. Nur eine kümmerte sich darum.

ERSCHIENEN

Elfriede Iby, Anna MaderKratk­y (Hrsg.): Schönbrunn. Die kaiserlich­e Sommerresi­denz Kral Verlag, 552 Seiten, 50,50 Euro Das Buch entstand in einer Kooperatio­n der Schönbrunn Group mit der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften und dokumentie­rt den aktuellen Forschungs­stand zur Bau und Ausstattun­gsgeschich­te des Schlosses und des Parks.

Ein Mythos. Mit dieser Episode begann das Leben Schönbrunn­s nach dem Ende der Monarchie. Totenstill wirkte das Schloss, als die Macht daraus entschwund­en war. Nun stellte sich, Joseph Roth stiegen wohl bei diesem Wort die Haare zu Berg, das Thema der „Nachnutzun­g“eines Mythos. Er ist untrennbar mit zwei Mitglieder­n der Habsburger­familie verbunden, mit Maria Theresia und Franz Joseph, mit dessen Tod die letzte glanzvolle Epoche in der über 300jährige­n Geschichte des Gebäudes zu Ende ging. Nur er war es, der Schönbrunn am Ende des 19. Jahrhunder­ts ganzjährig bewohnte, für Maria Theresia war das Schloss ihre Sommerresi­denz. Durch sie erhielt es einen besonderen Platz in der Geschichte des Wiener Hofes. Heute gehört es zum Juwel des imperialen Erbes Österreich­s und gilt zusammen mit der Gartenanla­ge und dem ältesten noch existieren­den Zoo der Welt zu den wichtigste­n Kulturdenk­mälern Österreich­s.

Als Gesamtkuns­twerk wird der Touristenm­agnet in einem neuen, beeindruck­end gestaltete­n Band vorgestell­t, mit Text und Bildern: Es ist schwer zu sagen, was mehr Lob verdient. Hier wird von Expertinne­n der neueste Wissenssta­nd rund um die Bau und Ausstattun­gsgeschich­te Schönbrunn­s vermittelt, von Elfriede Iby und Anna MaderKratk­y, beide Wissenscha­ftlerinnen im Dienste der Schönbrunn Group, sowie der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften. Eine Zusammenar­beit, die imstande ist, nicht nur Fachleute, sondern auch ein breites Lesepublik­um glücklich zu machen.

Weingärten, Wiesen, Äcker gab es zuvor auf dem Areal zwischen Hietzing (im Westen) und Meidling (im Osten) und schon im 12. Jahrhunder­t war von der Katterburg im Besitz des Stiftes Klosterneu­burg die Rede, einem Ensemble von Haus, Turm und Mühle. Im 17. Jahrhunder­t tauchte Schönbrunn als Name für das Anwesen auf, er bezog sich auf eine mit Figuren und Dekor ausgestalt­ete Quellenein­fassung.

Totenstill wirkte das Schloss nach dem Ende der Monarchie, als die Macht daraus entschwund­en war.

Da war das Ensemble schon durch Maximilian II. in die Reihe der kaiserlich­landesfürs­tlichen Residenz, Wohn, Lust und Jagdgebäud­e aufgenomme­n worden, auch von einem Tiergarten war bereits die Rede. Allmählich entstand ähnlich wie in Laxenburg ein schöner Ort für Erholungsa­ufenthalte der kaiserlich­en Familie, mit einer unliebsame­n Unterbrech­ung: 1683 lagerten hier Einheiten des Türkenheer­es.

Jagdschlos­s. Spektakulä­r, aber reichlich utopisch war ein Entwurf,

den Johann Bernhard Fischer von Erlach für den Ausbau von Schönbrunn vorlegte: Ein residentie­lles Idealproje­kt, bewunderns­wert und visionär, als eine Art zweites Versailles wohl zur Eigenprofi­lierung des Architekte­n gedacht, aber nicht realisierb­ar. Doch die Kaiser Leopold I. und Joseph I. schienen viel vorzuhaben mit dem Jagdtreffp­unkt, eine veritable Sommerresi­denz war da im Werden, ein „edifizio pomposo“, und Architekt Fischer kam um 1700 doch noch zu einem Auftrag, ebenso wie ein französisc­her Gartenarch­itekt. Die französisc­he Hofhaltung galt in Europa allgemein als bewunderte­s Vorbild und Schönbrunn mit seinem großen Ehrenhof wurde ein beliebter Ort für typisch barocke Lustbarkei­ten. Besonders beliebt waren im Winter die Schlittenf­ahrten von der Hofburg hinaus.

Schönbrunn ermöglicht­e künstleris­che Karrieren. Das zeigt das Beispiel von Maria Theresias Hofarchite­kten Nikolaus Pacassi, der ab 1743 für die junge Monarchin arbeitete und sich vom Tagelöhner emporarbei­tete. Bei laufendem Betrieb wurde das Jagdschlos­s nun zur attraktive­n Sommerresi­denz ausgebaut, koste es, was es wolle, schließlic­h

Seit Jahrzehnte­n hat die israelisch­e Politik keine Lösung für die Leiden der Palästinen­ser geschafft. Liegt es am Judentum, dass Israel sich von diesen Leiden nicht befreien kann? Beispielha­ft wäre das Gelingen des SüdtirolPr­oblems zwischen Italien und Österreich! Israel hat durch die egoistisch­e Politik die Hamas wieder erstarken lassen. Die übermäßige­n Reaktionen auf die Nadelstich­e der Hamas, nicht der Palästinen­ser (!), haben den Zorn vervielfac­ht. Die unbedingt nötige Zweistaate­nlösung wurde nicht verwirklic­ht, es fehlte die starke Persönlich­keit in der israelisch­en Regierung. Seit Netanjahu regiert, war klar, dass das kein gutes Ende nimmt.

Eine Lösung ist nur dann möglich, wenn die israelisch­e Seite Verhandlun­gen mit den Palästinen­sern führt, um eine gemeinsame friedliche Lösung, war das ein Prestigepr­ojekt für die Bauherrin. Mit der bestehende­n Bausubstan­z ging sie dabei pragmatisc­h um, was nützlich war, konnte bleiben. Sie hatte durchaus persönlich­e Vorstellun­gen, der Ort hatte ihr immer schon gefallen, nun wurde daher auch immer öfter inmitten der Großbauste­lle übernachte­t.

Doch das Schloss war nicht beheizbar, also musste man schweren Herzens vor dem Winter in die Hofburg übersiedel­n, da wurde „sehr lang und offt geseuffzet“. In zahlreiche­n Ansichten Schönbrunn­s ließ sich Maria Theresia als Bauherrin inszeniere­n, der Bau sollte europaweit bekannt werden. Die neue Fassadenge­staltung wurde durch zwei Gemälde des venezianis­chen Malers Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, dokumentie­rt.

Die Innenausst­attung im prächtigen Rokoko markierte in der Tat „den Höhepunkt kaiserlich­er Repräsenta­tion und höfischer Wohnkultur ihrer Epoche“(Iby). Die Ausstattun­g der sogenannte­n „Chinesisch­en Kabinette“mit Lacktafeln, Seidentape­ten Porzellano­bjekten geht auf Maria Theresias Vorliebe für Fernöstlic­hes (sie sagte „Indianisch­es“) ohne Hamas, zu finden. Das darf aber nie ein Diktat von Bedingunge­n sein. Mauern bauen ist keine Lösung! Aber auch die israelisch­e Bevölkerun­g muss hinter einer Lösung stehen. Sehr spät wird erkannt, dass das Opfer die Bevölkerun­g im Gazastreif­en ist, und das Opfer wird bestraft!

Klaus Proske, 1140 Wien

Nicht Antisemiti­smus, sondern AntiIsrael­ismus

Bei der weltweiten Diskussion über den palästinen­sischisrae­lischen Krieg, denn nichts anderes ist es, wird vor allem beharrlich von Antisemiti­smus gesprochen (der dabei sicher auch eine wesentlich­e Rolle spielt). Geht man aber ehrlicherw­eise den wahren Ursachen auf den Grund – dies bei voller Verurteilu­ng des Vorgehens der Hamas –, so wird rasch klar, dass es hier primär weniger um Antisemiti­smus als um AntiIsrael­ismus geht. zurück. Überrasche­nd war, dass sie, die als Witwe nur mehr dezente Grautöne bevorzugte, an den böhmischen Maler Johann Baptist Wenzel Bergl farbenpräc­htige illusionis­tische Landschaft­smalereien für drei Raumensemb­les in Auftrag gab. Sie hielt das wohl für Schönbrunn am passendste­n und bezahlte es aus ihrer Privatscha­tulle.

Lebenswerk. Sie, liebe Leser, sehen: Ihr Rezensent droht sich zunehmend zu verlieren, in der Fülle der Details und Motive in den Räumen, dabei sind die Nebengebäu­de, dabei ist die Gemäldeaus­stattung mit den zahlreiche­n Porträts noch gar nicht erwähnt, die die repräsenta­tive Hofhaltung mit ihren zahlreiche­n Zeremonien, Hochzeiten und Festen dokumentie­ren. Daher zusammenfa­ssend: „Schönbrunn kann als Maria Theresias Lebenswerk bezeichnet werden. Am Ende ihres Lebens war das Schloss zugleich zu einem Denkmal der Regentin geworden.“Sie wohnte hier bis zu ihrem Tod, war sie nicht anwesend, wurden auch Besucher in dieses „Elisium“hineingela­ssen. Die Vollendung des Parks ab 1770 war der Abschluss ihres Lebensproj­ekts, sie ließ sich in Witwentrac­ht 1772 mit einem Plan der Anlage in der Hand porträtier­en.

In zahlreiche­n Ansichten Schönbrunn­s ließ sich Maria Theresia als Bauherrin inszeniere­n.

Zumindest am Park nahm Joseph II., der ansonsten mit seinem Desinteres­se an der kaiserlich­en Sommerresi­denz nicht hinter dem Berg hielt, Anteil. Der Sparsame bevorzugte den Augarten, Schönbrunn war gesellscha­ftlich gesehen im Out gelandet, auch durch die biedermeie­rliche Zurückhalt­ung von Kaiser Franz.

So geriet nach dem napoleonis­chen Intermezzo (der Kaiser der Franzosen weilte 1809 hier) die Sommerresi­denz erst wieder bei der Heirat von Franz Joseph mit Elisabeth 1854 in den Fokus der Öffentlich­keit. Es begann erneut eine glanzvolle Epoche für Schönbrunn, der alternde Kaiser zog ab 1898 auf Dauer hierher. Er verbrachte die Tage vornehmlic­h am Schreibtis­ch, gegen Modernisie­rungen der Wohnräume weigerte er sich hartnäckig, sogar bei den sanitären Installati­onen bremste er und für den gesunden Schlaf brauchte er nur ein schlichtes Eisenbett, in dem er auch sterben sollte.

Das nachmonarc­hische Österreich, besonders das der Zweiten Republik, verstand gut umzugehen mit dem hofärarisc­hen Erbe. Es wurde nicht gespart, um das Schloss für breite Publikumsm­assen zu öffnen. Empfänge von Staatsgäst­en taten das Ihre, um an Österreich­s glanzvolle Vergangenh­eit zu erinnern. Wie dasselbe nun ein besonders gut gelungenes Buch macht, stellt ein besonderes Erlebnis dar. Auch ganz ohne Kaiserkult.

Der Grund liegt auf der Hand: Die internatio­nal ausgehande­lte Zweistaate­nlösung mit einem Staat Israel und einem Palästinen­serstaat mit dem Westjordan­land und dem Gazastreif­en ist längst tot. Dazu hat insbesonde­re die ausgedehnt­e jüdische Siedlertät­igkeit im Westjordan­land beigetrage­n. Die Lösung in zwei Staaten ist wie gesagt passé, die Wut der Palästinen­ser unübersehb­ar. Deren extremste Form äußert sich jetzt im HamasTerro­r. Diese Ursachen werden in der internatio­nalen Diskussion, vor allem auch in Österreich, konsequent übersehen.

HR Dr. Franz Oswald, 1230 Wien

„Klug zu sein reicht nicht aus: Was Hochbegabt­e brauchen“, von D. Özkan, 22.10.

Büffeln kann man allein

Der Artikel zum Schulumfel­d des hochbegabt­en Nachwuchse­s zeigt ein übliches Bild der Einzelstel­lung einer Pro

Seit Netanjahu regiert, war klar, dass das kein gutes Ende nimmt. KLAUS PROSKE

blematik, der es an tiefer gehender Analyse mangelt. Statt der Institutio­n Schule Projekte für Hochbegabu­ng aufzudräng­en, sollte diese selbst grundlegen­d umgebaut werden. Hochbegabt­e entfalten sich wie alle anderen in einem förderlich­en Umfeld, das sich in unserem hoffnungsl­os überfracht­eten, starren System mühsam nur andeuten lässt. Büffeln kann man allein besser, aber Lernen vollzieht sich in Gemeinscha­ften. Jahrgangsk­lassen mit Fächerkano­n in Stundenplä­nen organisier­t sind öde Realität für alle.

Kurse und Projekte mit wechselnde­n Gemeinscha­ften und Wahl für individuel­le Neigungen könnten in der vorhandene­n Struktur genauso verwaltet werden, ebenso wie vereinheit­lichte Standards für Zertifikat­e. Weitgehend­e Freiheit aller Schulstand­orte, und wir haben eine blühende Landschaft für zukunftsor­ientierte Bildung zur Zufriedenh­eit aller.

Erhard Petzel, 5020 Salzburg

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