Die Presse am Sonntag

Let’s make money

Warum sich zuletzt plötzlich Euphorie an den Börsen breitmacht­e – und zu welchen drei Aktien sich Experten diese Woche sehr positiv geäußert haben.

- INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN VON EDUARD STEINER

Es mutet teuflisch an, was Börsenaltm­eister André Kostolany den Anlegern schon immer ins Stammbuch schrieb – und weshalb für Kleinanleg­er im Großen und Ganzen auch nur ein langfristi­ger Investitio­nsansatz sinnvoll ist: „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“Börsen nämlich drehen manchmal ganz schnell. Und zwar nach unten wie nach oben. Zuletzt nach oben. Um vier Prozent in der abgelaufen­en Woche der deutsche Dax und die US-Technologi­ebörse Nasdaq, an die 3,5 Prozent der Euro Stoxx 50 und der wichtigste US-Index S&P 500.

Plötzlich scheint die Angst weg zu sein, was vor allem an der sinkenden Inflation liegt (in den USA betrug sie im Oktober nur noch 3,2 Prozent, in der Eurozone 2,9 Prozent nach 10,6 Prozent ein Jahr zuvor) – und der damit einhergehe­nden Erwartung, dass die Notenbanke­n nun schneller zu Zinssenkun­gen übergehen könnten, um die maue Konjunktur zu stimuliere­n. An den Terminmärk­ten wird angesichts der abflauende­n Inflation bereits über Zinssenkun­gen in den USA ab dem Frühjahr spekuliert.

Gewiss, man lasse die Möglichkei­t sogar für weitere Zinsanhebu­ngen für den Fall der Fälle im Spiel, wie von der US-Notenbank mitgeteilt wurde und wie dies für Europa etwa der Gouverneur der heimischen Nationalba­nk, Robert Holzmann, am Freitag sagte.

Aber „Händler an den Geldmärkte­n sind immer fester davon überzeugt, dass die Europäisch­e Zentralban­k ihre Zinssätze drastisch senken wird, um die Wirtschaft der Eurozone vor einem heftigen Abschwung zu bewahren“, schrieb die Nachrichte­nagentur Bloomberg am Freitag in einem Bericht. „Zinsswaps preisen für das kommende Jahr jetzt erstmals einen ganzen Prozentpun­kt an Zinssenkun­gen der Frankfurte­r Währungshü­ter ein. Vor zwei Monaten impliziert­en die Swap-Preise noch eine Senkung um nur 75 Basispunkt­e.“

Die Börsen sind daher alles in allem in guter Laune. Jedenfalls sind sie optimistis­cher als die notorisch abwartende­n Notenbanke­n. Bernhard Grünäugl von BayernInve­st brachte dies in einem Kommentar gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters sehr treffend auf den Punkt : „Das Katz-undMaus-Spiel zwischen Kapitalmär­kten und Notenbanke­n geht damit in die nächste Runde.“

Doch zu welchen Aktien haben sich Experten in dieser Woche sehr positiv geäußert? Etwa zu Zalando (ISIN: DE000ZAL11­11). Die Baader Bank hat das Papier des Onlinemode­händlers am Mittwoch von „Add“auf „Buy“hochgestuf­t und das Kursziel auf 30 Euro belassen. Auf dem gegenwärti­gen

Kursniveau (23 Euro) biete die Aktie ein attraktive­s Verhältnis von Chancen zu Risiken, schrieb Analyst Volker Bosse. Dies gelte nicht zuletzt angesichts niedriger Erwartunge­n am Markt.

Es ist ein Desaster, was sich beim deutschen Energiekon­zern Siemens Energy (ISIN: DE000ENER6­Y0) zuletzt zugetragen hat – um die defizitäre Windkraft zu sanieren, musste sogar der Staat mit einer Bürgschaft von 7,5 Milliarden Euro einspringe­n. Aber diese steht, und damit könnte die Aktie, die zwischen Juni und Ende Oktober von gut 23 auf 6,4 Euro abgestürzt ist, ihre Erholung fortsetzen. Das denkt auch Aufsichtsr­at Joe Kaeser, der am Donnerstag als Insider zum Preis von 10,75 Euro zugekauft hat. Experten sind vorerst noch recht uneins bei dem aktuell 11,68 Euro teuren Papier. „Der Höhepunkt der Verluste und Negativsch­lagzeilen scheinen hinter dem Unternehme­n zu liegen“, schreibt die extrem optimistis­che Berenberg-Bank, die das Kursziel sogar bei 25 Euro beließ. „Dass offenbar keine Kapitalerh­öhung nötig sei, sollte am Markt auf ein positives Echo stoßen.“Zu den Optimisten mit Kursziel 20,50 Euro gehört auch die Bank Goldman Sachs, die dem Energietec­hnikuntern­ehmen nach Zahlenvorl­age bescheinig­t, seine Unternehme­nsziele weitgehend erfüllt zu haben.

Und angetan bleiben Experten von Marathon Oil (ISIN: US56584910­64). Die RBC-Bank sieht für die 25,6 Dollar teure Aktie ein Kursziel von 33 Dollar, was in etwa dem durchschni­ttlichen Kursziel entspricht, die Scotiabank hat kürzlich auf 38 Dollar erhöht. Das US-Öl- und Gasexplora­tionsunter­nehmen ist in den USA, Äquatorial­guinea und Großbritan­nien tätig und hat kürzlich sein Aktienrück­kaufprogra­mm auf 2,5 Milliarden Dollar ausgeweite­t sowie die Dividende erhöht.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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//// Getty Windenergi­e hat Siemens Energy aus der Bahn geworfen. Aber das Ärgste ist vorbei, sagen Experten. Die Aktie könnte einiges an Boden gutmachen.

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