Österreichs Monsterprogramm
Damit auf dem Weg zur Fußball-EM 2024 ja nichts schief geht, besteht Teamchef Ralf Rangnick auf Camps und Testspiele. David Alaba fiebert seiner dritten Endrunde nach 2016 und 2020 entgegen.
Noch ehe die Fußball-EM 2024 ausgelost war, stand für Österreich bereits fest, dass 2024 ein Rekordjahr werden wird. Auf das ÖFB-Team wartet dann ein dicht gedrängtes Länderspiel-Programm, gleich dreizehn Partien – Aberglaube ist im Verband keine Abschreckung – gehen dann über den Rasen. Mehr waren es in der ÖFB-Historie nur 2021, da gab es 16 Spiele. Der Auftakt erfolgt im März mit zwei Testmatches, Anfang Juni wird ebenfalls zwei Mal für die EM in Deutschland (14. Juni – 14. Juli) geprobt. Der Herbst steht im Zeichen der Nations League mit sechs Spielen von September bis November.
Derzeit steht für 2024 allerdings noch kein einziger Termin oder Gegner fest. Das liegt unter anderem daran, dass man zunächst die EM-Gruppenauslosung am 2. Dezember in Hamburg abwarten wollte, ehe Nägel mit Köpfen gemacht werden. Zudem stellt sich vor allem für den März die Frage des Spielortes. Teamchef Ralf Rangnick könnte sich ob der Witterung vorstellen, mit seiner Truppe nach Marbella zu reisen. Diese Variante würde laut Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, eine Partie in Malaga und eine in Österreich beinhalten. „Doch das Interesse anderer Nationalverbände, in Malaga zu spielen, hält sich in Grenzen“, sagte Neuhold.
Wo sich Österreich „pudelwohl“fühlt. Tests wären dort nur gegen Auswahlen von der Größenordnung Andorra möglich, und Duelle mit derartigen (Zwergen-)Gegnern möchte Rangnick im Hinblick auf die EM tunlichst vermeiden. Solche Spiele mag der Deutsche gar nicht. Warum? „Es macht keinen Sinn, ein Testspiel gegen ein Team zu haben, das froh ist, wenn es lang 0:0 steht.“Er will den Ernstfall simulieren – und das verlangt Kapazunder.
Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass die ÖFB-Auswahl im März in der Heimat bleibt – nach Angabe von Neuhold werden Windischgarsten und Bad Tatzmannsdorf als Standorte des Lehrgangs geprüft. In diesem Fall würden beide Testpartien wohl in Österreich – Wien und Linz gelten als aussichtsreichste Anwärter – über die Bühne gehen. Das Trainingscamp unmittelbar vor der EM dürfte in Windischgarsten stattfinden, wo der ÖFB zuletzt schon mehrmals zu Gast war. „Die Tendenz geht dahin. Wir vom Trainerstab und sehr große Teile der Mannschaft fühlen sich dort pudelwohl. Von daher spricht schon einiges dafür, dass wir die Zeit vor der Euro dort verbringen“, so Rangnick.
Rangnick will mehr. Für Österreich ist es die insgesamt vierte EM-Teilnahme. 2008 vor Heimpublikum und 2016 in Frankreich hieß es jeweils mit nur einem Punkt aus den drei Gruppenspielen vorzeitig Abschied nehmen. 2021 gelang der Vorstoß ins Achtelfinale, wo gegen den späteren Europameister Italien erst nach Verlängerung Endstation war. Darauf will man vorbereitet sein – um womöglich noch eines draufzulegen, Auslosung und Tagesform oder Ausfälle waren aus diesem Zeitpunkt noch nicht einzuberechnen.
Die erste der beiden Testpartien dieser Phase könnte in Österreich stattfinden, die zweite in der Fremde. Angedacht ist, dass der ÖFB-Tross von diesem Auswärtsspiel direkt ins EM-Basecamp reist, wo die Österreicher spätestens fünf Tage vor ihrem ersten Gruppenmatch eintreffen müssen. In welcher geografischen Region dies sein wird, ist unverändert offen, fixiert wird die Unterkunft erst nach der Gruppenauslosung. Es soll aber nahe Weimar sein, so viel war bereits durchgesickert.
Das Länderspieljahr beginnt mit vier Testspielen und endet mit zumindest neun Bewerbspartien, denn nach der EM rückt im Herbst die Nations League in den Fokus. Nach dem Abstieg im Vorjahr tritt die ÖFB-Auswahl dieses Mal in der zweithöchsten Kategorie an, die Auslosung erfolgt am 8. Februar in Paris. Der Gruppensieger steigt auf, der Letzte steigt ab. Der Zweite spielt im März 2025 im Play-off im Modus Hinund Rückspiel gegen einen Liga-A-Dritten, der Dritte der Österreich-Gruppe kämpft gegen einen Zweiten aus Liga C gegen den Abstieg.
Die Weichenstellung im Verband. Obgleich Österreich bei der bevorstehenden Nations-League-Auflage nicht auf absolute Top-Gegner treffen kann, so steht in diesem Bewerb dennoch einiges auf dem Spiel, schließlich geht es auch um Tickets für die WM 2026. Deshalb hofft Neuhold auf reges Zuschauerinteresse. „Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass die Fans stark zwischen Pflicht- und Freundschaftsmatches differenzieren. Bei Testspielen ziehen nur eine Handvoll Gegner“, meinte der Niederösterreicher.
Rangnick lehnt Tests gegen »Jausengegner« ab. Er will den Ernstfall simulieren, verlangt Qualität.
Bei aller Freude über die EM 2024: Der ÖFB muss sich längst neue Ziele setzen. Die WM 2026 etwa.
Auch im Hintergrund läuft im ÖFB alles hochtourig an für 2024. Das geplante Infrastrukturprojekt in der Asperner Sonnenallee hat die nächste Hürde genommen. Nachdem der Gemeinderatsausschuss die Förderung der Stadt Wien in Höhe von 23 Mio. € angenommen hatte, soll der Spatenstich im Norden der Stadt alsbald vorgenommen werden. Das neue Zentrum des Österreichischen Fußballbunds ist mit insgesamt 70 bis 75 Millionen budgetiert und soll eine moderne Geschäftsstelle sowie vier Naturrasenfelder und ein Kunstrasenfeld beinhalten. Mit einer erfolgreichen EM hätten sich Debatten über dessen Notwendigkeit endgültig erledigt. Dann hätten Alaba und Co. quasi ein „neues Zuhause“. Als Ausgangsunkt für neue Ziele – Österreich war zuletzt 1998 bei einer WM.