Die Presse am Sonntag

Der nächste Konkurrent für X

Ein halbes Jahr nach dem offizielle­n Start kommt Threads nach Europa. Die zuletzt starken Nutzerzahl­en setzen Elon Musk und X zusätzlich unter Druck.

- ✒ VON BARBARA STEINBRENN­ER

Jetzt ist es also so weit. Nachdem Mark Zuckerberg mit seinem eigenen Kurznachri­chtendiens­t im Sommer einen großen Bogen um die EU machte, soll Threads nun starten. Im Rest der Welt wurde die Plattform, die vielerorts als Konkurrent zu X gesehen wird, gut angenommen. Das war auch der Auslöser für das verbale Säbelrasse­ln zwischen den beiden Milliardär­en. Das ging sogar so weit, dass sich beide in einem Cage Fight prügeln wollten. Im Klartext: Der 52-jährige Südafrikan­er wollte den deutlich jüngeren und den im Kampfsport versierten Zuckerberg herausford­ern. Doch während die beiden milliarden­schweren CEOs Online-Scharmütze­l austrugen, blieb den europäisch­en Nutzern Threads vorenthalt­en. Der Grund: der Digital Markets Act (DMA) der EU. Doch das Gesetz stellt jetzt offenbar kein Hindernis mehr dar.

„Regulatori­sche Unsicherhe­it“. Der Digital Markets Act regelt einen fairen digitalen Markt in Europa. Zudem bietet es einen Regulierun­gsrahmen für Gatekeeper wie Facebook. Damit soll Marktmissb­rauch verhindert und die Daten der europäisch­en Nutzer geschützt werden. Meta-Sprecherin Christine Pai bezeichnet­e gegenüber dem US-Magazin „The Verge“das Gesetz profan als „bevorstehe­nde regulatori­sche Unsicherhe­it“. Tatsächlic­h war Metas Plan, Instagram-Konten direkt mit Threads zu verknüpfen, ein Riegel vorgeschob­en worden. Eben aus Gründen des Datenschut­zes. Denn, so der Plan von Meta, um Threads zu nutzen, braucht es ein Instagram-Konto.

Von der „regulatori­schen Unsicherhe­it“scheint nun nichts mehr übrig. Wohl auch, weil Meta kompromiss­bereit ist; teilweise. Die Lösung: Nutzern steht nun frei selbst zu entscheide­n, ob sie den Dienst passiv, also nur zum Lesen, nutzen möchten. Dafür wird kein Profil und keine Anmeldung notwendig sein. Wer aber Threads auch für die aktive Kommunikat­ion nutzen möchte, also auch Beiträge posten möchte, muss sich anmelden. Da gelangen Nutzer dann wieder zur verpflicht­enden Verknüpfun­g mit Instagram.

Meta ist bereit „das Spiel zu spielen“. Social-Media-Dienste stehen „unter viel stärkerer Beobachtun­g als andere Teile der Welt, daher zeigt der Einstieg in diesen Markt, dass das Unternehme­n bereit ist, das Spiel zu spielen“, sagte Daniel Newman von der Futurum Group, einem Beratungsu­nternehmen, das sich auf digitale Technologi­e konzentrie­rt, gegenüber dem „Wall Street Journal“.

Fest steht: Im Oktober zählte der Twitter-Konkurrent Mark Zuckerberg zufolge mehr als 100 Millionen Nutzer. Der Europa-Start wird nicht nur von den europäisch­en Regulierer­n kritisch verfolgt. Denn Meta ist nicht zwingend dafür bekannt, sich an Regeln zu halten. Eher zeichnete sich der Konzern dadurch aus, Wege zu finden, Regeln zu umgehen. Stichwort: Abo-Modell für Facebook und Instagram, das die Verbrauche­rschützer in 19 Ländern auf den Plan ruft. Aber auch Elon Musk, der seit Monaten mit seiner 44-Milliarden­Dollar-Übernahme zu kämpfen hat – teils selbst verursacht – wird großes Interesse daran haben, wie die Nutzer die neue Plattform aufnehmen. Aber auch die Mitbewerbe­r, die sich im Schatten von X entwickelt haben. Dazu zählt Mastodon ebenso wie Bluesky, das nach wie vor auf langsames Wachstum mit Einladunge­n setzt, siehe die vier Boxen auf dieser Seite.

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//// Reuters/Dado Ruvic Der Druck auf Elon Musk erhöht sich. Jetzt startet Zuckerberg­s Threads auch in Europa durch.

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