Der einzig wahre Wiener Wintersport
In Wien kann man nicht Ski fahren und nur selten langlaufen. Dafür aber allerbestens eislaufen.
Nein, Wintersport und Großstadt passen nicht so recht zusammen. Die HoheWand-Wiese, Wiens einziger Skiberg (um es sehr gewagt auszudrücken), ist nur mit Kunststoffmatten ausgelegt. Die städtischen Langlaufen-Loipen wären durchaus passabel, würde die Schneelage sie öfter als nur alle paar Jahre benutzbar machen.
Da bleibt der Stadt fast nur das Eislaufen. Das aber geht in Wien richtig, richtig gut. Selbst wenn – kurz hatte man in dieser bitterkalten Woche darauf hoffen können – die Alte Donau wohl wieder nicht ausreichend zufrieren wird: Wiens Kunst-Eislaufplätze machen das fehlende Natureis durchaus wett. Viele schwören auf den Engelmann
in Hernals, angeblich gar die älteste Kunsteisbahn der Welt und, von den stadttypischen Zinshäusern umrahmt, auch äußerst wienerisch.
Traditionsreich und ähnlich wunderbar in die Jahre gekommen wie der Engelmann ist der Wiener Eislaufverein (WEV) am Heumarkt. Dass die Tojner’sche Neugestaltung des Areals seit vielen, vielen Jahren auf sich warten lässt (Unesco-Einspruch und so weiter), stört die Eislaufverein-Community nicht, denn beim WEV möge bitte alles so bleiben, wie es immer war: Die Rundtänzer elegant in der Mitte, die Kinderkurse am Rand und dazwischen alle anderen, die mal gepflegt, mal wilder ihre Runden drehen wollen. Und zwar stets gegen den Uhrzeigersinn. (Richtungswechsel, kurz ausprobiert, wurden wieder abgeschafft.) Dass das
Buffet-Beisl beim WEV heuer frisch gestrichen daherkommt, man dank besserer Beleuchtung nun auch tatsächlich erkennen kann, mit wem man am Tisch sitzt, ist genug Veränderung für eine Saison. (Und auch nur verkraftbar, weil die Pommes immer noch genauso schmecken wie immer schon.)
Streng genommen läuft die Eislaufsaison schon seit Oktober. So richtig geht sie aber erst jetzt los, wenn der große Eistraum vor dem Rathaus öffnet (am 19. Jänner nämlich). Der ist mit seinen 9500 m2 nicht nur riesig. Dank der Traumpfade durch den Park und dem erhöhten Sky Rink – man fährt also auch bergauf und bergab, wo sonst geht das schon? – ist er einer der schönsten und spektakulärsten Kunsteislaufplätze der Welt. Wer das für eine Übertreibung hält, der war – ganz klar – noch nie da.