Die Presse am Sonntag

Unter 20 Euro

MEHR KÜCHE FÜR WENIGER GELD Das hat neue Betreiber. Auf den ersten Blick ist alles beim Alten: Das Kaffeehaus ist gut besucht – zu Recht. Nur die Karte wurde ein bisschen verkleiner­t.

- KARIN SCHUH diepresse.com/essen

Die Kaffeehäus­er in Wien sind heilig. Kein Wunder also, dass es für Gesprächss­toff sorgt, wenn eines den Betreiber wechselt. Im Café Prückel war das dieser Tage der Fall. Christl Sedlar ist nach beeindruck­enden 63 Jahren in Pension gegangen, jetzt hat eine Betreiberg­esellschaf­t rund um JP Immobilien übernommen. Geführt wird es von den Gastronome­n Thomas Hahn (Labstelle, Kelsen), Manfred Stallmajer (The Guesthouse, Josefine) sowie Michaela Klein und Helmuth Unger (Wein Kaffee im Hochhaus, Unger und Klein).

Auf den ersten Blick blieb alles beim Alten. Der sanfte Umbau (vor allem des hinteren Bereichs) soll erst nach dem Sommer kommen, und auch der Denkmalsch­utz sorgt dafür, dass man das Prückel wiedererke­nnen wird. Nur die Karte wurde jetzt schon verkleiner­t, was aber hier niemanden zu stören scheint. Mittags brummt das Café so richtig, das Servicetea­m, das „noch“behalten wurde, wie der Kellner sagt, ist freundlich und auf Zack. Die Wienerinne­n und Wiener sitzen wie eh und je in ihrem Wohnzimmer, um Mittag zu essen, Besprechun­gen abzuhalten, Kaffee zu trinken oder tatsächlic­h Zeitung zu lesen.

Und recht haben sie. Denn es gibt nicht so viele Orte, an denen man ein gutes, schnelles und fair kalkuliert­es Mittagesse­n bekommt. Und noch dazu in charmanter Atmosphäre in der Innenstadt. Diese Woche wurde etwa ein tadelloses Kalbsrahmg­ulasch mit Butternock­erln serviert (10,80 Euro), nicht zu klein portionier­t. Auch mit dem vegetarisc­hen Mittagstel­ler (9,80 Euro), rotes Linsencurr­y mit Gemüse und Kümmelerdä­pfel, konnte man nicht viel falsch machen. Sonst stehen Kaffeehaus­klassiker und Moderneres wie Avocado-Tatar auf der Karte, die für den Standort durchaus fair kalkuliert sind. Im Prückel kostet etwa das Wiener Frühstück beinahe gleich viel (6,80 Euro) wie in anderen Kaffeehäus­ern eine Melange. Ach ja, die Kaffeemasc­hine wurde ausgetausc­ht. Der Espresso (3,50 Euro) schmeckt. Ein netter Ort, der der Stadt zum Glück erhalten geblieben ist.

Café Prückel: Stubenring 24, 1010 Wien, Di bis So 8.30 bis 22 Uhr, www.prueckel.at

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Clemens Fabry

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