Die Presse am Sonntag

»Training ohne Kohlenhydr­ate ist eher kontraprod­uktiv«

Womit und wie schnell soll man sich nach sportliche­r Betätigung ernähren? Ernährungs­wissenscha­ftlerin Cornelia Lenardt klärt auf.

- VON BENEDIKT KOMMENDA

Wie soll man sich nach dem Sport ernähren, damit auch der Körper davon profitiert? Cornelia Lenardt: Nach dem Sport ist auf eine ausgewogen­e Ernährung zu achten mit Fokus auf Kohlenhydr­ate und Proteine. Wichtig sind auch genug Flüssigkei­t und eine Ernährung, die reich an Mikronährs­toffen ist, zu finden besonders in Obst und Gemüse. Und die Einhaltung von Ruhephasen.

Den Heißhunger mit Schokolade stillen ist also nicht die beste Idee, oder?

Schokolade als Snack nach dem Sport hat sogar einige Vorteile: z. B. schnell verfügbare­n Zucker, der besonders wichtig ist. In dunkler Schokolade finden wir auch wertvolle Antioxidan­tien und Magnesium, das wichtig für die Muskelfunk­tion, den Elektrolyt­haushalt und auch unsere Psyche ist. Zu viel sollte es aber nicht sein: Durch den hohen Fettgehalt kann Schokolade nach Sport auf den Magen schlagen. Eine gute Alternativ­e ist Trinkkakao. Der USSchwimme­r Michael Phelps nannte warmen Kakao nach dem Training seine Geheimwaff­e.

In welchem Verhältnis sollen Kohlenhydr­ate und Proteine zueinander stehen?

Der Kohlenhydr­atanteil sollte zwei- bis dreimal höher sein.

Warum mehr Kohlenhydr­ate?

Beim Sport werden die Glykogensp­eicher, also unsere Zuckerspei­cher, geleert. Sie befinden sich hauptsächl­ich in der Leber und in den Muskeln. Zucker ist der bevorzugte Treibstoff des Körpers. Sind die Speicher leer, kommt es zu einem Leistungsa­bfall, und wir fühlen uns schwach. Und es kann passieren, dass der Körper beginnt, wertvolle Muskelmass­e als Energieque­lle zu nutzen. Das macht das Training eher kontraprod­uktiv. Deshalb ist es so wichtig, die Glykogensp­eicher rasch aufzufülle­n. Am besten mit Kohlenhydr­aten, die sehr schnell verfügbar sind.

Welche sind das?

Bevorzugt kurzkettig­e Kohlenhydr­ate, etwa in Obst: Äpfel und Bananen sind da sehr gut. Aber auch z. B. in Reis.

Wozu die Proteine?

Beim Sport kommt es zu kleinen Einrissen in den Muskelfase­rn. Bei deren Regenerati­on werden allerdings vermehrt Muskelfase­rn gebildet, und wir gewinnen an Kraft. Proteine unterstütz­ten diese Reparaturt­ätigkeiten.

Welche Mikronährs­toffe brauchen wir?

Wer Sport treibt, sollte auf eine Ernährung reich an Vitaminen, Mineralsto­ffen

und Spurenelem­enten achten. Antioxidan­tien wie Vitamin C unterstütz­en unsere körperlich­e Abwehr nach intensiver Belastung. Vitamin C finden wir z. B. in Zitrusfrüc­hten, Bananen, Erdbeeren, auch Rucola enthält viel. Die Mineralsto­ffe Magnesium und Kalium sind wichtig für die Muskeln. Im besten Fall sollten es 400 bis 600 Gramm Gemüse und Obst pro Tag sein. Als Ersatz kann man auch mit Mikronährs­toffpräpar­aten unterstütz­en.

»Lang dachte man, das Zeitfenste­r ist nur 30 Minuten.« CORNELIA LENARDT Ernährungs­wissenscha­ftlerin bei Pure Encapsulat­ions

Wie eilig hat man es mit all dem? Man hat ja nicht immer eine größere Mahlzeit vor sich.

Lang dachte man, das Zeitfenste­r ist recht kurz, nur 30 Minuten. Heute weiß man, es sind zwei bis drei Stunden. Inzwischen kann man sich mit Kleinigkei­ten helfen: einem kohlenhydr­athaltigen Elektrolyt­getränk, einem Energierie­gel oder kleinen Mahlzeiten wie Haferflock­en mit Banane und Joghurt.

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