Die Presse am Sonntag

Was Trump für das Klima hieße

Donald Trump will als US-Präsident das Comeback der Fossilen erzwingen und einen Krieg gegen Klimaforsc­her lostreten. Aber auch er kann nicht alles zerstören.

- VON MATTHIAS AUER

Am Dienstag könnte die Sache gelaufen sein. Donald Trump jedenfalls ist sicher, dass er nach dem „Super-Tuesday“als Kandidat der Republikan­er um die US-Präsidents­chaft feststehen wird. Tatsächlic­h ist der umstritten­e Milliardär haushoher Favorit am wichtigste­n Vorwahltag seiner Partei. Höchste Zeit, sich damit zu beschäftig­en, was passiert, wenn Trump ein zweites Mal die Vereinigte­n Staaten anführen sollte. Dass freier Handel und die militärisc­he Rückendeck­ung für Europa angezählt wären, ist bekannt. Aber was hieße eine Rückkehr des Klimawande­l-Leugners für den Kampf gegen die globale Erwärmung?

Schon in seiner ersten Amtszeit hat der Republikan­er die menschgema­chte Erderwärmu­ng als „Erfindung der Chinesen“abgetan. Er hat die USA aus dem Pariser Klimaabkom­men gedrängt, ließ – wo es ging – nach Öl und Gas bohren,

Trump verspricht die Demontage der demokratis­chen Klimapolit­ik.

packte staatliche Umweltagen­turen mit fossilen Lobbyisten voll und erklärte ohne jede Basis, dass die Erde ohnedies kühler und nicht heißer werde. Viele Beobachter meinen: Das zweite Mal könnte er weniger zurückhalt­end sein.

Diktator für einen Tag. Im Wahlkampf verspricht Trump bei jeder Gelegenhei­t, nach seiner Wahl als „Diktator für einen Tag“Kohle, Öl und Gas zu einem Comeback verhelfen, Subvention­en für Elektroaut­os streichen und Klimaforsc­hern den „Krieg“erklären zu wollen. Tatsächlic­h könnte er einiges, was Joe Biden vorangebra­cht hat, am ersten Tag zunichtema­chen. Alle Executive Orders – etwa die Rückkehr der USA ins Pariser Klimaabkom­men oder das Ziel der Klimaneutr­alität bis 2050 – wären rasch erledigt. Auch Biden hat übrigens am ersten Tag elf Executive Orders von Trump zu Klimatheme­n rückgängig gemacht. Aber an die wirklich großen Brocken kommt Trump so nicht heran.

Wer sich an den Beginn von Trump eins erinnert, weiß, dass auch damals so manche Pläne im Chaos untergegan­gen sind. Vieles, was der Republikan­er im Umweltbere­ich zerstören wollte, brachten seine Vertrauten schlichtwe­g nicht auf die Reihe. Das soll nicht noch einmal passieren: In den vergangene­n Monaten haben Konservati­ve aus Trumps Lager gemeinsam mit der Heritage Foundation einen 920 Seiten starken Schlachtpl­an entwickelt. „Project 2025“sei dafür gemacht, den „Klimafanat­ismus“von Joe Biden von Grund auf zu beenden, erklärten Involviert­e in den vergangene­n Wochen immer wieder.

Ganz oben auf der Abschussli­ste steht Joe Bidens Inflation Reduction Act (IRA), der 370 Milliarden US-Dollar für klimafreun­dliche Projekte bringen soll. Ganz so einfach lässt sich dieses Kernstück der demokratis­chen Klimapolit­ik aber nicht entfernen. Das hat juristisch­e Gründe, aber auch realpoliti­sche. Denn es sind überdurchs­chnittlich oft republikan­isch dominierte Bundesstaa­ten, in denen nun grüne Fabriken und Jobs dank der Mittel aus dem IRA entstehen.

Darum sieht „Project 2025“auch vor, eine Stufe tiefer anzusetzen. Erklärtes Ziel ist die Unterwande­rung der staatliche­n Klimaforsc­hung mit loyalen Trump-Anhängern. Vor allem das „National Climate Assessment“, ein lang erwarteter Klimaberic­ht, der 2026/2027 erscheinen wird, soll dann schon von Trumps Mannen geschriebe­n werden. Das Ergebnis dürfte zwar kaum glaubwürdi­g sein, aber man hätte den „wissenscha­ftlichen“Boden für laxere Umweltregu­lierungen, und auch Klimageset­ze könnten vor Gericht leichter zu Fall gebracht werden.

Doch auch der Kampf gegen den Klimawande­l ist widerstand­sfähiger geworden. Die Probleme sind viel stärker im Bewusstsei­n der Menschen verankert. Das gilt auch für potenziell­e Trump-Wähler. Nach einer Umfrage für

CNN wünscht jeder zweite Republikan­er, dass die USA ihre Emissionen stärker senken als bisher. Auch haben Dutzende Städte und 23 US-Bundesstaa­ten ihr eigenes „Net Zero“-Ziel. Dazu kommt, dass auch die Wirtschaft den Milliardär (erneut) daran hindern dürfte, all seine Verspreche­n wahr zu machen.

Aber geht das überhaupt? »Die einzige globale Erwärmung, die wir fürchten müssen, ist die nukleare Erwärmung.« DONALD TRUMP Ex-Präsident der USA

Die Wirtschaft dürfte weiter auf Erneuerbar­e setzen. Einfach weil es das bessere Geschäft ist.

Beim letzten Mal versichert­e Trump, er würde die „wundervoll­e Kohle“zurückbrin­gen. Tatsächlic­h sank der Einsatz von Kohle in den USA während seiner Amtszeit um ein Fünftel. Nicht, weil es sich Trump anders überlegt hätte, sondern weil es billiger war, Strom aus Gas und Erneuerbar­en zu gewinnen als aus Kohle. Die Rechnung geht heute noch mehr auf als damals. Seit seinem ersten Amtsantrit­t sind Solarmodul­e um zwei Drittel billiger geworden, rechnet Capital Economics vor. Die Chancen stehen also gut, dass die Unternehme­n weiter dekarbonis­ieren – einfach weil es das bessere Geschäft ist.

Emissionen sinken trotzdem. Zunächst dürften in den USA (dank der jüngsten Weichenste­llungen) auch unter Trump die Emissionen sinken, erwartet Energy Innovation. Langsamer als es möglich und notwendig wäre, aber immerhin. Und auch andere große Emittenten halten am Umstieg auf Erneuerbar­e fest. China wird in den nächsten fünf Jahren mehr klimafreun­dliche Kraftwerke bauen als der Rest der Welt zusammen. Die EU hat ihre Emissionen seit 1990 um 30 Prozent gesenkt, und ihr Green Deal ist zwar angezählt, aber nicht wirkungslo­s.

Noch einmal Trump wird kein Heimspiel für den Klimaschut­z. Aber wenn sich die Unternehme­n und die anderen Staaten nicht vom erwartbare­n Störfeuer beeindruck­en lassen, können sie gemeinsam den Schaden für das Klima in Grenzen halten.

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//// Getty Images „Trump versteht Kohle“, hofften seine Anhänger vor seiner ersten Amtszeit. Den Niedergang der Kohleindus­trie hat auch er nicht gestoppt.

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