Was Trump für das Klima hieße
Donald Trump will als US-Präsident das Comeback der Fossilen erzwingen und einen Krieg gegen Klimaforscher lostreten. Aber auch er kann nicht alles zerstören.
Am Dienstag könnte die Sache gelaufen sein. Donald Trump jedenfalls ist sicher, dass er nach dem „Super-Tuesday“als Kandidat der Republikaner um die US-Präsidentschaft feststehen wird. Tatsächlich ist der umstrittene Milliardär haushoher Favorit am wichtigsten Vorwahltag seiner Partei. Höchste Zeit, sich damit zu beschäftigen, was passiert, wenn Trump ein zweites Mal die Vereinigten Staaten anführen sollte. Dass freier Handel und die militärische Rückendeckung für Europa angezählt wären, ist bekannt. Aber was hieße eine Rückkehr des Klimawandel-Leugners für den Kampf gegen die globale Erwärmung?
Schon in seiner ersten Amtszeit hat der Republikaner die menschgemachte Erderwärmung als „Erfindung der Chinesen“abgetan. Er hat die USA aus dem Pariser Klimaabkommen gedrängt, ließ – wo es ging – nach Öl und Gas bohren,
Trump verspricht die Demontage der demokratischen Klimapolitik.
packte staatliche Umweltagenturen mit fossilen Lobbyisten voll und erklärte ohne jede Basis, dass die Erde ohnedies kühler und nicht heißer werde. Viele Beobachter meinen: Das zweite Mal könnte er weniger zurückhaltend sein.
Diktator für einen Tag. Im Wahlkampf verspricht Trump bei jeder Gelegenheit, nach seiner Wahl als „Diktator für einen Tag“Kohle, Öl und Gas zu einem Comeback verhelfen, Subventionen für Elektroautos streichen und Klimaforschern den „Krieg“erklären zu wollen. Tatsächlich könnte er einiges, was Joe Biden vorangebracht hat, am ersten Tag zunichtemachen. Alle Executive Orders – etwa die Rückkehr der USA ins Pariser Klimaabkommen oder das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 – wären rasch erledigt. Auch Biden hat übrigens am ersten Tag elf Executive Orders von Trump zu Klimathemen rückgängig gemacht. Aber an die wirklich großen Brocken kommt Trump so nicht heran.
Wer sich an den Beginn von Trump eins erinnert, weiß, dass auch damals so manche Pläne im Chaos untergegangen sind. Vieles, was der Republikaner im Umweltbereich zerstören wollte, brachten seine Vertrauten schlichtweg nicht auf die Reihe. Das soll nicht noch einmal passieren: In den vergangenen Monaten haben Konservative aus Trumps Lager gemeinsam mit der Heritage Foundation einen 920 Seiten starken Schlachtplan entwickelt. „Project 2025“sei dafür gemacht, den „Klimafanatismus“von Joe Biden von Grund auf zu beenden, erklärten Involvierte in den vergangenen Wochen immer wieder.
Ganz oben auf der Abschussliste steht Joe Bidens Inflation Reduction Act (IRA), der 370 Milliarden US-Dollar für klimafreundliche Projekte bringen soll. Ganz so einfach lässt sich dieses Kernstück der demokratischen Klimapolitik aber nicht entfernen. Das hat juristische Gründe, aber auch realpolitische. Denn es sind überdurchschnittlich oft republikanisch dominierte Bundesstaaten, in denen nun grüne Fabriken und Jobs dank der Mittel aus dem IRA entstehen.
Darum sieht „Project 2025“auch vor, eine Stufe tiefer anzusetzen. Erklärtes Ziel ist die Unterwanderung der staatlichen Klimaforschung mit loyalen Trump-Anhängern. Vor allem das „National Climate Assessment“, ein lang erwarteter Klimabericht, der 2026/2027 erscheinen wird, soll dann schon von Trumps Mannen geschrieben werden. Das Ergebnis dürfte zwar kaum glaubwürdig sein, aber man hätte den „wissenschaftlichen“Boden für laxere Umweltregulierungen, und auch Klimagesetze könnten vor Gericht leichter zu Fall gebracht werden.
Doch auch der Kampf gegen den Klimawandel ist widerstandsfähiger geworden. Die Probleme sind viel stärker im Bewusstsein der Menschen verankert. Das gilt auch für potenzielle Trump-Wähler. Nach einer Umfrage für
CNN wünscht jeder zweite Republikaner, dass die USA ihre Emissionen stärker senken als bisher. Auch haben Dutzende Städte und 23 US-Bundesstaaten ihr eigenes „Net Zero“-Ziel. Dazu kommt, dass auch die Wirtschaft den Milliardär (erneut) daran hindern dürfte, all seine Versprechen wahr zu machen.
Aber geht das überhaupt? »Die einzige globale Erwärmung, die wir fürchten müssen, ist die nukleare Erwärmung.« DONALD TRUMP Ex-Präsident der USA
Die Wirtschaft dürfte weiter auf Erneuerbare setzen. Einfach weil es das bessere Geschäft ist.
Beim letzten Mal versicherte Trump, er würde die „wundervolle Kohle“zurückbringen. Tatsächlich sank der Einsatz von Kohle in den USA während seiner Amtszeit um ein Fünftel. Nicht, weil es sich Trump anders überlegt hätte, sondern weil es billiger war, Strom aus Gas und Erneuerbaren zu gewinnen als aus Kohle. Die Rechnung geht heute noch mehr auf als damals. Seit seinem ersten Amtsantritt sind Solarmodule um zwei Drittel billiger geworden, rechnet Capital Economics vor. Die Chancen stehen also gut, dass die Unternehmen weiter dekarbonisieren – einfach weil es das bessere Geschäft ist.
Emissionen sinken trotzdem. Zunächst dürften in den USA (dank der jüngsten Weichenstellungen) auch unter Trump die Emissionen sinken, erwartet Energy Innovation. Langsamer als es möglich und notwendig wäre, aber immerhin. Und auch andere große Emittenten halten am Umstieg auf Erneuerbare fest. China wird in den nächsten fünf Jahren mehr klimafreundliche Kraftwerke bauen als der Rest der Welt zusammen. Die EU hat ihre Emissionen seit 1990 um 30 Prozent gesenkt, und ihr Green Deal ist zwar angezählt, aber nicht wirkungslos.
Noch einmal Trump wird kein Heimspiel für den Klimaschutz. Aber wenn sich die Unternehmen und die anderen Staaten nicht vom erwartbaren Störfeuer beeindrucken lassen, können sie gemeinsam den Schaden für das Klima in Grenzen halten.