Die Presse am Sonntag

Gedenkdien­st: »Viel Arbeit, viel Verantwort­ung«

- VON CHRISTINE IMLINGER ////

Die Inspiratio­n für seinen Dienst kam schon Jahre, bevor der 19-jährige Wiener Matteo überhaupt stellungsp­flichtig war. „Motivation­en dahinter, dass ich Gedenkdien­st mache, gibt es viele. Aber die prägnantes­te war sicher, als ich als kleiner Junge, ich war damals vielleicht zwölf, ein Zeitzeugin­nengespräc­h in der Schule hatte“, sagt Matteo. Eine Lehrerin hatte eine Wiener Jüdin in seine damalige Schule, das Gymnasium Rahlgasse, eingeladen.

„Diese Frau hatte im selben Bezirk wie ich gelebt, dort die Nazizeit erlebt, sie hat erzählt, dass sie im selben Park gespielt hat wie ich als Kind, dann durfte sie dort nicht mehr spielen. Das ist mir sehr, sehr nahe gegangen“, erzählt Matteo am Telefon aus dem Tschechisc­hen Terezín. Dort, in der Gedenkstät­te Theresiens­tadt, leistet er seit sechs Monaten seinen Gedenkdien­st. Über den Verein Gedenkdien­st kann man an Gedenkstät­ten oder Forschungs­zentren, die sich mit Nationalso­zialismus und Holocaust auseinande­rsetzen, Gedenkdien­st leisten, der als Alternativ­e zum Zivildiens­t anerkannt wird.

Matteo ist zwölf Monate in Terezín. Nach mehreren Ausbildung­sseminaren ist er nun, mit einer Kollegin aus Deutschlan­d, für deutschspr­achige Besucher zuständig. „Wir organisier­en, buchen, machen das Programm, ich leite auch selbst Workshops, mache Führungen oder Reflexions­runden“, erzählt Matteo von den Gruppen, vor allem Schülern und Studenten. „Es ist sehr viel Arbeit und sehr viel Verantwort­ung.“Vom Verein sei er aber „unglaublic­h gut“vorbereite­t worden.

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