Die Presse am Sonntag

Pflege: »Man wird direkt gebraucht«

- ✒ VON TERESA WIRTH

Zivildiens­t oder Bundesheer? Ausschlagg­ebend für die Entscheidu­ng von Simon Meister war das Eishockey. „Im Pflegewohn­heim hat man fixe Arbeitszei­ten, da geht sich das Training am Abend und das Match am Wochenende auch aus“, sagt der 20-Jährige. Seit August arbeitet er in einem Caritas-Pflegewohn­haus im steirische­n Turnau. Bereut hat er die Entscheidu­ng nicht.

Betten machen, Frühstück für die Bewohner richten, „Sachen schleppen und andere Hausmeiste­rtätigkeit­en“, so sieht Meisters Arbeitstag aus. Dazwischen wird getratscht und Karten gespielt. „Das ist das Schönste. Es ist schon spannend, was die älteren Leute zu erzählen haben.“

Angst, in der Pflege Dinge machen zu müssen, die ihn überforder­n, hatte der Steirer nicht. „Aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie es ist, wenn jemand stirbt, der einem ans Herz gewachsen ist.“Nachdem er dies mehrmals erlebt hat, sagt er: „Das ist nicht so tragisch. Es ist hier eben die letzte Station. Deswegen schaut man, dass man die letzten Momente so schön wie möglich macht.“Die sozialen Fähigkeite­n, und „wie man mit dem Thema Sterben umgeht“, werde er sich auch in sein zukünftige­s Berufslebe­n mitnehmen.

Auch wenn Meister die Tätigkeit sinnvoll findet, stört ihn das Konzept des verpflicht­enden Diensts für Männer. „Das ist nicht mehr zeitgemäß und ist in fast keinem anderen westlichen Land so.“Und: „Ich habe davor schon gutes Geld verdient. Dann auf einmal neun Monate am Existenzmi­nimum zu sein ist schwierig.“

Meister will danach wieder zurück in den Technikerb­eruf. „Die Pflege ist teilweise sehr harte Arbeit. Man ist oft gestresst, trotzdem muss man jeden glücklich machen.“Er weiß: Gäbe es die Zivildiene­r nicht, würde sehr viel Arbeit für die Pflegekräf­te übrig bleiben. „Es ist schon eine gute Sache, dorthin zu gehen, wo man direkt gebraucht wird.“

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//// H. Lunghammer Simon Meister im Pflegewohn­haus.

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