Kollektive Erinnerung eint Generationen: Warum guttut, und wie sie einem trotzdem nicht den Blick in die Zukunft verstellt.
Nostalgie
Erich Kocina ist ein Spaziergänger der alten Art. Flaneure nannte man sie früher, Menschen, die durch die Stadt schlendern, ihre Umgebung wahrnehmen und sich daran erfreuen. Heute hindert einen das Smartphone oft daran, Blicke schweifen und Gedanken wandern zu lassen. Als Chef vom Dienst (CvD) der „Presse“ist es Kocina gewöhnt, auf Details zu achten. So stach ihm unlängst ein Buch in einem offenen Bücherschrank in Ottakring ins Auge, rot-weiß-rot und mit dem schwungvollen Aufruf: „Komm, sing mit!“
Wer im vergangenen Jahrhundert zur Schule ging, wird sich an dieses Liederbuch erinnern können. Manche sangen mit Begeisterung, andere brummten nur leise mit, wenn in der Klasse gemeinsam gesungen wurde. Viele Lieder singt man heute noch. Manche nicht. Als Erich Kocina in der Redaktion den Liedtext von C-A-F-F-E-E vorlas, war er überrascht, dass einige den alten Kanon noch spontan zum Besten geben konnten (nicht nur zur Freude der Anwesenden), bei den Textzeilen aber stockten: Hat man das tatsächlich gesungen, ohne sich zu wundern?
Neugierig geworden machte sich Kocina auf die Suche nach alten Schulbüchern. Kollektive Erinnerung eint Generationen: Duygu Özkan hat mit Daniel Rettig gesprochen, der ein Buch über Nostalgie geschrieben hat: „Nostalgie ist ein vielschichtiges Gefühl, sie ist bittersüß.“Özkan hat sich gemeinsam mit Kocina in ihre alten Geografie- und Geschichtsbücher vertieft.
Wir freuen uns auch, das neue „Presse“-Magazin anzukündigen. Zum 200. Geburtstag Anton Bruckners und dem 50er des Linzer Brucknerhauses werfen Günther Haller, Wilhelm Sinkovicz und Theresa Steininger einen großen Rundblick über sein Leben, sein Komponieren, seine Stellung sowie den Aufführungsreigen seiner Werke. Komm, lies mit!