Gehen die Autofirmen jetzt in die Luft?
Stellantis, Mercedes, Suzuki, Toyota: Die Autobranche sichert sich Kooperationen mit Historisch gesehen schließt sich damit ein Kreis. Die Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Was immer beim Elektroauto die Herausforderung oder Einschränkung in Sachen Reichweite darstellt, bei der Gerätschaft der sogenannten EVTOLs kommt eine nicht unerhebliche Dimension hinzu: die Vertikale.
Die Abkürzung steht für elektrisch betriebene Senkrechtstarter (Electric Vertical Take-Off and Landing), die sich bei Hunderten Start-ups auf der ganzen Welt in verschiedensten Phasen der Entwicklung befinden.
Fotomontagen. E-VTOLs faszinieren Techno-Geeks und haben einen fixen Landeplatz, wann immer es um die Fortbewegung der Zukunft geht. Zu den bekannteren Unternehmen, die sich mit E-VTOLs beschäftigen, zählen Lilium, Joby, Archer, Wisk and E-Hang. Neugierig umkreisen Investoren die Businesspläne der Start-ups, die sich mit gewagten Studien und Prototypen überbieten und selten um vollmundige Vorhersagen verlegen sind.
Obwohl sie demgemäß längst operieren müssten, hat kein E-VTOL bislang eine behördliche Zulassung erhalten; mehr als kurze Testflüge in Prototypen sind bis heute nicht zu sehen. Bei den eindrucksvollen Aufnahmen der futuristischen Fluggeräte vor spektakulären Stadtkulissen handelt es sich meist um Fotomontagen.
Seit fünf bis zehn Jahren im Gespräch, hat sich der erste Hype samt unrealistischer Starttermine für Serienproduktion und Flugeinsatz inzwischen etwas gelegt. Aktuell wird von mehreren Betreibern optimistisch ein Zulassungsdatum im Jahr 2026 genannt.
Unverändert interessiert zeigen sich indes Autohersteller, die Kooperationen mit E-VTOL-Start-ups eingehen oder als Investoren vertreten sind. Mercedes ist bei Lilium engagiert, der multinationale Stellantis-Konzern hat soeben seine Partnerschaft mit Archer bekräftigt, und Suzuki will schon bald für Sky Drive in Japan produzieren. Mit Geely und Xpeng sind chinesische Autohersteller mit eigenen Projekten dabei, ebenso, wie Boeing und Airbus Duftmarken im Luftraum der Zukunft setzen. Viele der traditionellen Autohersteller blicken auf eine Historie in der Luftfahrt zurück.
Kurze Flüge. Doch es ist eine Wette auf die Zukunft, die vermutlich nicht alle in der jungen Branche eingehen werden. Ein robuster Business Case liegt bislang nicht vor. Aufgrund der beschränkten Reichweite liegen Ultrakurzflüge im Bereich der zehn bis 30 Kilometer nahe, damit könnten Hubs in der Stadt mit dem Flughafen verbunden werden – als Ergänzung zum klassischen Flugverkehr, sofern herkömmliche Hubschrauber durch Auflagen bei Lärm- und Schadstoffemissionen nicht auch hier im Vorteil sind.
Wenn die Reichweite schon beim EAuto, das nur Roll- und Luftwiderstand zu überwinden hat, ein Hemmnis darstellt, dann gilt das beim fliegenden Objekt, das sich samt seiner Batterien auch noch in die Höhe heben und in der Luft halten muss (wofür es den Großteil seiner Energie aufwenden muss), noch viel mehr. „Wir werden in fünf Jahren nicht Tausende E-VTOLs über New York sehen“, sagt ein Experte, „allein die Zulassungsverfahren der Luftfahrtbehörden würden länger als das dauern.“