Let’s make money
Wie lang die Party an den Börsen noch anhalten kann – und von welchen drei Aktien, die wir hier kürzlich besprochen haben, Experten weiter überzeugt sind.
Nach Ostern ist schon April. Und der macht meteorologisch nicht nur, was er will, sondern Anlegern in der Regel auch viel Freude, gilt dieser Monat doch als stärkster Monat an den Börsen. Gewiss, die Ausschau nach einem stärksten Börsenmonat ist heuer vermessen, nachdem ohnehin ständig neue Rekordhochs erzielt wurden.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg weist nicht nur darauf hin, dass der europäische Leitindex Euro Stoxx 600 seit mehr als einem halben Jahr keinen Tag mit einem Minus von zwei Prozent oder mehr verzeichnet habe – „die beste Serie seit 2017 und die viertlängste seit seiner Einführung im Jahr 1998“. Sie betont auch, dass die Rallye in Europa „im ersten Quartal weniger wegen der absoluten Performance als vielmehr wegen der Breite des Anstiegs“beeindruckend gewesen sei. Zu Beginn nämlich sei die Rallye, ähnlich wie in den USA, von Megacaps (Aktien mit einer hohen Kapitalisierung) wie SAP, ASML, Novo Nordisk und LVMH getragen gewesen, auf die bis Ende Februar fast 60 Prozent der Gewinne im Leitindex entfallen seien. „Dieser Anteil ist inzwischen auf 36 Prozent zurückgegangen, und zyklische Werte wie Automobil-, Finanz- und Industrietitel treiben die Kurse weiter an und verbreitern damit das Aufwärtsmomentum“, schreibt Bloomberg.
Gut möglich also, dass es weiter bergauf geht. Man sollte die Party feiern, solang die Musik spielt. Aber man sollte sich angesichts der schon lang anhaltenden Feierstimmung auch daran erinnern, dass die Musik jederzeit verstummen und eine Korrektur einsetzen kann. Denn die positiven Nachrichten, die noch kommen können und nicht eingepreist sind, sind rar geworden. Und in den USA hat Notenbankdirektor
Christopher Waller soeben mitgeteilt, dass angesichts der hartnäckigen Inflation derzeit keine Eile bestehe, die Leitzinsen zu senken. Auf dem Markt wurde bis zuletzt eine erste Zinssenkung für Juni erwartet. Für die Eurozone übrigens. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist übrigens, was Frank Sohlleder, Market Analyst für Activtrades, für deutsche Aktien empfiehlt : „Solang die deutschen Unternehmenstitel in der Bewertung nach KursGewinn-Verhältnis noch günstiger sind als die US-Werte, zugreifen.“
Da kramen wir zwei Titel hervor, die wir kürzlich hier besprochen haben und die trotz seitherigem Anstieg weiter als attraktiv gelten. Etwa der Energiekonzern Siemens Energy (ISIN: DE000ENER6Y0). Nachdem das Papier aufgrund der defizitären Windkraft desaströs abgestürzt war, haben wir es Mitte November zum Preis von 11,68 Euro als Turnaround-Idee besprochen, zumal Aufsichtsrat Joe Kaeser damals als Insider zugekauft hatte. Nun kostet es 17 Euro. Da geht noch viel mehr, meint die US-Bank Goldman Sachs, sagt weiter „Buy“und hat am Donnerstag das Kursziel von 21,5 auf 27 Euro erhöht. Sie hebt das Gas- und Stromgeschäft hervor, das sich immer stärker entwickle. Siemens Energy stehe am Anfang eines starken Investitionstrends in Netzwerke und sei dabei, ein Geschäft aufzubauen mit höheren Umsätzen und längerer Dauer. Gewiss, nicht alle Analysten sind so euphorisch.
Die Aktie des Touristikkonzerns Tui (ISIN: DE000TUAG505), die wir hier Ende September zum Preis von 5,6 Euro als Spekulationsidee nach dem wuchtigen Absturz in der Zeit der Coronapandemie
vorgestellt haben, zog zuletzt gut an und kostet nun 7,64 Euro. Die Geschäfte in der Branche laufen wieder. Die Anleger freilich spüren noch Restschock und tragen daher Vorsicht in sich. Das 2024er-KGV liegt bei nur sieben. Und das, obwohl der Konzern 25 Prozent Wachstum beim Gewinn erwartet. Die Analysten werden langsam optimistischer. Von den zwölf Empfehlungen, die bei Bloomberg aufgelisteten sind, lauten sechs Empfehlungen auf „Buy“, vier auf „Hold“und zwei auf „Sell“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 9,8 Euro.
Auch in Frankreich gibt es etwas zu holen. Goldman Sachs hat am Dienstag das Papier der Bank BNP Paribas (ISIN: FR0000131104), das wir hier vor gut einem Monat bei 56,8 Euro besprochen haben und das jetzt 65,7 Euro kostet, von „Neutral“auf „Kaufen“angehoben und das Kursziel von 74,7 auf 82,6 Euro. Dank der zu erwartenden Zinssenkungen und einer allmählichen Erholung der Kapitalmarktaktivitäten sollte sich das operative Umfeld für die Bank 2024 und 2025 verbessern, so die Begründung. Der Paribas-Aktienkurs habe sich jahrelang unterdurchschnittlich entwickelt, daher sei der Einstiegszeitpunkt nun attraktiv.
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