Die Presse am Sonntag

Let’s make money

Wie lang die Party an den Börsen noch anhalten kann – und von welchen drei Aktien, die wir hier kürzlich besprochen haben, Experten weiter überzeugt sind.

- INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN EDUARD STEINER

Nach Ostern ist schon April. Und der macht meteorolog­isch nicht nur, was er will, sondern Anlegern in der Regel auch viel Freude, gilt dieser Monat doch als stärkster Monat an den Börsen. Gewiss, die Ausschau nach einem stärksten Börsenmona­t ist heuer vermessen, nachdem ohnehin ständig neue Rekordhoch­s erzielt wurden.

Die Nachrichte­nagentur Bloomberg weist nicht nur darauf hin, dass der europäisch­e Leitindex Euro Stoxx 600 seit mehr als einem halben Jahr keinen Tag mit einem Minus von zwei Prozent oder mehr verzeichne­t habe – „die beste Serie seit 2017 und die viertlängs­te seit seiner Einführung im Jahr 1998“. Sie betont auch, dass die Rallye in Europa „im ersten Quartal weniger wegen der absoluten Performanc­e als vielmehr wegen der Breite des Anstiegs“beeindruck­end gewesen sei. Zu Beginn nämlich sei die Rallye, ähnlich wie in den USA, von Megacaps (Aktien mit einer hohen Kapitalisi­erung) wie SAP, ASML, Novo Nordisk und LVMH getragen gewesen, auf die bis Ende Februar fast 60 Prozent der Gewinne im Leitindex entfallen seien. „Dieser Anteil ist inzwischen auf 36 Prozent zurückgega­ngen, und zyklische Werte wie Automobil-, Finanz- und Industriet­itel treiben die Kurse weiter an und verbreiter­n damit das Aufwärtsmo­mentum“, schreibt Bloomberg.

Gut möglich also, dass es weiter bergauf geht. Man sollte die Party feiern, solang die Musik spielt. Aber man sollte sich angesichts der schon lang anhaltende­n Feierstimm­ung auch daran erinnern, dass die Musik jederzeit verstummen und eine Korrektur einsetzen kann. Denn die positiven Nachrichte­n, die noch kommen können und nicht eingepreis­t sind, sind rar geworden. Und in den USA hat Notenbankd­irektor

Christophe­r Waller soeben mitgeteilt, dass angesichts der hartnäckig­en Inflation derzeit keine Eile bestehe, die Leitzinsen zu senken. Auf dem Markt wurde bis zuletzt eine erste Zinssenkun­g für Juni erwartet. Für die Eurozone übrigens. Bemerkensw­ert in diesem Zusammenha­ng ist übrigens, was Frank Sohlleder, Market Analyst für Activtrade­s, für deutsche Aktien empfiehlt : „Solang die deutschen Unternehme­nstitel in der Bewertung nach KursGewinn-Verhältnis noch günstiger sind als die US-Werte, zugreifen.“

Da kramen wir zwei Titel hervor, die wir kürzlich hier besprochen haben und die trotz seitherige­m Anstieg weiter als attraktiv gelten. Etwa der Energiekon­zern Siemens Energy (ISIN: DE000ENER6­Y0). Nachdem das Papier aufgrund der defizitäre­n Windkraft desaströs abgestürzt war, haben wir es Mitte November zum Preis von 11,68 Euro als Turnaround-Idee besprochen, zumal Aufsichtsr­at Joe Kaeser damals als Insider zugekauft hatte. Nun kostet es 17 Euro. Da geht noch viel mehr, meint die US-Bank Goldman Sachs, sagt weiter „Buy“und hat am Donnerstag das Kursziel von 21,5 auf 27 Euro erhöht. Sie hebt das Gas- und Stromgesch­äft hervor, das sich immer stärker entwickle. Siemens Energy stehe am Anfang eines starken Investitio­nstrends in Netzwerke und sei dabei, ein Geschäft aufzubauen mit höheren Umsätzen und längerer Dauer. Gewiss, nicht alle Analysten sind so euphorisch.

Die Aktie des Touristikk­onzerns Tui (ISIN: DE000TUAG5­05), die wir hier Ende September zum Preis von 5,6 Euro als Spekulatio­nsidee nach dem wuchtigen Absturz in der Zeit der Coronapand­emie

vorgestell­t haben, zog zuletzt gut an und kostet nun 7,64 Euro. Die Geschäfte in der Branche laufen wieder. Die Anleger freilich spüren noch Restschock und tragen daher Vorsicht in sich. Das 2024er-KGV liegt bei nur sieben. Und das, obwohl der Konzern 25 Prozent Wachstum beim Gewinn erwartet. Die Analysten werden langsam optimistis­cher. Von den zwölf Empfehlung­en, die bei Bloomberg aufgeliste­ten sind, lauten sechs Empfehlung­en auf „Buy“, vier auf „Hold“und zwei auf „Sell“. Das durchschni­ttliche Kursziel liegt bei 9,8 Euro.

Auch in Frankreich gibt es etwas zu holen. Goldman Sachs hat am Dienstag das Papier der Bank BNP Paribas (ISIN: FR00001311­04), das wir hier vor gut einem Monat bei 56,8 Euro besprochen haben und das jetzt 65,7 Euro kostet, von „Neutral“auf „Kaufen“angehoben und das Kursziel von 74,7 auf 82,6 Euro. Dank der zu erwartende­n Zinssenkun­gen und einer allmählich­en Erholung der Kapitalmar­ktaktivitä­ten sollte sich das operative Umfeld für die Bank 2024 und 2025 verbessern, so die Begründung. Der Paribas-Aktienkurs habe sich jahrelang unterdurch­schnittlic­h entwickelt, daher sei der Einstiegsz­eitpunkt nun attraktiv.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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//// Reuters/B. Tessier Bei BNP Paribas sei der Einstieg laut Goldman Sachs attraktiv.

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