Let’s make money
Warum die Anleger nun ziemlich irritiert sind – und bei welchen drei Aktien es trotzdem und dank euphorischer Expertenkommentare jetzt auffällig rund geht.
Dass es in diesen lichten Höhen, in denen sich die Börsen zuletzt bewegten, auch einmal rumpeln kann, ist wenig verwunderlich und haben wir in den vergangenen Kolumnen schon thematisiert. Wie bei einer größeren Korrektur, von der jetzt noch nicht die Rede sein kann, ist es auch bei den Rumplern so, dass man vorab nicht weiß, wodurch sie ausgelöst werden. Der Rumpler am Ende dieser Woche wurde jedenfalls von Neel Kashkari verursacht. Er, Mitglied der US-Notenbank Fed, hatte nämlich mit einer wuchtigen Aussage zur Geldpolitik die Anleger geschockt. Es könnte, sagte er, möglicherweise heuer zu gar keiner Senkung des Leitzinses kommen, wenn der Fortschritt bei der Inflationssenkung ins Stocken gerate.
In den USA gaben die Leitindizes am Donnerstag um 1,23 bis 1,4 Prozent nach. In Europa dann am Freitag. Das ist logisch, weil die Märkte nach Zinssenkungen lechzen und diese auch zweckoptimistisch in die Kurse eingepreist haben. Vorerst also herrscht Irritierung, zumal die am Freitag publizierten US-Arbeitsmarktdaten über Erwarten stark ausfielen.
Die US-Wirtschaft läuft nun einmal gut, und die Inflation bleibt deutlich über zwei Prozent. Europa ist hier mit etwas anderen Vorzeichen unterwegs, weshalb der Leitzins früher gesenkt werden könnte. Aus Sicht der von der Agentur Bloomberg befragten Ökonomen wird die Europäische Zentralbank beginnend mit Juni den Einlagenzinssatz von den jetzigen vier Prozent vierteljährlich um einen Viertelprozentpunkt bis mindestens Ende 2025 senken, sodass er dann bei 2,25 Prozent läge. Das ist zumindest die Erwartung.
Jedenfalls bleibt die Zinspolitik auf absehbare Zeit das bestimmende Thema an den Börsen. Doch welche Aktien halten Experten vor diesem Hintergrund für interessant?
Allemal die des weltweit zweitgrößten Goldproduzenten Barrick Gold (ISIN: CA0679011084). Lang dümpelte sie wie andere Goldminenaktien vor sich hin – sogar dann noch, als der Goldpreis im Herbst 2023 zu steigen begann. Inzwischen, seit zwei Monaten, eilt er nur noch von Rekordhoch zu Rekordhoch, da eine stabile Nachfrage auf ein zunehmend reduziertes Angebot trifft. Und das hat nun auch die Branchenaktien aufgerüttelt. Als wir hier vor einem Monat auf die Aktie von Barrick Gold hingewiesen haben, kostete sie 15,8 Dollar. Aktuell sind es 17,86 Dollar. Das soll es laut Experten noch lang nicht gewesen sein. Knapp 20 Prozent Kurspotenzial geben ihr die 24 Analysten, die bei der Agentur Bloomberg zusammengefasst sind und von denen 16 zum Kauf und sieben zum Halten raten, im Schnitt. Die jüngst ausgegebenen Kursziele der abgelaufenen Woche betragen vorwiegend über 21,5 Dollar. Der Finanzdienstleister BMO ragt mit 26 Dollar, ausgegeben am 27. März, vielleicht ein wenig zu euphorisch heraus.
Ziemlich rund geht es auch bei der Aktie von Cancom (ISIN: DE0005419105), die nach dem Absturz in der allgemeinen Tech-Flaute 2022 nur temporär wieder überzeugen konnte. Nun aber, nachdem der sechstgrößte deutsche IT-Dienstleister Ende März trotz schwierigen Umfelds einen deutlichen Wachstumsschub von 1,52 Milliarden Euro im Vorjahr auf heuer 1,75 bis 2,0 Milliarden angekündigt hat, sprühen die Analysten vor Optimismus. Die DZ Bank hat das 30 Euro teure Papier am 28. März von „Verkaufen“auf „Kaufen“und den fairen Wert von 21 auf 37 Euro erhöht. Das Analysehaus Warburg bleibt bei „Buy“und 40 Euro. Und Hauck Aufhäuser hat am Freitag das Kursziel von 40,00 auf 44,20 Euro erhöht und sagt weiter „Buy“.
Und die US-Bank JP Morgan hat das Kursziel für die Aktie des niederländischen und weltweit herausragenden Chipindustrie-Ausrüsters ASML (ISIN: NL0010273215) vor Zahlen für das erste Quartal von 950 auf 1100 Euro erhöht und die Einstufung auf „Overweight“belassen. Man rechne mit einem starken Auftragseingang, so die Begründung: Die Markterwartung hierfür erscheine viel zu niedrig, die Aktie habe reichlich Luft für eine höhere Bewertung. Aktuell kostet das hier wiederholt besprochene und zuletzt gut gelaufene Papier 903 Euro. Das Analysehaus Jefferies hat übrigens am Donnerstag in einer sehr optimistischen Sektorstudie die Einstufung auf „Buy“und das Kursziel auf 1260 Euro belassen. Unter den großen Branchenwerten gehört ASML zu den „Top Picks“der Bank.
Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.