Die Presse am Sonntag

Let’s make money

Warum die Anleger nun ziemlich irritiert sind – und bei welchen drei Aktien es trotzdem und dank euphorisch­er Expertenko­mmentare jetzt auffällig rund geht.

- INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN VON EDUARD STEINER

Dass es in diesen lichten Höhen, in denen sich die Börsen zuletzt bewegten, auch einmal rumpeln kann, ist wenig verwunderl­ich und haben wir in den vergangene­n Kolumnen schon thematisie­rt. Wie bei einer größeren Korrektur, von der jetzt noch nicht die Rede sein kann, ist es auch bei den Rumplern so, dass man vorab nicht weiß, wodurch sie ausgelöst werden. Der Rumpler am Ende dieser Woche wurde jedenfalls von Neel Kashkari verursacht. Er, Mitglied der US-Notenbank Fed, hatte nämlich mit einer wuchtigen Aussage zur Geldpoliti­k die Anleger geschockt. Es könnte, sagte er, möglicherw­eise heuer zu gar keiner Senkung des Leitzinses kommen, wenn der Fortschrit­t bei der Inflations­senkung ins Stocken gerate.

In den USA gaben die Leitindize­s am Donnerstag um 1,23 bis 1,4 Prozent nach. In Europa dann am Freitag. Das ist logisch, weil die Märkte nach Zinssenkun­gen lechzen und diese auch zweckoptim­istisch in die Kurse eingepreis­t haben. Vorerst also herrscht Irritierun­g, zumal die am Freitag publiziert­en US-Arbeitsmar­ktdaten über Erwarten stark ausfielen.

Die US-Wirtschaft läuft nun einmal gut, und die Inflation bleibt deutlich über zwei Prozent. Europa ist hier mit etwas anderen Vorzeichen unterwegs, weshalb der Leitzins früher gesenkt werden könnte. Aus Sicht der von der Agentur Bloomberg befragten Ökonomen wird die Europäisch­e Zentralban­k beginnend mit Juni den Einlagenzi­nssatz von den jetzigen vier Prozent vierteljäh­rlich um einen Viertelpro­zentpunkt bis mindestens Ende 2025 senken, sodass er dann bei 2,25 Prozent läge. Das ist zumindest die Erwartung.

Jedenfalls bleibt die Zinspoliti­k auf absehbare Zeit das bestimmend­e Thema an den Börsen. Doch welche Aktien halten Experten vor diesem Hintergrun­d für interessan­t?

Allemal die des weltweit zweitgrößt­en Goldproduz­enten Barrick Gold (ISIN: CA06790110­84). Lang dümpelte sie wie andere Goldminena­ktien vor sich hin – sogar dann noch, als der Goldpreis im Herbst 2023 zu steigen begann. Inzwischen, seit zwei Monaten, eilt er nur noch von Rekordhoch zu Rekordhoch, da eine stabile Nachfrage auf ein zunehmend reduzierte­s Angebot trifft. Und das hat nun auch die Branchenak­tien aufgerütte­lt. Als wir hier vor einem Monat auf die Aktie von Barrick Gold hingewiese­n haben, kostete sie 15,8 Dollar. Aktuell sind es 17,86 Dollar. Das soll es laut Experten noch lang nicht gewesen sein. Knapp 20 Prozent Kurspotenz­ial geben ihr die 24 Analysten, die bei der Agentur Bloomberg zusammenge­fasst sind und von denen 16 zum Kauf und sieben zum Halten raten, im Schnitt. Die jüngst ausgegeben­en Kursziele der abgelaufen­en Woche betragen vorwiegend über 21,5 Dollar. Der Finanzdien­stleister BMO ragt mit 26 Dollar, ausgegeben am 27. März, vielleicht ein wenig zu euphorisch heraus.

Ziemlich rund geht es auch bei der Aktie von Cancom (ISIN: DE00054191­05), die nach dem Absturz in der allgemeine­n Tech-Flaute 2022 nur temporär wieder überzeugen konnte. Nun aber, nachdem der sechstgröß­te deutsche IT-Dienstleis­ter Ende März trotz schwierige­n Umfelds einen deutlichen Wachstumss­chub von 1,52 Milliarden Euro im Vorjahr auf heuer 1,75 bis 2,0 Milliarden angekündig­t hat, sprühen die Analysten vor Optimismus. Die DZ Bank hat das 30 Euro teure Papier am 28. März von „Verkaufen“auf „Kaufen“und den fairen Wert von 21 auf 37 Euro erhöht. Das Analysehau­s Warburg bleibt bei „Buy“und 40 Euro. Und Hauck Aufhäuser hat am Freitag das Kursziel von 40,00 auf 44,20 Euro erhöht und sagt weiter „Buy“.

Und die US-Bank JP Morgan hat das Kursziel für die Aktie des niederländ­ischen und weltweit herausrage­nden Chipindust­rie-Ausrüsters ASML (ISIN: NL00102732­15) vor Zahlen für das erste Quartal von 950 auf 1100 Euro erhöht und die Einstufung auf „Overweight“belassen. Man rechne mit einem starken Auftragsei­ngang, so die Begründung: Die Markterwar­tung hierfür erscheine viel zu niedrig, die Aktie habe reichlich Luft für eine höhere Bewertung. Aktuell kostet das hier wiederholt besprochen­e und zuletzt gut gelaufene Papier 903 Euro. Das Analysehau­s Jefferies hat übrigens am Donnerstag in einer sehr optimistis­chen Sektorstud­ie die Einstufung auf „Buy“und das Kursziel auf 1260 Euro belassen. Unter den großen Branchenwe­rten gehört ASML zu den „Top Picks“der Bank.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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//// Bloomberg News/Diego Levy Eine Goldmine von Barrick Gold in Argentinie­n. Goldminena­ktien haben eine Erholung gestartet.

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