Vorbereiten auf den Krieg
KLatrinen putzen.
In Neil Simons Stück geht es um Gehorsam, Gruppendynamik und Gewissensfragen. Das Theater der Jugend zeigt eine zeitgemäße Inszenierung. rieg, Soldaten und eine Kaserne irgendwo in Mississippi, USA – ob das interessant werden kann? Mit gemischten Gefühlen ging ich in die Premiere von „Biloxi Blues“ins Theater der Jugend. Doch schon der Anfang war lustig. Aus dem dunklen Off ertönte die strenge Stimme eines Offiziers, der das Publikum ermahnt, elektronische Lärmmacher auszuschalten. „Sollte ein Handy zu hören sein, wird der Übeltäter vor versammelter Mannschaft hundert Liegestütze machen.“
Das Stück beginnt im Zug, der fünf Jungsoldaten zu ihrer Grundausbildung in die Kaserne von Biloxi bringt – ein kleines Kaff im Süden der USA (die Stadt gibt es wirklich, ich habe auf Google Maps nachgeschaut). Der Erzähler Eugene (Robin Jentys) ist erstmals von zu Hause weg und hat zwölf belegte Brote mit Schmorbraten von seiner Mutter im Rucksack, er schreibt nicht Tagebuch, sondern „seine Memoiren“.
Er und der sensible Jude Arnold (Ludwig Wendelin Weißenberger), der dauernd Magenschmerzen und Verdauungsprobleme hat, sind für die Armee so gar nicht geeignet. „Die Armee hat ihre Logik und ich habe meine“, sagt Arnold einmal. Der schlaksige Junge rebelliert mehr oder weniger stumm gegen die Regeln und muss als Strafe ständig irgendwelche Klos (Latrinen im Kasernenjargon!) putzen.
In dem Stück von Neil Simon geht es vor allem um Beziehungen: Es gibt einen sadistischen Offizier, Sergeant Toomey (Mathias Kopetzki), der die fünf Jugendlichen unter Druck setzt und gegeneinander ausspielt. Wie verhalten sich die in solchen Ausnahmesituationen zueinander? Das ergibt spannende Konstellationen, und als Zuseherin frage ich mich oft, wie ich mich wohl selber verhalten hätte. „Mein Vater hat mir beigebracht, die Schwäche in mir zu verabscheuen“, sagt der Offizier einmal. Dieses Credo hat er verinnerlicht.
Es geht auch um Rassismus, Antisemitismus und Homophobie. „Ich will
keinen Ärger haben wegen meiner Hautfarbe. Deswegen halte ich mich zurück“, sagt Don, der schwarz ist. Und über Epstein schreibt Eugene in seinem Tagebuch: „Er ist der komplexeste und faszinierendste Mensch, dem ich begegnet bin. Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass Arnold homosexuell ist.“Das Tagebuch bleibt nicht geheim und die Vermutung führt zu Aufruhr.
In dem Stück geht es aber auch um das erste Verliebtsein von Eugene. Das ist ein bisschen platt dargestellt. Insgesamt ist es aber ein spannendes Stück, die Schauspieler und Schauspielerinnen sind alle sehr gut.