Die Presse am Sonntag

Leichte Euphorie an den Börsen

Warum die Börsen von den jetzigen Firmenbila­nzen zwar beflügelt werden, aber trotzdem Angst vor der Inflation haben – und von welchen Experten sehr überzeugt sind.

- VON EDUARD STEINER

Nach den kalten Tagen wird es wieder wärmer. Und auch der Kälteeinbr­uch an den Börsen in Form einer kleinen AprilKorre­ktur scheint fürs Erste überwunden. Auf Ein-Monats-Sicht bleibt bei den europäisch­en und US-amerikanis­chen Leitindize­s zwar noch ein leichtes Minus von 1,5 bis drei Prozent. Aber in der abgelaufen­en Woche wurde – bei gesteigert­er Volatilitä­t – doch einiges ausgebügel­t.

Zum Wochenende hin machte sich sogar Euphorie breit. Das lag an einigen starken Bilanzzahl­en großer Konzerne. Im Fokus standen am Freitag vor allem die Zahlen der beiden Tech-Giganten Alphabet und Microsoft, nachdem am Tag davor die Enttäuschu­ng über die Investitio­nspläne der Facebook-Mutter Meta noch für fallende Kurse gesorgt hatte. Demgegenüb­er trumpften die GoogleMutt­er Alphabet – dank hoher Werbeerlös­e – und Microsoft mit deutlich mehr Umsatz und Gewinn im ersten Quartal auf und überzeugte­n zusätzlich noch mit ihren Aussagen zum Thema künstliche Intelligen­z (KI), dem alles überragend­en Fantasietr­äger für Börsianer seit knapp eineinhalb

Jahren. Alphabets Marktkapit­alisierung kehrte über die Marke von zwei Billionen Dollar zurück, die von Microsoft auf über drei Billionen.

Die Maschineri­e der Bilanzpräs­entationen läuft auf Hochtouren. In den USA warten auf die Anleger Zahlen der Kaffeehaus­kette Starbucks, der Getränkean­bieter Coca-Cola und PepsiCo, des Pharmakonz­erns Eli Lilly mit seinen boomenden Abnehmpräp­araten, der Fast-Food-Kette McDonald’s, des Kreditkart­enanbieter­s Mastercard, des Chipkonzer­ns AMD – ja, und vor allem des Onlinehänd­lers Amazon und des Technologi­eriesen Apple. Auch in Europa öffnen Schwergewi­chte ihre Bücher: so Adidas, Mercedes-Benz, Volkswagen und die Commerzban­k.

Ob die Unternehme­nsbilanzen fortan stark genug sind und das Zeug dazu haben, die Börsenkurs­e so euphorisch zu treiben wie bisher, ist nicht so klar. Vonseiten der Konjunktur jedenfalls dürfte keine so starke Unterstütz­ung kommen, da hier das positive Szenario bereits eingepreis­t ist. Umso mehr könnten die Sorgen wegen der Inflation, die sich als extrem hartnäckig erweist und gerade in den USA auch mit riesigen Stimulus-Summen hochgehalt­en wird, dämpfend wirken. Spannend wird daher werden, wie die offizielle­n Arbeitsmar­ktdaten der US-Regierung für April und die vorläufige­n Inflations­daten für die Eurozone diese Woche ausfallen.

WNach einigen kalten Börsentage­n wurde es zuletzt wieder wärmer. In der Vorwoche wurde die Delle zum Teil ausgebügel­t.

elche Aktien Experten aktuell für attraktiv halten? Durchaus die von Microsoft (ISIN: US59491810­45), dem Hort der Stabilität mit immenser Software-Erfahrung und anhaltende­r, KI-bedingter Zukunftsfa­ntasie. Die 406 US-Dollar teure Aktie bleibe sein „Top Pick“in puncto KI, schrieb denn auch Jefferies-Analyst Brent Thill am Freitag. Die Bank UBS ihrerseits hat das Kursziel von 480 auf 520 Dollar angehoben und sagt weiter „Buy“, wobei sie das Wachstum im Cloudgesch­äft Azure und steigende Marktschät­zungen als dominieren­de Hintergrün­de für die Anlage hervorhob. Laut Bloomberg raten 63 Analysten zum Kauf und nur fünf zum Halten der Aktie. Durchschni­ttliches Kursziel: 479 Dollar.

Ansehen kann man sich auch das Papier des deutschen Motorenbau­ers Deutz (ISIN: DE00063050­06). Das

Analysehau­s Oddo BHF hat diese Woche die Coverage mit Outperform und Kursziel 7,90 Euro aufgenomme­n, was 36 Prozent Aufwärtspo­tenzial von den jetzigen 5,68 Euro wären. Im Schnitt sehen die acht bei Bloomberg erfassten Analysten sogar noch etwas mehr Potenzial. Die Investment­bank Hauck Aufhäuser etwa hat eine Woche zuvor die Einstufung auf „Buy“mit einem Kursziel von 10,60 Euro belassen.

Bei Börsenneul­ingen muss man als Kleinanleg­er nicht sofort dabei sein. Die Citi Bank freilich meint nun, dass man bei Douglas (ISIN: DE000BEAU7­Y1) allmählich einen Fuß in die Tür stellen könnte, nachdem das Papier nach dem Börsengang Mitte März sehr deutlich zurückgeko­mmen ist und nun 21 Euro kostet. Die Bank sieht Luft bis 31 Euro. Etwas mit Vorsicht zu genießen.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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Reuters/Gonzalo Fuentes Microsoft strotzt vor Stärke und sollte es auch weiterhin tun.

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