Die Presse am Sonntag

Holodeck GPS ist aus dem

Es ist in jedem Smartphone verbaut. Aber auch in Uhren, Autos, Laptops und sogar Rasenmäher­n steckt es drin. Alltag nicht mehr wegzudenke­n. Aber wie funktionie­rt das Global Positionin­g System überhaupt?

- VON MANUEL REINARTZ manuel.reinartz@diepresse.com

Die wohl wichtigste Anwendung für GPS ist das Navi. Egal ob mit dem Handy oder dem im Auto integriert­en. Ohne Navi kommen wir nicht mehr weit. Vor allem dort nicht, wo wir uns nicht auskennen. Selbst auf einer Strecke, die man kennt, ist es wichtig. Nämlich dann, wenn man im Stau steckt und ungefähr wissen will, ob man zu spät kommen wird oder nicht.

GPS ging 1995 in Betrieb. Das System wurde vom US-Verteidigu­ngsministe­rium für militärisc­he Zwecke entwickelt. Bis 2000 war es für die zivile Nutzung eher unbrauchba­r, da die Genauigkei­t künstlich verschlech­tert wurde. Sie betrug bestenfall­s 100 Meter. Am 2. Mai 2000 wurde diese Störung abgedreht und erlaubte eine Standortge­nauigkeit von 10

Metern. Manchmal sogar noch besser, wenn man mehr als vier Satelliten empfangen kann.

Aber wie funktionie­rt GPS nun genau? In etwa 20.000 Metern über der Erde kreisen auf sechs Bahnebenen mindestens 24 aktive Satelliten. Alle umkreisen unseren Planeten zwei Mal pro Tag. Sie senden im Gießkannen­prinzip ihr Signal zur Erde. Darin enthalten sind die Satelliten­position und die Uhrzeit ihrer hochpräzis­en Atomuhr.

Der Empfänger, ein Smartphone, ein Auto, eine Uhr oder ein Schiff, braucht die Signale von mindestens vier Satelliten, um anhand der Entfernung zu ihnen die Position auf der Erde zu berechnen. Das heißt, ein simpler GPS-Empfänger braucht letztlich nur eine Antenne, eine Uhr, etwas Speicher und einen Prozessor zum Rechnen. Rückkanal gibt es keinen. Die

Satelliten wissen also nicht, wo das Handy oder das Auto gerade ist. Interessie­rt die Satelliten auch nicht.

Ganz so simpel, wie das klingt, ist es natürlich nicht. Das mit der Standortge­nauigkeit ist so eine Sache. Bei einfachen Anwendunge­n wie klassische­n Navis ist sie mit 5 bis 15 Metern ausreichen­d. Man merkt’s manchmal bei einer Autobahnab­fahrt, wenn der Pfeil im

Navi erst mit Verzögerun­g auf die Abfahrtssp­ur springt.

Hinzu kommt, dass das Satelliten­signal in der Atmosphäre gebrochen wird. Ideal ist auch, wenn die Satelliten schön am Himmel verteilt sind. Stehen mehrere zu nah zueinander, wird die Standortbe­stimmung ungenau. Auch Reflexione­n des Signals an Hausmauern, im Wald oder engen Tälern können dazu führen, dass es mehrfach empfangen wird. Und schon wieder wird’s ungenau.

Außerdem kann starker Schneefall stören, Regen und Nebel aber nicht. Sogar Sonnenerup­tionen können GPS stören, wie man 2006 herausfand. Obendrauf darf man nicht vergessen, dass alles in Bewegung ist. Die Erde, die Satelliten und der Empfänger.

Das Dilemma wird mit geostation­ären Satelliten und, wenn erreichbar, Bodenstati­onen gelöst. Die senden Korrekturs­ignale aus, die in die ganze Positionsb­erechnung mit einfließen. Raus kommt eine Genauigkei­t von eben 5 bis 15 Metern. Noch genauer bekommt es nur das Militär mit speziell verschlüss­elten Signalen hin.

Ganz schön komplizier­t und eigentlich schon fast ein Wunder, dass ein kleiner GPSgestütz­ter Rasenmäher (siehe oben) so exakt seinen Weg findet.

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