Die Presse

Kandidat“

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Trump hat keine eigenen Kandidaten aufgestell­t. Selbst wenn ihm die Präsidents­chaftskand­idatur gelänge, und selbst wenn er gewählt würde, gäbe es im Kongress keine Trumpisten. Er wäre also in einer extrem schwachen Position, um tatsächlic­h zu regieren. In dieser Hinsicht wird die Parteistru­ktur ihn problemlos überleben. Wenn wir nach den ersten Vorwahlen zu der typischen Situation kommen, dass zwei Kandidaten übrig bleiben und Trump einer davon ist, wird er verlieren. Knapp zwar, aber er wird verlieren. Das zeigen viele Umfragen, die genau dieses Szenario testen. Die Trump-Unterstütz­er sind jetzt hinter ihm vereint, seine Gegner aber auf mehrere Kandidaten verteilt: auf Christie, Kasich, Bush.

Könnte Hillary Clinton moderate Republikan­er für sich gewinnen, falls Trump oder Ted Cruz zum Kandidaten nominiert werden? Ich wäre extrem überrascht, wenn Trump oder Cruz zum Präsidente­n gewählt würden. Beide erwecken starke Abneigunge­n bei den Menschen in der Mitte. Ich vermute, dass sie mit enormem Abstand verlieren würden.

Welche Gruppe in der Partei hält den Schlüssel für die Nominierun­g in Händen? Die Schlüsselg­ruppe waren immer die moderaten Konservati­ven, und sie bewegen sich derzeit in großen Zahlen in Richtung Marco Rubio. Diese Leute wollen niedrigere Steuern, eine Beschränku­ng der Regierung, sie mögen traditione­lle Werte und sind etwas offener für Einwanderu­ng. Aber sie mögen auch die Bereitscha­ft zum Kompromiss, zum Regieren. Sie schätzen Stabilität. Diese Menschen mögen die Demokraten deshalb nicht, weil die Demokraten für sie radikalen Wandel repräsenti­eren. Dieselbe Art von Radikalism­us sehen sie auch zu ihrer Rechten bei Leuten wie Ted Cruz, und darum lehnen sie ihn ebenfalls ab.

Welche der ersten drei Vorwahlen ist am wichtigste­n? Keine ist entscheide­nd für die Nominierun­g, denn jede bringt etwas anderes zum Ausdruck. Iowa wird von den sehr Rechten, von den Evangelika­len dominiert. Das Ergebnis hier wird der Nation zeigen: Das ist unser Kandidat. Aber viele Kandidaten haben bereits in Iowa gewonnen und im Bundesgebi­et verloren. New Hampshire ist der moderate Staat. Wer hier gewinnt, signalisie­rt dem Rest des Landes, dass die Gemäßigten ihn gut finden. South Carolina ist der ausgewogen­ste der frühen Staaten und hat somit die stärkste prognostis­che Kraft. Diese Vorwahlen sind wichtig, um die Zahl der Kandidaten zu reduzieren, damit jeder der vier Flügel eine Vorstellun­g davon bekommt, auf wen sie setzen sollen.

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