Papst geißelt die Teilnahmslosigkeit
Neujahrsvorsätze. Franziskus spricht vom Frieden, der türkische Präsident vom Krieg.
Vatikanstadt/Wien. Papst Franziskus hat seine Neujahrspredigt unter das Motto „Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden“gestellt. In seiner Botschaft kritisierte er die „fortschreitende Globalisierung der Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Leid anderer“. Diese Teilnahmslosigkeit nehme im privaten, gesellschaftlichen und staatlichen Bereich geradezu besorgniserregend zu: „Diese Entwicklung bedroht den Frieden in der Welt. Ihr muss eine Kultur der Solidarität und der Barmherzigkeit entgegengesetzt werden.“
Der Papst befasste sich auch mit der Flüchtlingsproblematik. Millionen von Menschen seien auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung. „Bis wann aber wird die menschliche Boshaftigkeit auf der Erde weiter Gewalt und Hass verbreiten und unschuldige Opfer fordern?“, fragte Franziskus.
Von Frieden war in der Neujahrsansprache des türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdogan,˘ keine Rede, dafür umso mehr von Entschlossenheit und Kampf gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei Kurdistans PKK: „Unsere Sicherheitskräfte säubern sowohl die Berge als auch die Städte Meter um Meter von den PKK-Terroristen – und sie werden mit der Säuberung weitermachen.“
Erdogan˘ lobt Hitlers System
Erdogans˘ großes innenpolitisches Projekt aber ist die Änderung der Verfassung, um die Macht des Präsidenten auszuweiten. Um dieses Projekt anzupreisen, verwies er zuletzt gegenüber Journalisten sogar lobend auf die Hitler-Diktatur: „Es gibt bereits Beispiele in der Welt (für präsidentielle Herrschaftssysteme, Red.). Sie können das sehen, wenn Sie Hitler-Deutschland anschauen.“
Das große innenpolitische Projekt von Präsident Barack Obama für 2016 wiederum ist angesichts der vielen Toten in den USA durch Schusswaffen ein strengeres Waffengesetz. Wegen der sturen Blockadehaltung des republikanisch dominierten Kongresses will Obama den Zugang zu Schusswaffen offenbar im Alleingang begrenzen. Per Erlass will er sicherstellen, dass künftig auch kleinere Waffenhändler die Vergangenheit von Käufern überprüfen müssen und die Vorschriften für das Melden gestohlener und verlorener Waffen verschärft werden. Den entsprechenden Erlass will Obama in den nächsten Tagen verkünden.
In Tokio hat Premier Shinzo¯ Abe seinen Landsleuten zu Neujahr versprochen, Japan auch künftig aus Kriegen herauszuhalten: „Wir werden Krieg verhindern, indem wir uns für alle Eventualitäten rüsten.“Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, hat sich für offene Gespräche mit Südkorea 2016 ausgesprochen. Seoul solle aber auf Aktionen verzichten, die „die versöhnliche Atmosphäre stören“. Südkorea hat unterdessen eine Hotline mit der Volksrepublik China für „Krisenfälle“eingerichtet. Gemeint sein dürfte damit die weitere Entwicklung in Nordkorea. (ag., red.)