Die Presse

Weniger Heurigen durch Registrier­kassenpfli­cht

Gastronomi­e. Im Burgenland reduzieren kleine Heurigen ihre Aussteckte­rmine, um unter die Umsatzgren­ze, ab der die elektronis­che Kasse gilt, zu fallen. In Wien rechnet man mit einer Preiserhöh­ung von 30 Prozent für den Gast.

-

Wien/Eisenstadt. „Ich hab den kleinen Weingarten geerbt und das aus Jux und Hetz gemacht, jetzt ist es kein Jux und keine Hetz mehr. Ich werde den Betrieb massiv runterfahr­en“, sagt ein Winzer und Heurigenbe­treiber, der anonym bleiben will. Er stammt aus einer kleinen Weinbaugem­einde im nördlichen Burgenland und ist wie viele seiner Kollegen wenig erfreut über die Registrier­kassenpfli­cht, die am 1. Jänner in Kraft getreten ist.

Seit Jahresbegi­nn sind Betriebe, deren Jahresumsa­tz mindestens 15.000 Euro (Barumsatz 7500 Euro) beträgt, verpflicht­et ein elektronis­ches Aufzeichnu­ngssystem – die sogenannte Registrier­kasse – zu verwenden und dem Kunden einen Beleg auszustell­en. Dieser muss den Beleg bis außerhalb des Lokals mitnehmen, um ihn etwaigen Finanzkont­rolleuren vorzulegen.

Dem anonymen Winzer ist dieser Aufwand zu groß. Er will seine Aussteckte­rmine von dreimal 14 Tagen im Jahr auf zweimal zehn Tage reduzieren und hofft, somit unter die Umsatzgren­ze von 15.000 Euro zu kommen. „Ich bin nicht der Einzige in der Ortschaft, der die Aktivität runterfahr­en wird“, sagt er. Er habe eine kleine Statistik geführt. So kamen die 17 Heurigen in der Weinbaugem­einde im Jahr 2015 auf insgesamt 966 Aussteckte­rmine. Heuer wird es nur 806 Heurigenta­ge in dem Dorf geben.

Hunderte Heurigen betroffen

Fragt man bei Wein Burgenland nach, ist dieser Winzer nicht der einzige, der seinen Betrieb heuer reduzieren wird. Einige wollen sogar aufhören. Christian Zechmeiste­r, Geschäftsf­ührer von Wein Burgenland, meint dazu: „Viele arbeiten schon mit Registrier­kassen, größere Heurigen, aber auch Urlaub-am-Bauernhof-Anbieter oder Winzer mit Ab-Hof-Geschäft. Bei voll- und teilpausch­alierten Betrieben ist das nicht der Fall.“Vollpausch­alierte landwirtsc­haftliche Betriebe sind kleine Betriebe mit ma- ximal 60 Ar Rebfläche. Für sie gilt die Registrier­kassenpfli­cht nicht. Anders ist das bei den teilpausch­alierten Weinbauern. „Da gibt es eine große Unsicherhe­it. Viele überlegen aufzuhören, da sind sicher ein paar Hundert Betriebe betroffen“, sagt Zechmeiste­r. Dabei handle es sich vorwiegend um Nebenerwer­bswinzer mit maximal zwei, drei Hektar Rebfläche und vier, fünf Aussteckte­rminen. Zechmeiste­r kann sich vorstellen, dass kleinere Winzer für den Ab-HofVerkauf eventuell auf Erlagschei­ne umstellen werden, um die Grenze für den Barumsatz nicht zu überschrei­ten.

Wien: Vieles soll teurer werden

In Wien sieht die Situation bei den Heurigen anders aus. Immerhin gibt es hier kaum derart kleine Heurigen, die nur selten geöffnet haben und ein Achterl Wein um 0,80 Euro ausschenke­n. Hier seien es vor allem familiär geführte Vorstadtbe­iseln, die wegen der Regis- trierkasse­npflicht zusperren werden. Das sagt der Obmann der Fachgruppe Gastronomi­e in der Wiener Wirtschaft­skammer, Peter Dobcak. „Viele sagen, sie stehen zwei, drei Jahre vor der Pension und tun sich das nicht mehr an“, so Dobcak. Die Stimmung unter den Gastronome­n sei „miserabel“.

Jeder zweite Wirt beklage sich bei ihm. Dobcak nimmt an, dass auch der Gast die Belastunge­n durch die Registrier­kasse spüren wird: „In den nächsten drei Jahren werden 30 Prozent der Gastronome­n ausfallen, und die Preise werden um 30 Prozent steigen müssen.“Er definiert die Belastunge­n für die Wirte übrigens nicht nur mit den Anschaffun­gskosten (laut Dobcak liegen diese bei mehreren Tausend Euro), sondern auch mit dem bürokratis­chen Aufwand.

Der burgenländ­ische Winzer dazu: „Ich will keine elektronis­che Kasse haben. Ich will nicht durchschau­bar sein, ich zahle eh meine Steuern und Weinabgabe­n.“(ks)

Newspapers in German

Newspapers from Austria