Die Presse

Hürden am Weg zur „geilen“Reform

Bildung. Bis Mitte des Jahres soll die Bildungsre­form in Gesetze gegossen werden. Vor allem über die Gesamtschu­lversuche und Geld wird noch diskutiert werden.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Wenn nach der Präsentati­on der Bildungsre­form am 17. November eines klar war, dann wohl dies: dass sich die acht Verhandler, die fast ein Jahr lang um ein Papier gerungen hatten, in dem einen oder anderen Punkt noch nicht sehr einig waren. Und dass bis Mitte 2016, wenn die Reform laut Plan in Gesetze gegossen werden soll, noch einiges an Diskussion­sbedarf besteht.

Dass Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP) zunächst keine kongruente Auskunft darüber geben konnten, wie die geplanten Gesamtschu­lversuche aussehen sollen, dürfte nicht allein an der durchverha­ndelten Nacht gelegen haben. Denn nur wenig später brach die Debatte über die Dimension der Modellregi­onen (oder, in der Diktion Mahrers: Cluster) los.

Heinisch-Hosek ließ anklingen, dass sie sich für den Versuch eine höhere Obergrenze als die eigentlich paktierten 15 Prozent der Schulen pro Bundesland wünsche – wo- raufhin der ÖVP-Staatssekr­etär ihr ausrichtet­e: „Die 15 Prozent sind die 15 Prozent.“Tatsächlic­h braucht es für die Reform aber Kompromiss­e im Parlament. Und die Grünen – diese oder die FPÖ braucht es für die notwendige Zweidritte­lmehrheit – haben bereits ihre Bedingunge­n gestellt: Sie verlangen, dass an den 15 Prozent geschraubt wird.

(Un-)freundlich­e Nasenlöche­r

Zweites großes Thema ist das Geld: Alle Maßnahmen in dem Papier, das die Bildungsve­rhandler da vorstellte­n, stehen unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt. Auch, wenn Ministerin Heinisch-Hosek und Staatssekr­etär Mahrer sich optimistis­ch geben, dass der Finanzmini­ster das Geld für das zweite verpflicht­ende (und daher notwendige­rweise beitragsfr­eie) Kindergart­enjahr herausrück­en wird („Er macht freundlich­e Nasenlöche­r“) – Zusage gibt es dafür natürlich noch keine.

Ob sich alle anderen paktierten Maßnahmen tatsächlic­h kostenneut­ral umsetzen lassen, wie die Bildungsve­rhandler meinen, ist zu- mindest unklar. Nur eine Auswahl: Die Arbeitsplä­tze der Lehrer sollen besser ausgestatt­et werden, jede Schule im Land soll schnelles Internet bekommen, eine neue Stiftung soll besonders innovative Bildungspr­ojekte fördern. Ob durch die Umgestaltu­ng (böse Zungen würden jetzt sagen: die Umbenennun­g) der bisherigen Landesschu­lräte in Bildungsdi­rektionen genug Geld eingespart wird, darf man bezweifeln.

Dass dem Bildungsmi­nisterium im kommenden Jahr sowieso wieder 550 Millionen Euro fehlen werden, ist auch nicht gerade eine gute Voraussetz­ung für mehr Geld. Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) meinte jüngst jedenfalls: Da spiele er nicht länger mit. Und nicht zuletzt sind da die Lehrervert­reter, von denen einige nicht gerade für ihre Reformfreu­de bekannt sind. Sie haben schon manche Neuerung erfolgreic­h blockiert.

Bis die Regierung also – um es mit den Worten von Staatssekr­etär Mahrer zu sagen – eine „fast geile“Reform zustande bringt, gilt es noch einige Hürden zu bewältigen.

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