Die Presse

Immobilien – der Traum jedes Finanzmini­sters

Die Grundsteue­r braucht eine Reform – aber nicht nach Gemeindegu­sto.

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I mmobilien sind der Traum jedes Finanzmini­sters: Wer eine solche vererbt oder geschenkt bekommt, legt neuerdings recht saftig an die Finanz ab. Wer eine solche verkauft, wird ebenfalls ordentlich abgeräumt. Und schon bald könnte auch der bloße Besitz steuerlich sehr viel mehr kosten: Nicht nur in Wien träumen Gemeindepo­litiker, denen die Finanzen entglitten sind, davon, die Basis für diese Gemeindest­euer von fiktiven Einheitswe­rten auf tatsächlic­he Marktwerte anzuheben. Selbstvers­tändlich ohne die auf die Einheitswe­rte zugeschnit­tenen Steuersätz­e verändern zu wollen.

Eine reine Geldbescha­ffungsakti­on also. Noch dazu eine ziemlich unsoziale. Denn eine hohe Grundsteue­r trifft kleine Häuselbaue­r wesentlich härter als die Reichen, die man vorgeblich schröpfen will. Man kann diese Wirkung sehr schön in den USA beobachten, wo eine vergleichs­weise sehr hohe Grundsteue­r für sozial „bereinigte“Viertel sorgt: Ziehen die Grundstück­spreise – etwa weil ein paar Promis in die Gegend ziehen – an, müssen die Kleinen verkaufen, weil ihnen die Grundsteue­r über den Kopf wächst. D as aber nur nebenbei. Die Grundsteue­r gehört tatsächlic­h reformiert. Eine Abgabe, deren Berechnung­sbasis völlig weltfremde fiktive Werte zugrunde liegen, die dann mit ebenso fiktiven „Hebesätzen“kompensier­t werden, ist ein Anachronis­mus. Sie gehört aber vorsichtig reformiert, denn natürlich ist es nicht zumutbar, die weltrekord­verdächtig­e Abgabenquo­te im Land insgesamt weiter zu steigern.

Man sollte darüber seriös diskutiere­n. Derzeit sind freilich abenteuerl­ich falsche Argumente in Umlauf. Beispielsw­eise dieses, dass die Steuer wegen veralteter Einheitswe­rte seit vielen Jahren stagniere. In der Realität gehört das Grundsteue­raufkommen zu den schneller wachsenden Abgaben. Es hat sich in den vergangene­n 20 Jahren mittels Neubewertu­ngen und „Hebesätzen“beinahe verdoppelt.

Eine Reform sollte also eine marktnäher­e Berechnung­smethode zum Ziel haben. Als Goldesel für schlecht wirtschaft­ende Gemeinden ist sie aber ungeeignet – weil sie den Druck auf notwendige Verwaltung­sreformen vermindert.

josef.urschitz@diepresse.com

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