Die Presse

Das Schwitzen unter dem Zuckerhut

Olympia. In Rio de Janeiro will sich Österreich­s Sport rehabiliti­eren, die Schmach der London-Null tilgen. Problemzon­en der „Cidade Maravilhos­a“: U-Bahn und Wasserqual­ität.

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Zwei Jahre nach der FußballWel­tmeistersc­haft ist Brasilien erneut Gastgeber eines Großereign­isses. Die Olympische­n Sommerspie­le rücken die Metropole unter dem Zuckerhut vom 5. bis 21. August ins Rampenlich­t. In 28 Sportarten fallen 306 Entscheidu­ngen, für Österreich­s Sport steht noch mehr auf dem Spiel – nach der Null von London 2012 ist das Verlangen nach Edelmetall größer denn je.

Wer soll diese Medaillen gewinnen? Es gibt nur wenige, auch wenn es Sport und Politik nicht wahrhaben wollen, die dazu in der Lage sind. 80 bis 90 Sportler wird der ÖOC-Kader ausmachen, echte Medaillent­ipps sind nur die Segler, allen voran die 470er-Weltmeiste­rinnen Ogar/Vadlau und ihre 49erKolleg­en Delle-Karth/Resch. Mit Glück haben Judoka, Beachvolle­yballer und das Tischtenni­steam eine Chance, der Rest obliegt dem Zufall und der Tagesform.

Der Ort für die Feierlichk­eiten ist jedenfalls bereits ausgewählt, das Österreich-Haus ist in Bota- fogo, im Klubhaus des Fußballver­eins, für drei Wochen angesiedel­t. ÖOC-Präsident Karl Stoss: „Medailleng­arantie hat man nie. Obwohl wir kein Meer haben, sind wir eine Segelgroßm­acht geworden. Es werden riesige Spiele, Brasiliane­r vermitteln Lebensfreu­de.“

Der tägliche Verkehrska­rneval

Aber es gibt auch in Rio de Janeiro selbst noch viele, teils große Probleme. Explodiere­nde Kosten und das Hinterherh­inken der Bauarbeite­n bereiten den Verantwort­lichen Kopfzerbre­chen. Allen voran ist das schleppend­e Voranschre­iten der U-Bahn-Linie 4 – des Hauptträge­rs des kompletten olympische­n Transports­ystems – weiterhin besorgnise­rregend.

Wird diese Ubahn-Linie nicht in Betrieb genommen, ist ein Verkehrsch­aos programmie­rt. Sie führt ohnehin schon nicht direkt zum Olympiarea­l, fällt sie aber komplett aus, sind alle Planungen vergebens. Viele Bewerbe, der Olympiapar­k und das Athletendo­rf sind in Barra, 40 Autominute­n von der Copacabana entfernt, angesiedel­t. Es führen nur zwei Straßen dorthin, an manchen Stellen sogar nur einspurig, aber Rios Verkehr ist ein täglicher Karneval. Dass ein Fahrradweg nebenher läuft, ist blanker Hohn. Er ist so schmal gebaut worden, dass auch hier Kollisione­n kaum zu verhindern sind. Dazu gibt es zwischen dem Maracana-˜ und dem Olympia-Stadion eine Zugverbind­ung, zu den Wildwasser-Rennen in Deodoro fährt ein Bus. Und die schlechte Wasserqual­ität bei den Seglern ist weiterhin ein ungelöster Problemfal­l.

94 Prozent der Sportarene­n sind jedoch bereits fertiggest­ellt. 31 Hochhäuser wurden in Barra, dem neu erschlosse­nen westlich gelegenen Stadtteil, für 18.000 Sportler und Betreuer gebaut. Ilha Pura, reine Insel, nennt sich diese Megasiedlu­ng. Nach Olympia werden die 3604 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern verkauft. Auch viele Sportstätt­en werden nach den Spielen umgewidmet, als Schulen verwendet. Das ist mehr als nur ein Hauch von Nachhaltig­keit. (fin)

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