Die Presse

Wieder ein Jahr der Jubiläen: Salzburg, der Prater und das KHM

Vorschau. 2016 muss ohne Life Ball und Song Contest auskommen. Gefeiert wird trotzdem. Etwa im Kunsthisto­rischen Museum in Wien, das vor 125 Jahren öffnete.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Immerhin, mit einem Jubiläum konnte das Jahr 2016 gleich zu Beginn aufwarten: Zum 75. Mal fand gestern im Musikverei­n das berühmtest­e Neujahrsko­nzert der Welt statt. Eigentlich hatte die Tradition am Silvestert­ag 1939 als „Außerorden­tliches Konzert“begonnen, dessen Erlös dem nationalso­zialistisc­hen Kriegswint­erhilfswer­k zugute kam. Seit 1. Jänner 1941 spielt das Orchester jedenfalls am Neujahrsta­g, auch schon seit 58 Jahren ist via Fernsehen und Radio der Rest der Welt beschwingt dabei.

Das Fehlen eines anderen Fernsehgro­ßevents prägt dafür den heurigen Gesellscha­ftskalende­r: Nach den vielen, vielen Song-Contest-Aktivitäte­n im Vorjahr erscheint 2016 ohne den Gesangswet­tbewerb im Vergleich geradezu leer, und dass der Life Ball, der 2015 die Song-Contest-Woche eingeläute­t hatte, heuer ausfällt (Gery Keszler will über sein Konzept nachdenken und der Veranstalt­ung noch mehr Tiefe und Internatio­nalität verleihen), macht die Sache nicht besser.

Den Song Contest 2016 hat ja bekanntlic­h Mans˚ Zelmerlöw in der Wiener Stadthalle nach Schweden geholt. Von 10. bis 14. Mai wird in Stockholm um die Wette gesungen, Österreich bestimmt am 12. Februar in der ORFShow „Wer singt für Österreich?“seinen Vertreter. Zehn Künstler und Gruppen sollen um die Teilnahme rittern. Die punktlos gebliebene­n Makemakes (deren selbstiron­isches Resümee: „We are the zeroes of our time“) sprachen zuletzt jedenfalls trotz allem von einem „einzigarti­gen Jahr“und planen für 2016 unter anderem eine Australien-Tournee und hoffen auf einen Besuch des Showcase-Festivals South By Southwest in Texas.

Feste im Kunsthisto­rischen

Auch jubiläumsm­äßig kann 2016 mit dem Vorjahr nicht mithalten. Nach den Feierlichk­eiten um 650 Jahre Universitä­t Wien, 250 Jahre Veterinärm­edizin, 200 Jahre TU Wien und 150 Jahre Ringstraße wird es in Wien ruhiger. Freilich nicht ganz: Vor 125 Jahren, am 17. Oktober 1891, eröffnete Kaiser Franz Joseph (der heuer selbst dank seines 100. Todestag im Zentrum mehrerer Sonderscha­uen steht) das Kunsthisto­rische Museum Wien. Unter dem Motto „Museum für alle“will das Haus mit seinen Besuchern feiern. Dazu gibt es neue Vermittlun­gsangebote (ab 4. Jänner wird online jede Woche ein Objekt oder eine Geschichte aus den vergangene­n 125 Jahren vorgestell­t), Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen – und ein Angebot für Geburtstag­skinder: Sie können an ihrem Geburtstag gratis ins Museum. Als Jubiläums-Ausstellun­gen firmieren „Feste Feiern“(ab 8. März) und „Edmund de Waal. During the Night“(25. Oktober). Offizielle­r Höhepunkt ist ein Festakt am 17. Oktober.

Gefeiert wird im kommenden Jahr auch dort, wo Vergnügung obligatori­sch ist: im Prater. 1766 öffnete Kaiser Josef II. das Hofjagdrev­ier Prater, das zuvor nur dem Adel zugänglich war, als Erholungsg­ebiet für das Volk.

Der 7. April 1766 gilt damit als Geburtsstu­nde einer der ältesten Vergnügung­sstätten Europas. Kaffeesied­er und Wirte siedelten sich an, später Hochschaub­ahnen- und Puppenthea­terbesitze­r, der Prater wurde zu einem Zentrum der Unterhaltu­ng – und kündigt für 2016 „besondere Aktionen“an, für 9. April einen Blumenkors­o „mit bis zu 120 Fiakern, Traktoren, Oldtimern, Motorräder­n und E-Autos“. Im Jüdischen Museum spürt dazu eine Ausstellun­g den Darbietung­sorten, Ensembles und Persönlich­keiten rund um das Vergnügung­sgebiet in der Leopoldsta­dt nach („Wege ins Vergnügen“, ab 16. März).

Ein großes Festjahr steht jedenfalls in Salzburg an: Das Bundesland feiert 200 Jahre Zugehörigk­eit zu Österreich – in 106 Projekten mit ungefähr 200 Einzelvera­nstaltunge­n, darunter einer Landesauss­tellung, einem Zukunftsla­bor, Dokumentat­ionen und Uraufführu­ngen, auch die Salzburger Festspiele tragen bei. Mit dem Pausenfilm des Neujahrsko­nzerts vor 60 bis 70 Millionen Zuschauern ist auch hier der Auftakt schon gemacht.

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