Es war ein spannendes 2015
Rückblick. Der heimische Immobilienmarkt blieb stabil. Abgesehen von der Bürovermietung. Aber das kümmerte Investoren nicht. Im Gegenteil.
Die Bankenkrise, die Schuldenkrise und die Konjunkturkrise haben dem österreichischen Immobilienmarkt scheinbar nicht geschadet, sondern hohe Preise weiter unterstützt“, meint Eugen Otto, Geschäftsführer der Otto Immobilien Gruppe, rückblickend. Dies ist nicht bloß ein Statement – sein Unternehmen hat 2015 etwa 16 neue Mitarbeiter angestellt.
2015 stellte sich auch für andere gut dar: Durch die Spaltung und Verschmelzung von UBM mit Strauss & Partner Development GmbH (über Piag Immobilien AG) entstand mit der UBM Development ein Trade Developer europäischen Formats. „Diese Transaktion bringt eine echte Win-win-Situation“, meinte UBM-Vorstandsvorsitzender Karl Bier im März zur Eintragung ins Firmenbuch. „Die verschmolzenen Gesellschaften ergänzen einander perfekt.“Seine Einschätzung bestätigt Aufsichtsratsvorsitzender Karl-Heinz Strauss am Jahresende: „Zu sehen, dass die Fusion funktioniert hat, ist eines der Highlights 2015.“Die neue UBM Development konzentriert sich als Pure Player auf die Immobilienentwicklung in Europa.
Neue Büroflächen ab 2017
Auch in Österreich ist viel Potenzial vorhanden. Denn die Neubauproduktion bei Gewerbeflächen erreichte 2015 „einen neuen Tiefstwert von nur rund 130.000 Quadratmetern“, führt Michael Ehlmaier, Geschäftsführer von EHL Immobilien, aus. „Der Markt ist zum ersten Mal seit mehreren Jahren klar von einem Nachfrageüberhang geprägt.“
Laut Stefan Brezovich, Vorstand der Örag, fehlt es „an echtem Büroneuflächenbedarf, sodass es kaum Übersiedlungen gibt, die einem gestiegenen Flächenbedarf geschuldet wären. Meiner Ansicht nach wird 2016 sich ähnlich entwickeln wie 2015.“Die Nachfrage nach großen Flächen konzentriert sich daher auf jene Objekte, die ab 2017 neu auf den Markt kommen.
Gezielte Erweiterung
Die aktuelle Situation nützt auch der IC Projektentwicklung, die mit dem Auftakt für ihr bisher größtes Bauprojekt, der Erweiterung des „Viertel Zwei“, „ein unternehmerisches Highlight gesetzt hat“, befindet Michael Griesmayr, IC Projektentwicklung. Auf 28.000 Quadratmetern Grundfläche werden über 70.000 m2 Bruttogeschoßflächen errichtet, darunter das 21.000 m2 große Bürohaus „Denk Drei“.
Die Chancen für die Verwertung der derzeit realisierten Projekte sind gut, denn das Interesse ausländischer Investoren wächst deutlich. Während deutsche institutionelle Investoren 2015 die größte ausländische Käufergruppe auf dem heimischen Investmentmarkt waren, „drängen neue Käufergruppen aus Übersee, dem Nahen und Fernen Osten, auf den Markt“, erklärt Ehlmaier. Diese Entwicklung traf den gesamten europäischen Gewerbeimmobilienmarkt. Das Investitionsrekordvolumen in Österreich von 2014 mit rund drei Milliarden Euro wurde dank dieser Nachfrage übertroffen. Auch ausschlaggebend für ein neues Rekordjahr war der größte Immobiliendeal, der in Wien abgeschlossen wurde: der Verkauf von Wien Mitte mit dem Einkaufszentrum The Mall an ein Konsortium unter der Führung von Morgan Stanley Real Estate Investing (MSREI). Einen Gang höher sollte es weitergehen, meint Andreas Ridder, Geschäftsführer CBRE Österreich und Chairman CBRE CEE. „Während schon 2015 ein Rekordinvestmentjahr war, sollte 2016 alles Bisherige in den Schatten stellen.“
Revival des Wohnhochhauses
Wohnraum ist und bleibt ein Thema, Projektentwickler nutzen die Chance, um Büro- in Wohnflächen umzuwandeln und neue Bauten zu realisieren, wie etwa der BIG-Konzern. „Ein Höhepunkt 2015 war der Start des ARE-Wohnbauprogramms, in dessen Rahmen rund zwei Milliarden Euro investiert werden“, erklärt ARE Geschäftsführer Hans-Peter Weiss. Das größte Vorhaben des Konzerns ist derzeit aber der neue Med-Campus Graz. „Im Herbst wurde pünktlich Dachgleiche gefeiert.“
Auch von einem Revival des Wohnhochhauses kann man 2015 sprechen, denn es ist „eine von mehreren Antworten auf die Liegenschaftsknappheit in den Ballungszentren. Es ist als vertikales Stadtquartier zu verstehen“, kommentiert ÖSW-Vorstand Michael Pech. Im Juli übergab die ÖSW-Gruppe knapp 250 Wohnungen im 80 Meter hohen Leopoldtower an die Bewohner. Mit der abgeschlossenen Flächenwidmung rückte 2015 auch der Baubeginn für „Triiiple“und „Danube Flats“in greifbare Nähe – Wien wird damit neue Türme bekommen.
Und wie könnte angesichts vieler positiver Meldungen 2016 werden? „Ich erwarte ein weiteres gutes Jahr für den Immobiliensektor in Österreich“, so Porr-CEO Strauss, „und ein heißes politisches Umfeld.“