Der unbequeme Prediger
Porträt. Der schiitische Scheich Nimr al-Nimr führte bereits 2011 die Demonstrationen gegen die saudische Regierung an.
Kairo. Wegen seiner Reden gegen die Unterdrückung der Schiiten wurde Scheich Nimr al-Nimr unter der religiösen Minderheit Saudiarabiens in den 1990er-Jahren schnell bekannt. Dem sunnitischen Königshaus war der Mittfünfziger, der am Wochenende hingerichtet wurde, lang ein Dorn im Auge.
Fast zehn Jahre lebte der Geistliche in den 1980er-Jahren im Iran. Dort betrieb er Islamstudien. Nach seiner Rückkehr wandte er sich in seinen Predigten immer wieder gegen die Politik des saudischen Regimes und forderte mehr Rechte für die Schiiten, die bis zu 15 Prozent der mehr als 27 Millionen zählenden Bevölkerung Saudiarabiens ausmachen. Dabei sprach er sich für friedlichen Protest aus. Nimr al-Nimr galt als treibende Kraft hinter dem Protest gegen die Regierung, der zu Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings 2011 auch im Osten Saudiarabiens aufflammte, wo die größten Ölvorkommen des Landes schlummern. Mehrmals wurde der Aktivist verhaftet. Seine letzte Festnahme 2012 führte zu tagelangen Unruhen.
2014 wurde er wegen „Schürens religiöser Konflikte“und „Ungehorsams gegenüber dem Herrscher“zum Tode verurteilt, im Oktober wurde das Urteil bestätigt. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Verfahren gegen Nimr al-Nimr als „zutiefst fehlerhaft“. (APA/DPA)