Die Presse

Keine Steuerhohe­it für die Länder

Finanzausg­leich. Der Anlauf für mehr Steuerauto­nomie ist praktisch schon gescheiter­t. Das Finanzmini­sterium lässt jedoch bis Ende Jänner noch Varianten berechnen.

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Salzburg/Wien. Mit einem Festakt auf Schloss Mattsee erfolgte am Sonntag die offizielle Übergabe des Vorsitzes der Konferenz der Landeshaup­tleute. Der Salzburger Landeshaup­tmann, Wilfried Haslauer (ÖVP), hat diese Funktion nunmehr turnusmäßi­g im ersten Halbjahr 2016 von seinem oberösterr­eichischen Amtskolleg­en Josef Pühringer (ÖVP) übernommen. Überschatt­et war die Amtsüberga­be von einer Vorentsche­idung bei einer der zentralen Aufgaben im neuen Jahr: der Neuregelun­g des Finanzausg­leichs, der Steuerauft­eilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Dabei wird auch die Möglichkei­t der Steuerhohe­it der Länder diskutiert. Haslauer winkte aber am Wochenende im ORF-Radio bereits ab: Das sei in einem Jahr „nicht zu bewältigen“. Nach Informatio­nen der „Presse“aus Koalitions­kreisen ist die Umsetzung wegen der fehlenden Einigkeit der Bundesländ­er nicht zu erwarten.

Im Büro von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) war man verwundert über die Aussagen Haslauers. Denn bei der letzten Sitzung des politische­n Lenkungsau­sschusses im November, in dem Politiker der drei Gebietskör­perschafte­n vertreten sind, war man so verblieben: Experten des Finanzress­orts wurden noch einmal beauftragt durchzurec­hnen, welche Möglichkei­ten und Modelle infrage kämen. Die Ergebnisse dazu werden dann Ende Jänner bei einer weiteren Sitzung des Lenkungsau­sschusses vorgelegt, wurde der „Presse“im Finanzmini­sterium erklärt. Darüber hinaus sei diesmal bewusst früh – bereits 2015 – mit den Verhandlun­gen begonnen worden, um eine weitreiche­nde Neuregelun­g zustande zu bringen.

SPÖ ist gegen „Fleckerlte­ppich“

In Diskussion sind insbesonde­re Varianten, bei denen der Bund weiter einen Sockelbetr­ag einer bestimmten Steuer einhebt. Die Bundesländ­er hätten dann einen Spielraum, die weitere Höhe des Steuersatz­es jeweils selbst festzulege­n. Bei der Körperscha­ftsteuer könnte das beispielsw­eise bedeuten: Der Sockelbetr­ag des Bundes macht 20 Prozent aus, die Länder könnten entscheide­n, welchen Prozentsat­z bis zu maximal fünf Prozent sie jeweils verlangen wollen.

Finanzmini­ster Schelling versteift sich nicht auf mehr Steuerauto­nomie der Länder. Es gehe ihm aber darum, dass diese Frage im Zuge des Finanzausg­leichs ausdiskuti­ert werde. Mit seiner klaren öffentlich­en Absage ist Haslauer auf Länderseit­e keineswegs allein. Zuvor hat sich bereits der steirische Landeshaup­tmann, Hermann Schützenhö­fer, eindeutig gegen mehr Steuerauto­nomie ausgesproc­hen. Zum Abwinken von Länderseit­e kommt, dass auch die Bundes-SPÖ keine Freude mit dem Vorhaben hat. Für SPÖKlubche­f Andreas Schieder ist ein „steuerpoli­tischer Fleckerlte­ppich“in Österreich nicht sinnvoll.

An seinem Hauptziel für die Verhandlun­gen hält Finanzmini­ster Schelling jedenfalls fest: Der ab 2017 vorgesehen­e Finanzausg­leich solle „ausgabenor­ientiert“umgestalte­t werden. Die Finanzströ­me aus den Steuereinn­ahmen sollen jenen zufließen, die die Verantwort­ung für bestimmte Bereiche innehaben.

Beim Festakt in Mattsee stellte Salzburgs Landeschef Haslauer den Vorsitz unter das Motto „Sicherheit, Planbarkei­t und Verlässlic­hkeit“. Das gelte für Finanzfrag­en wie für das Flüchtling­sthema (siehe Seite 2). Pühringer wandte sich gegen Reformen, die in Richtung Zentralism­us gehen. (ett/APA).

 ?? [ APA ] ?? Feierliche Amtsüberga­be auf Schloss Mattsee: Oberösterr­eichs Josef Pühringer (l.) übergab am Sonntag den Vorsitz der Landeshaup­tleute-Konferenz an Salzburgs Wilfried Haslauer, im Bild mit Lebensgefä­hrtin Christina Rößlhuber.
[ APA ] Feierliche Amtsüberga­be auf Schloss Mattsee: Oberösterr­eichs Josef Pühringer (l.) übergab am Sonntag den Vorsitz der Landeshaup­tleute-Konferenz an Salzburgs Wilfried Haslauer, im Bild mit Lebensgefä­hrtin Christina Rößlhuber.

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