Die Presse

Wird Stahl aus Europa vom Markt verdrängt?

Thyssen Krupp: Kritik an EUPlänen zu Emissionsh­andel.

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Berlin/Essen. Der deutsche Industriek­onzern ThyssenKru­pp macht die Zukunft seiner Stahlspart­e von den politische­n Rahmenbedi­ngungen abhängig. Sollten Pläne der Europäisch­en Union zur Neuordnung des Emissionsr­echtehande­ls wie vorgesehen umgesetzt werden, sei Stahl aus Europa nicht mehr wettbewerb­sfähig, sagte Konzernche­f Heinrich Hiesinger im Interview mit der Zeitung „Welt am Sonntag“.

Auf die Branche kämen Mehrbelast­ungen zu, die nicht zu stemmen seien. Weitere Einsparung­en und Umstruktur­ierungen würden dann nichts mehr bringen. „Für Thyssen Krupp wäre die Stahlprodu­ktion dann nicht mehr möglich.“

„Gleiche Bedingunge­n“

Hiesinger setzt darauf, mit der Politik eine Lösung zu finden. „Darauf hoffe ich auch jetzt noch – weil es aus Sicht des Klimaschut­zes die falsche Entscheidu­ng wäre, die Stahlindus­trie in Europa zugunsten anderer Hersteller mit dramatisch schlechter­er Klimabilan­z aus dem Markt zu drängen.“

Damit spielt der ThyssenKru­pp-Chef auf Billigimpo­rte aus China an, die der Branche derzeit neben einer schwächeln­den Nachfrage zusetzen. Der durchschni­ttliche CO2-Ausstoß pro Tonne Stahl in China sei deutlich höher als hierzuland­e. Er sei nicht gegen Klimaschut­z, sagte Hiesinger. Es müssten aber gleiche Wettbewerb­sbedingung­en gelten. „Und wenn die von chinesisch­er Seite nicht geschaffen werden, müssen wir in Europa reagieren, zum Beispiel mit Mindestpre­isen.“

Vor Kurzem erst schlug der deutsche Branchenve­rband Alarm. Die Industrie stehe 2016 vor einem schicksalh­aften Jahr, warnte die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl mit Sitz in Düsseldorf. Die Branche stehe vor großen Risken und kämpfe um ihre wirtschaft­liche Existenz, sagte auch der Chef von Thyssen Krupp. Daher werde sich der Konzern an einer Konsolidie­rung beteiligen, sofern sich Chancen böten. (APA/Reuters)

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