Badora: „Mit Kritik kann ich umgehen“
Kernstücke für das Volkstheater sind Johann Nestroys Komödien. Sie haben für Ihre erste Saison „Zu ebener Erde und erster Stock“ausgewählt. Es gab Verrisse. Wie gehen Sie damit um? Susanne Lietzow, die hier im Volkstheater den Nestroy inszeniert hat, ist Österreicherin. Sie liebt diesen Dramatiker, kennt sich in seinen Stücken aus und hat auch schon Nestroy-Preise gewonnen. Es hat mich überrascht, dass diese Aufführung als so extrem ungewöhnlich kritisiert wurde. Ich habe das nicht unbedingt so gesehen. Aber es stimmt schon: Viele Zuschauer haben ihr übel genommen, dass sie „ihren“Nestroy anders als gewohnt inszeniert hat. Mit Kritik kann ich umgehen. Wenn sie nachvollziehbaren Kriterien folgt und Hinweise auf tatsächliche Schwachstellen liefert, aus denen wir lernen, sind mir auch Verrisse willkommen.
Entsprechen die bisherigen Bedingungen in Wien Ihren Erwartungen? Ich bin gerade dabei, die Spielräume auszuloten. Das Volkstheater war und ist extrem unterdotiert. Aber wir haben inzwischen gemeinsam Prozesse angestoßen, die Hoffnung machen. Es scheint sich die Bereitschaft durchzusetzen, etwas zu bewegen, effizienter zu werden. Wir werten auch die Rückmeldungen des Publikums aus. Das ist ein kreativer, lebendiger Vorgang. Wenn Sie aber wissen wollen, ob ich zufrieden bin mit dem Beginn: Wir haben an den vielen Baustellen des Hauses mit den ersten wichtigen Arbeiten begonnen, künstlerisch mit der gelungenen Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Ronen, Parˇ´ızek und Viktor Bodo´ und dem Aufbau eines wunderbaren Ensembles, finanziell durch bislang erfolgreiche Verhandlungen über Renovierung und Subventionen, strukturell durch Überprüfung der Produktionsabläufe der Kostüm- und Bühnenwerkstätten.