Um Mohammeds Erbe
zum 869 geborenen Muhammad ibn Hasan al-Mahdi. Dieser zwölfte der sünden- und fehlerlosen religiösen Führer sei nie gestorben, sondern erteile aus der Verborgenheit Weisungen und werde in der Endzeit zurückkehren: Ein Erlösergedanke, wie ihn in Abwandlung auch das Christentum kennt.
Auch im Umgang mit dem Koran unterscheiden sich Sunniten und Schiiten: Für Erstere gilt die heilige Schrift des Islam im Wortlaut, während Schiiten glauben, der Koran enthalte Botschaften, die nur der verborgene Imam kenne. Schwerer wiegt, dass über die Jahrhunderte der Vorwurf der Schiiten nie verstummte, ihre Gegner hätten Passagen getilgt, in denen Mohammed Ali als seinen Nachfolger benannt habe.
4 Wie groß sind die Gruppen der Schiiten und der Sunniten?
Wie in den Anfängen, nach Mohammeds Tod, stellen auch heute die Sunniten innerhalb des Islam die Mehrheit: Etwa 85 bis 90 Prozent der weltweit 1,6 Milliarden Muslime sind Sunniten. Nur in Aserbaidschan, im Iran, dem Irak, im Libanon sowie in Bahrain sind Schiiten in der Überzahl, wobei in Bahrains Golfmonarchie ein sunnitisches, eng mit Saudiarabien verbündetes Königshaus über die Mehrheit der Schiiten herrscht. Im Oman stellt übrigens eine islamische Konfession die Mehrheit, die keiner der beiden Hauptströmungen angehört: die Ibaditen.
5 Wie wirkt dieser Glaubenskampf zwischen Schiiten und Sunniten heute?
Saudiarabien, Hüter der heiligen Stätten in Mekka und Medina, geriert sich als Schutzmacht der Sunniten. Wie Katar erhob auch Riad den erzkonservativen und antischiitischen Wahhabismus zur Staatsreligion. Seit der Revolution 1979 befeuert auf der anderen Seite Teheran den politischen Islam schiitischer Prägung. Hinzu kommt, dass sunnitische Terrororganisationen wie der Islamische Staat auch Schiiten als Ungläubige verfolgen, zumal sie deren Milizen, etwa in Syrien und dem Irak, an den Fronten gegenüberstehen.