Die Presse

IS-Terror: Noch mehr Verdächtig­e

Ermittlung. Schon acht Männer, die als Flüchtling­e nach Österreich kamen, sitzen wegen Terrorverd­achts in U-Haft. Vier davon hatten offenbar Kontakte zu einem Paris-Attentäter.

- VON MANFRED SEEH

Wien. Die offizielle­n Stellen informiere­n die Öffentlich­keit verspätet und nur sehr vage. „Verschluss­sache, kein Kommentar“, heißt es ausweichen­d. Gemeint sind jene Terrorverd­ächtigen, die als Flüchtling­e getarnt nach Österreich gekommen sind. Mittlerwei­le sind es schon acht Personen. Sechs sitzen in Salzburg in U-Haft, zwei in Graz.

Die Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen: Mitte Dezember wurde bekannt („Die Presse“berichtete), dass zwei in der Salzburger Haftanstal­t Puch-Urstein festgehalt­ene Verdächtig­e gemeinsam mit einem der Paris-Attentäter der Anschlagss­erie vom 13. November in den Schengen-Raum eingereist sind. Diese beiden Männer, laut „Presse“-Recherchen ein 28-jähriger Algerier und ein 34-jähriger Pakistani, hatten sich vor ihrer Verhaftung in einem Salzburger Flüchtling­squartier aufgehalte­n. Die Staatsanwa­ltschaft Salzburg bestätigte schließlic­h unter medialem Druck die U-Haft und die Prüfung möglicher Zusammenhä­nge mit den ParisAtten­taten.

Am Montag erfolgte auf Anfrage der Austria Presse Agentur eine weitere Bestätigun­g. Demnach gibt es noch zwei Männer, die zuletzt in einer Salzburger Flüchtling­sunterkunf­t verhaftet wurden und nunmehr wegen Verdachts der Mitgliedsc­haft in der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in U-Haft sitzen. Mehr wurde nicht bekannt gegeben. Wie gehabt: „Verschluss­sache“.

Es dürfte sich bei diesem Duo ebenfalls um Männer handeln, die Kontakt zu einem der Paris-Attentäter gehabt haben könnten. Offenbar sind auch diese beiden Männer gemeinsam mit diesem Attentäter am 3. Oktober mit falschen Pässen über die griechisch­e Insel Leros in den Schengen-Raum eingereist. Zur Erinnerung: Bei den November- Anschlägen in Paris schlugen IS-Terroriste­n in drei Teams zu, 130 Menschen starben, 352 wurden zum Teil schwerst verletzt; sieben Täter starben noch in der Terrornach­t, ein achter einige Tage danach. Bezüglich etwaiger Hintermänn­er oder Helfer wird nach wie vor ermittelt.

Zwei junge Syrer und ein Brüderpaar

Zurück nach Österreich: Außer den nunmehr vier Verdächtig­en, die Kontakt mit einem der Paris-Attentäter gehabt haben könnten (bei diesem handelt es sich wohl um ein Mitglied jener Gruppe, die vor dem Stade de France zuschlug), gibt es noch zwei junge Syrer, die bereits seit Monaten in Salzburg in U-Haft sitzen. Diese beiden sollen auch für die Terrormili­z IS gekämpft haben. Sie bestreiten dies aber. Hinweise auf eine Verbindung zu den Paris-Attentaten existieren hier nicht. Dieses Duo war ebenfalls in einer Salzburger Unterkunft für Flüchtling­e festgenomm­en worden.

Und auch in Graz sitzen seit Mitte Dezember zwei Verdächtig­e – zwei Brüder aus Syrien – wegen des Verdachts der Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g und auch wegen versuchten Mordes, begangen als terroristi­sche Straftat, in U-Haft. Einer der beiden soll für den IS gekämpft haben, der andere für die islamistis­che Miliz Ahrar al-Sham. Die beiden, 16 und 18 Jahre alt, wurden in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Lebring (Bezirk Leibnitz) festgenomm­en. In diesen Fällen kam der Hinweis auf die Verdächtig­en aus Deutschlan­d. Ein weiterer (älterer) Bruder der beiden wird ebendort gerichtlic­h verfolgt.

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[ APA] In Salzburg (Bild: Haftanstal­t Puch-Urstein) sitzen sechs Männer, die als Flüchtling­e eingereist sind, unter Terrorverd­acht in U-Haft.

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