Der Tourneesieg ist keine Selbstverständlichkeit
Peter Prevc, Severin Freund oder die unbekümmerten Norweger – sie gelten derzeit eher als Sieganwärter denn ein ÖSV-Skispringer. Auch Schlierenzauer ist kein Siegspringer mehr, für Bischofshofen wurde er aus dem Kader gestrichen.
Wer sieben Mal in Serie die Tournee gewinnt und dieses Kunststück mit sechs verschiedenen Skispringern vollbringt, der hat alles richtig gemacht. Wer seit fünfzehn Bewerben in Serie sieglos ist, in neun Einzelbewerben dieser Saison als „Großmacht“nur dreimal auf dem Podest landet – Michel Hayböck wurde jeweils Zweiter –, der hat als Mannschaft ein Problem. Man muss in Anbetracht von Einsatz und Anspruch sein System, Coaching, seine Motivation und vor allem das Material hinterfragen.
Die 64. Auflage der Vierschanzentournee führte den ÖSV-Adlern ungeschminkt vor Augen, dass die Konkurrenz sportlich außerordentlich aufgeholt, im Materialbereich tüchtig nachgebessert hat. Ob Peter Prevc, der am Dreikönigstag als zweiter Slowene nach Primozˇ Peterka (1997) die Tournee gewinnen wird, der engagiert aufspringende Deutsche Severin Freund oder die unbekümmert abhebenden Norweger Gangnes, Forfang oder Fannemel – sie alle gelten derzeit eher als Sieganwärter denn ein ÖSV-Adler.
Diese Feststellung ist keineswegs Nestbeschmutzung, denn Resultate lügen nicht. Sie sind zwar im Skispringen mitunter durchaus verfälscht, weil der Computer mittels der leidigen Wind- und Luken-Regelung den Sieger kürt, doch auf den Verlauf einer Saison oder eben dieser Tournee umgelegt, müsste man nun eilends im Skiverband hellhörig werden.
Die bis 2014 als Super-Adler vermarkteten Springer siegen nicht mehr. Dass jede Serie irgendwann endet, ist unbestritten. Auch hält sich Gregor Schlierenzauers Tief wirklich hartnäckig lange, damit wird jedoch deutlich, wie sehr seine und Thomas Morgensterns Siege über den wahren Status hinweggetäuscht haben. Ähnliche Phänomene sah man im Skizirkus mit Marcel Hirscher oder Anna Fenninger.
Mit den Rücktritten von Morgenstern, Wolfgang Loitzl oder Martin Koch wurde im Adlerhorst ein Generationenwechsel vollzogen. Neueinsteigern wie Manuel Poppinger muss man nun Zeit geben, Vertrauen schenken – jedoch lastet auf diesen Jungad-