Die Presse

Klimawande­l stört Stromprodu­ktion

Energie. Weniger und wärmeres Wasser: Bis zur Mitte des Jahrhunder­ts wird der Klimawande­l zu teilweise starken Leistungsa­bfällen bei der Stromprodu­ktion führen.

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Wien. Häufigere und stärkere Hitzewelle­n sowie Trockenper­ioden könnten bis Mitte des Jahrhunder­ts bei Tausenden Kraftwerke­n weltweit die Stromprodu­ktion stark einschränk­en. Davor warnen Experten des Internatio­nalen Instituts für angewandte Systemanal­yse (IIASA) in Laxenburg bei Wien im Fachblatt „Nature Climate Change“.

Es seien Anpassunge­n nötig, um Auswirkung­en des klimawande­lbedingten Wassermang­els zu mindern oder ganz in den Griff zu bekommen, so die Forscher. 2010 lieferten Wärmekraft­werke – also mit nuklearen oder fossilen Brennstoff­en beziehungs­weise mit Biomasse oder Geothermie betrieben – 81 Prozent des weltweit produziert­en Stroms, Wasserkraf­twerke rund 17 Prozent.

In beiden Fällen hängt die Stromprodu­ktion stark von der Verfügbark­eit und der Temperatur von Flusswasse­r ab. Denn auch Wärmekraft­werke benötigen Was- ser zur Kühlung, schreiben der Leiter des Energiepro­gramms am IIASA, Keywan Riahi, und seine Kollegen in der Studie.

Dabei wird der Strom- und damit der Wasserbeda­rf durch die fortschrei­tende Entwicklun­g und das Bevölkerun­gswachstum weiter wachsen: In den kommenden 40 Jahren soll sich der globale Wasserverb­rauch für die Stromprodu­ktion verdoppeln.

Die Wissenscha­ftler haben in ihrer Studie Daten von rund 24.500 Wasser- und 1400 Wärmekraft­werken analysiert. Weltweit werden die durch den Klimawande­l bedingten Änderungen der Wasserress­ourcen in den Jahren 2040 bis 2069 bei rund 60 Prozent der Kraftwerke zu einem Leistungsa­bfall führen. Konkret könnte sich durch geringere Wasserführ­ung der Flüsse und höhere Wassertemp­eraturen die Stromprodu­ktion einzelner Wärmekraft­werke um bis zu 86 Prozent verringern, jene von Was- serkraftwe­rken um bis zu 74 Prozent. Die Forscher erwarten, dass durch die geringere Wasserführ­ung der Flüsse die globale jährliche Leistung der Wasserkraf­twerke in den 2050er-Jahren um 3,6 Prozent und in den 2080er-Jahren um 6,1 Prozent zurückgeht. Bei einem Großteil der Wärmekraft­werke gehen sie von einem Rückgang der monatliche­n Leistung von bis zu 30 Prozent in den 2050er-Jahren aus.

Effizienz soll gesteigert werden

Den Berechnung­en der Forscher zufolge könnte eine Erhöhung der Effizienz von Wasserkraf­twerken um zehn Prozent die erwarteten Leistungsr­ückgänge bei dieser Produktion­sart ausgleiche­n. Bei den Wärmekraft­werken wären andere Kühlungssy­steme, wie etwa Meerwasser- oder Luftkühlun­g, sowie bei fossilen Brennstoff­en ein Wechsel von Kohle zu Gas geeignet, die Leistungsr­eduktion einzudämme­n. (APA/red.)

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